Pema Chödrön

Wie wir leben, so sterben wir

Im Fluss des Werdens und Vergehens wahre Freiheit finden

Heft: 01 | 2024 Zeit
Verlag:Arcana
Ort:München
Jahr:2023
ISBN:978-3-442-34301-0
Preis:24 Euro
Seiten:224
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Seele-Nyima
Gebunden

Rezension

„Fünfmal am Tag den Tod betrachten macht glücklich“ – dieses bhutanische Sprichwort stellt Pema Chödrön ihrem neuen Buch „Wie wir leben, so sterben wir“ voran. Mit diesem Satz weist die bekannte buddhistische Lehrerin bereits zu Beginn darauf hin, dass es ihr mit der Darstellung der tibetischen Bardo-Lehren in diesem Buch vor allem darum geht, aus der Auseinandersetzung mit dem Tod Lehren für ein gutes Leben zu ziehen. Im Leben wie im Bardo des Sterbens endet ständig etwas und etwas entsteht neu. Indem wir unser Leben als Abfolge von Bardos, das heißt von Übergängen, betrachten, können wir lernen, mit dem Fluss von Leben und Tod Freundschaft zu schließen und uns auf den Bardo des Sterbens vorzubereiten.

Ausgehend von einer Darstellung der „grundlegenden Bodenlosigkeit“ und Vergänglichkeit unserer Existenz beschreibt Pema Chödrön Wege, wie wir uns dieser Erkenntnis mutig stellen und sie dazu nutzen können, ein glücklicheres und sinnvolleres Leben zu führen.

Sie gibt ausführliche Hinweise zum Umgang mit Emotionen. Unter anderem beschreibt sie Übungen zu „mitfühlendem Verweilen“, die den Mut fördern sollen, die eigenen Gefühle zu fühlen und damit auch die Voraussetzung für das Erleben von Verbundenheit und Mitgefühl zu schaffen.

Aber auch schwierige Emotionen können als Weg zum Erwachen genutzt werden. Dabei sieht die Autorin die Bereitschaft, Unangenehmes zu fühlen, als eine wichtige Voraussetzung dafür an, im Sterben möglichst bewusst bleiben zu können.

Im zweiten Teil des Buches wird die Abfolge der Bardos des Sterbens beschrieben, wie sie im Tibetischen Totenbuch genannt sind, sowie die darin jeweils enthaltenen Gelegenheiten zum Erwachen. Dazu gehört auch die Lehre der fünf Buddha-Familien (die auf Faktoren der Buddhanatur hinweisen, auf der allgemeinsten Ebene: der Körper, die guten Eigenschaften, die Rede, die Handlungen, der Geist) und der drei kayas (Verwirklichungsebenen eines erleuchteten Wesens), die sehr verständlich und erfahrungsnah dargestellt werden. Pema Chödrön betrachtet die sechs Daseinsbereiche (Höllenwesen, Tiere, Hungergeister, Menschen, eifersüchtige Götter, Götter) auch als psychische Zustände, sodass die daraus abgeleiteten Ratschläge unabhängig davon anwendbar sind, ob wir glauben, dass es so etwas wie Reinkarnation oder Bardos gibt. Sehr hilfreich sind die Hinweise zur Begleitung von Sterbenden. Im reichhaltigen Anhang finden sich Meditationsanleitungen und nützliche Zusammenstellungen der Buddha-Familien, der Daseinsbereiche und der Stadien der Auflösung im Sterben.

Ich habe das Buch als eine freundliche und liebevolle Heranführung an ein schwieriges Thema erlebt. Es bietet sehr viel Inspiration für ein erfüllendes Leben und wird dem Anliegen von Pema Chödrön in schöner Weise gerecht, dass die Leserinnen und Leser „eher neugierig als ängstlich werden, wenn es um Tod und Sterben geht“.

Monika Amler

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