Yudo J. Seggelke

Erwachen und Erleuchtung

Verschrotte den eigenen Käfig

Heft: 03 | 2014 Ist Buddhismus eine Religion?
Verlag:Dona Verlag
Ort:Berlin
Jahr:2012
ISBN:978-3-941380-09-7
Preis:21,90 €
Seiten:327
Paperback

Rezension

Noch immer ist Yudo J. Seggelkes dreibändige Erläuterung zu Dogens Shobogenzo die einzig komplette außerjapanische Einführung in dieses zentrale Werk des Soto-Zen. Darauf aufbauend nimmt Seggelke nun die wichtigen Fragen von „Erwachen und Erleuchtung im Zen“ genauer in den Blick. Er schreibt darüber in einer gut lesbaren, einfachen Sprache, die erkennen lässt, dass er das Thema tief durchdrungen hat. Schritt für Schritt bringt er dem Leser die großen Themenblöcke „Erleuchtung – das Erwachen zur Wirklichkeit und Wahrheit“, „Die acht Wahrheiten eines wirklich großen Menschen“, „Erwachen und Erleuchtung“ sowie abschließend die Frage zum richtigen Handeln „nach der Erleuchtung“ nahe.

Dass Yudo Seggelke sich mit dem Shobogenzo seit Jahren intensiv und vorbehaltlos beschäftigt, zeigt sich im vorliegenden Buch erneut anhand der klugen Auswahl und Zusammenstellung der für das Thema „Erleuchtung“ relevanten Kapitel aus dem Hauptwerk Dogens. Mit Bedacht nimmt Seggelke gerade auch Faszikel aus den späten Lebensjahren Dogens in den Blick. Dazu zählt das Kapitel „Acht Wahrheiten eines wirklich großen Menschen“ (Hachi-dainingaku), mit dem das Shobogenzo schließt und dessen Auslegung hier beispielhaft erwähnt sei. Seggelke rehabilitiert den bemerkenswerten, aber von vielen Interpreten unterbewerteten Text, der die wichtigsten Regeln für ein buddhistisches Leben einfach und handlungsorient iert zusammenfasst. Die aufgeführten acht Wahrheiten sind im Verständnis Seggelkes keine uninspirierte To-Do-Liste, verfasst von einem alten, kranken und bereits desillusionierten Mönch, sondern beschreiben ganz im Gegenteil den ruhigen, klaren und ausgeglichenen Zustand, den erwachte und erleuchtete Buddhas erreicht haben.

Der Autor ist souverän und bescheiden genug, redlich einzuräumen, dass sein Buch nichts prinzipiell Neues enthält, sondern − mit Überzeugung orientiert an Dogen und Nishijima − das Verständnis des Zen zu vertiefen sucht. Seinen Ausführungen kann der Leser aufgrund der praxisnahen Beispiele jederzeit folgen, er vermeidet abstrakte Definitionen und religionswissenschaftlichen Fachjargon. Auf der Grundlage seiner Erkenntnisse aus langjähriger Lektüre und Erfahrungen und aus eigener Zazen-Praxis setzt Seggelke eigene Schwerpunkte, systematisiert und kommt dadurch zu ungewöhnlichen Folgerungen. Das macht dieses Buch lesens- und bemerkenswert.

Eberhard Kügler

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