Thich Nhat Hanh

Der Duft von Palmenblättern

Erinnerungen an schicksalhafte Jahre

Heft: 01 | 2024 Zeit
Verlag:O.W. Barth, Neuausgabe
Ort:München
Jahr:2023
ISBN:978-3-426-29343-0
Preis:22 Euro
Seiten:224
Aus dem Englischen übersetzt von Irene Knauf
Gebunden

Rezension

 

„Der Duft von Palmenblättern“ ist eine Neuausgabe der 1966 in den USA und 2000 in Deutschland veröffentlichten Tagebücher von Thich Nhat Hanh. Er hat sie 1962 und 1963 in den USA und von 1964 bis 1966 in Vietnam verfasst. Diese Texte sind Einblicke in das Leben eines nicht mehr ganz jungen buddhistischen Mönchs, der nach einem Studium in den USA wieder in seine vom Krieg zerrissene Heimat zurückgekehrt war, die er dann 1966 für Jahrzehnte verlassen musste.

Anschaulich beschreibt er seinen Umgang mit dem Alltag in beiden Ländern, kontrastreicher kaum hätte sein können. In beiden beschäftigt Thich Nhat Hanh, wie mit der Lehre Buddhas umgegangen wird. So sieht er sich in Vietnam an den Rand der buddhistischen Institutionen gedrängt, was ihn mit einer kleinen Gemeinschaft dazu bewegt, in den vietnamesischen Bergen ein Kloster zu bauen, um das gemeinsame Ideal tiefer Meditation im praktischen Leben umzusetzen. Dieser Ort ist die Quelle der spirituellen Berufung, die sich in seinem Lebenswerk verwirklicht – hier findet Thich Nhat Hanh die Kraft und die Ruhe, die er braucht, um die Grundlagen für eine Neuausrichtung des Dharma zu legen, die später als „Engagierter Buddhismus“ bekannt werden sollte.

Highlight dieses Buches ist eine Erfahrung, die Thich Nhat Hanh als „Anflug von Einsicht“ bezeichnet: „In jener Nacht erkannte ich, dass ich weder jung noch alt bin, dass ich weder existiere noch nicht-existiere. … Ich erkannte, dass ich leer bin, leer von Idealen, Hoffnungen, Standpunkten und Loyalitäten. In diesem Augenblick schwand das Empfinden, eine Entität unter anderen Entitäten zu sein, das heißt, eine von anderen Seinsweisen getrennte und unabhängige Existenz zu haben; es schwand das Gefühl, getrennt zu sein von allem anderen, was ist. Mir war bewusst, dass diese Einsicht ihre Ursache nicht in Enttäuschung, Verzweiflung, Furcht, Begierde oder Unwissenheit hatte. Leicht und leise hatte ein Schleier sich gehoben. Das war alles.“

 

Manfred Folkers

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