EINLADUNG: Buddhafield – ein alternatives, ökologisch-buddhistisches Sommerfestival in England

Ein Beitrag von Stefan Hallen veröffentlicht in der Ausgabe 2017/3 Wer bin ich? unter der Rubrik Gemeinschaft.

Das Buddhafield-Festival, das auch dieses Jahr im Juli wieder stattfindet, ist eine jährliche Zusammenkunft von rund dreitausend freundlichen Menschen, ein einmaliges, fröhliches Feld der Gemeinschaft in der Natur. Hier verbinden sich Rituale, Gesang, Tanz, Kunst und Handwerk, Yoga, Thai-Chi, Meditation und Spiel in einer alkohol- und drogenfreien Umgebung zu einem Gesamtereignis, das je nach Ausrichtung entweder als alternatives Festival oder auch als feierlich-kreatives Retreat betrachtet werden kann.

Gemeinschaft erleben auf dem Buddhafield-Festival | © Stefan Hallen

Man nimmt sich eine Auszeit vom alltäglichen Leben mit all seinen Anforderungen und Ablenkungen, um sich bewusst dem zu widmen, wer und wie man gerade ist; Vielleicht auch sich für eine Zeit zu erlauben, einfach mit dem zu sein, was gerade ist. Das Buddhafield-Festival findet auch in diesem Jahr wieder in den Blackdown Hills, einem Landschaftsschutzgebiet, etwa 10 Kilometer südlich der Kreisstadt Taunton / Somerset in Südwest-England statt. Für Kurzentschlossene: 12. bis 16.7.2017.

Geschaffen wird es – neben einer großen Anzahl von Helfer*innen, die sich freien Eintritt verdienen können – von einem buddhistischen Kollektiv, das der Triratna Gemeinschaft angehört. Neben dem Festival werden von Buddhafield vor allem im Südwesten Englands weitere öko-buddhistische Aktivitäten und Camping-Retreats ausgerichtet, die stets das Praktizieren von Dharma und Meditation im Freien betonen. So zum Beispiel ein intensives zwei- bis vierwöchiges “Total Immersion Retreat” für Erfahrene und auch ein sehr beliebtes, besonders familienfreundliches “Village Retreat” mit Kinder- und Jugendlichenprogramm am Rande des Dartmoor Nationalparks (weitere Informationen siehe Link am Ende dieses Beitrags).

Dharma-Praxis und Meditation stehen im Mittelpunkt | © Stefan Hallen

Schon zu Buddhas Zeiten: Natur begünstigt Meditation

Zu Zeiten des Buddhas wurde Meditation anscheinend ganz üblicherweise im Freien praktiziert, zumindest außerhalb der Regenzeit. Und für diejenigen, die in die Hauslosigkeit gegangen waren, gab es ohnehin kaum eine Wahl. Aber es scheint auch so, als dass der Buddha und seine Anhänger*innen nicht in Ermangelung von Alternativen im grünen Walde meditierten, sondern weil die natürliche Umgebung ihre Praxis offenbar auf besondere Weise begünstigte und bereicherte. Besonders geeignete Naturflecken wurden mitunter schwärmend in poetischer Sprache beschrieben.

Der Name Buddhafield ist geschickt gewählt, enthält er doch sowohl Assoziationen zu den buchstäblich versammelten “Buddhistinnen und Buddhisten in einem Feld”, als auch zur eher sinngemäßen Vorstellung von Buddhafeldern, die auf das Vimalakirti Nirdesa-Sutra zurückgeht, wo diese als Gefüge perfekter Schönheit beschrieben werden, geschaffen und bewohnt von erbarmungsvollen, mitfühlenden Buddhas. Als solche bilden sie eine ideale Umgebung, in der alle Gegebenheiten als unterstützend, leitfähig und förderlich für die spirituelle Praxis gelten. Nicht nur Buddha selbst, sondern auch alles andere kann dort den Dharma auf eine jeweils eigene Weise vermitteln – auch Bäume, Bäche, Tiere und Elemente. Alles, was man tun muss, ist sich öffnen, hingeben und erlauben, das eigene Potenzial zu verwirklichen! (1)

Festival-Impressionen | © Stefan Hallen

Breit gefächertes Vortragsprogramm

Auch im Dharma-Parlour-Zelt des Buddhafield-Festivals werden nicht nur von Angehörigen des Triratna-Ordens Dharma-Vorträge gehalten, sondern auch von anderen, wie dem Amida Trust, dem säkulären Oxford Mindfulness Centre, dem NEB Netzwerk Engagierter Buddhisten, Lehrern und Aktivisten aus der tiefenökologischen Arbeit “Work That Reconnects” und natürlich auch aus Zen, Theravada und weiteren Traditionen.

Eine anschauliche Dharma-Lektion ist diesem Buddhafeld gleichsam immanent: „expect and accept change“. Alle Dinge sind wandelbar und stetig Veränderung unterworfen. Da war ein Feld mit meterhohem Gras inmitten alter Bäume. Dann kamen Leute, es wurde gemäht, Zelte und Installationen errichtet und eine Woche lang ein kunterbuntes Festival geschaffen, wo um die dreitausend Menschen miteinander leben, feiern und praktizieren. Und wenn danach alles wieder abgebaut und spurlos verschwunden ist, sagen sich dort wieder Hase und Fuchs good night.

Bunte Workshop-Palette

Das Festival-Programm erstreckt sich nicht nur über die Bereiche Buddhismus und Meditation, sondern bietet diverse Workshops zu Bewegung, Kommunikation, Singen & Tanzen, Mystik, Schamanismus, Theater, Cabaret, Malerei, Spiel und viele nicht weiter klassifizierbare Aktivitäten – nicht wenige davon entstehen auch spontan aus der ungeheuer fröhlichen und kreativen Energie der bunten Besucherschaft.
Zum Verweilen und Entspannen zwischendurch laden gleich mehrere liebevoll eingerichtete vegane und vegetarische Café Zelte ein, und rundherum bieten sich natürlich viele schöne Gelegenheiten sich mit der weiteren Sangha zu verbinden – nötigenfalls mit Nachhilfe aus dem amüsanten “Skillfull Flirting” Workshop.

Es gibt Bereiche für Ökologie, Permakultur und den Sozialen Wertewandel, gesonderte Kinder-, Frauen- und Männerbereiche und auch einen Queer-Dome, der Homosexuellen und Transgender-Menschen Platz für Austausch und Rückzug bietet. Einen ganz zauberhaften Bereich des Festivals stellt auch das sogenannten Healing-Field dar: Shiatsu, Chi-Gung, Tai Chi und eine Fülle an alternativen Körperarbeit- und Heilmethoden von Aroma-Therapie bis hin zur Gongmassage. In den Abendstunden gibt es außergewöhnliche Performances, DJs und Konzerte, die aber so ausgerichtet werden, dass die Ruhebereiche nicht gestört sind.

Neugierig geworden?

Pujas bei Buddhafield können je nach Tageszeit und Wetterlage in der schummerig-erdigen Zeltatmosphäre ebenfalls eine ziemlich ungewohnte Dynamik entwickeln, die schwer zu beschreiben ist: da wird gechantet und mit tibetischen Percussion-Instrumenten gejammt, geklingelt, getrötet und gerasselt – die Bodhisattvas werden wirklich angerufen und herbeigezaubert!
Ein Highlight ist auch “Rupadarshin’s Realm”: quasi ein Outdoor-Wellness Bereich in Form einer mobilen, holzgefeuerten Sauna und selbst gebauten Warmwasserduschen. Apropos Hygiene: Nirgends haben wir besser durchdachte und so einwandfrei funktionierende, nahezu geruchsfreie Kompost-Toiletten (“Thunderboxes”) gesehen wie bei Buddhafield. Wir hoffen, mit diesem Bericht neugierig auf Buddhafield gemacht zu haben.

Weitere Informationen:

www.buddhafield.com
(1) Buddhafield (Hg.): Buddhafield Dharma – Practising Buddhism on the land, Avalonia 2016, S. 11 / www.avaloniabooks.co.uk

Stefan Hallen

Stefan Hallen lebt in Düsseldorf, praktiziert bei der Buddhistischen Gemeinschaft Triratna in Essen und beteiligt sich ehrenamtlich bei Buddhafield.

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