Geben im Pali-Kanon
Eine Anmerkung: Den eigentlich geplanten Online-Beitrag „Die Praxis des Gebens“ von Susan Elbaum Jootla habe ich zurückgezogen – eine Begründung finden Sie am Ende des Beitrags.
Dana, Geben, wird im Pali-Kanon als eine große Tugend gepriesen und es ist in der Tat der Anfang des Pfades zur Befreiung. Wenn der Buddha einem Neuankömmling predigt, beginnt er seine Stufenpredigt mit einer Darlegung der Tugenden des Gebens (danakatha, Mv 1:7.5). Von den drei Grundlagen für verdienstvolle Handlungen (punnakiriyavatthu) ist das Geben die erste, die anderen beiden sind ethisches Verhalten und Geisteskultur (AN 8:36). Geben ist auch die erste der zehn paramita, die bis zur Buddhaschaft vervollkommnet werden müssen. Deshalb muss man auf dem Weg zur Befreiung als Arahant oder Buddha zunächst dana praktizieren.
Die Funktion des Gebens
Geben ist im buddhistischen Konzept der geistigen Läuterung von größter Bedeutung, denn es ist das beste Gegenmittel gegen Gier (lobha), das erste der drei unheilsamen Geistesgifte (akusalamla). Gier ist mit Egoismus und Selbstsucht verbunden, da wir unsere Persönlichkeiten und unseren Besitz als „ich“ und „mein“ betrachten. Geben hilft, den Egoismus aufzulösen; es ist das Gegenmittel, um die Krankheit des Egoismus und der Gier zu heilen. „Überwinde den Makel der Gier und übe dich im Geben“, mahnt das Devata Samyutta (SN 1:35 v.86). Das Dhammapada ermahnt uns, Geiz mit Großzügigkeit zu überwinden (jine kadariyaṃ danena, Dhp 223).
Es ist nicht einfach, diese Tugend des Gebens im angemessenen Verhältnis zur eigenen Gier und Selbstsucht auszuüben. So setzt das Devata Samyutta das Geben mit einem Kampf gleich (danan ca yuddhan ca samanam ahu, SN 1:33 v.97). Man muss die unheilvollen Energien der Gier bekämpfen, bevor man sich entschließen kann, etwas zu verschenken, was einem lieb und nützlich ist. Die Latukikopama Sutta veranschaulicht, wie schwer es einem Menschen, dem es an geistiger Kraft mangelt, fällt, etwas aufzugeben, an das er sich gewöhnt hat (MN 66.8). Eine kleine Wachtel kann zu Tode kommen, wenn sie sich in einer verrotteten Schlingpflanze verheddert. Obwohl sie schwach ist, ist eine verrottete Schlingpflanze eine starke Fessel für einen kleinen Vogel. Aber für einen starken Elefanten ist selbst eine Eisenkette ist kein zu großes Hindernis. In ähnlicher Weise würde es einem armen, unglücklichen Mann mit schwachem Charakter schwerfallen, sich von seinem schäbigen, kargen Besitz zu trennen, während ein König mit starkem Charakter sogar ein Königreich aufgeben würde, sobald er von den Gefahren der Gier überzeugt wäre.
Der Geiz ist nicht das einzige Hindernis für das Geben. Unachtsamkeit und Unwissenheit über das Wirken von kamma(Sanskrit: karma, absichtsvolle Handlungen, die zukünftig Wirkung entfalten) und das Weitexistieren nach dem Tod sind ebenso wirksame Ursachen (macchera ca pamada ca evam danam na diyati, SN 1:32 v.85). Wenn man die ethischen Vorteile des Gebens kennt, wird man wachsam sein und Gelegenheiten ergreifen, um diese große Tugend zu praktizieren. Der Buddha sagte einmal, wenn die Menschen nur den Wert des Gebens so kennen würden wie er, würden sie keine einzige Mahlzeit einnehmen, ohne ihr Essen mit anderen zu teilen (Es 1:26).
Qualitäten des Gebers
Die Suttas (zum Beispiel DN 5.13) verwenden eine Reihe von Begriffen, um die Qualitäten eines Wohltäters, einer Wohltäterin zu beschreiben. Er oder sie ist ein Mensch mit Glauben und Vertrauen (saddha), er glaubt an die Bedeutung eines moralisch einwandfreien Lebens, an die Lehren von Kamma und das Weiterexistieren nach dem Tod. Sie glaubt an die Möglichkeit der moralischen und spirituellen Vervollkommnung des Menschen. Kurz gesagt, er oder sie ist kein Materialist und glaubt an den Buddha, den Dhamma und den Sangha. Er ist nicht nur ein Geber (dayako), er ist ein herausragender Geber (danapati). Der Kommentar erklärt das Konzept des „herrschaftlichen Gebers“ mit folgenden Worten: „Wer selbst köstliche Dinge genießt, aber anderen das gibt, was nicht köstlich ist, ist ein Geber, eine Geberin, der oder die ein Sklave der Gaben ist, die er gibt. Wer Dinge von gleicher Qualität gibt, die er soder sie elbst genießt, ist wie ein Freund, eine Freundin der Gabe. Wer sich selbst mit dem zufrieden gibt, was er bekommen kann, aber anderen Köstlichkeiten schenkt, ist ein edler Geber, eine edle Geberin, die oder der die Meisterschaft über die gegebenen Gaben hat.“
Der Geber wird auch als jemand beschrieben, der oder die sein oder ihr Haus für die Bedürftigen offenhält (anavatadvaro). Er ist wie eine Quelle (opanabhuto) für Einsiedler, Brahmaninnenen, Mittellose, Wanderer, Umherziehende und Bettelnde. Als ein solcher vollbringt er verdienstvolle Taten. Sie ist freigebig (muttacago) und daran interessiert, ihre Segnungen mit anderen zu teilen (danasamvibhagarato). Er ist ein Philanthrop, der die Schwierigkeiten der Armen versteht (vadannu). Sie ist offenherzig und bereit, die Bitte eines anderen zu erfüllen (payatapani). Er ist jemand, von dem man etwas erbitten kann (yacayogo). Sie hat Freude daran, Geschenke an die Bedürftigen zu verteilen (vossaggarato), und hat ein Herz, das zum Geben neigt (cagaparibhavitacitto). Dies sind die Beinamen, die in den Suttas verwendet werden, um die Qualitäten der Freigebigen zu beschreiben.
Ein edler Geber ist jemand, der oder die vor, während und nach dem Geben glücklich ist (AN 6:37). Bevor sie gibt, ist sie glücklich, weil sie sich auf die Gelegenheit freut, großzügig zu sein. Während sie gibt, ist sie glücklich, dass sie einen anderen glücklich machen kann, indem sie sein Bedürfnis erfüllt. Nach dem Geben ist sie zufrieden, dass sie eine gute Tat vollbracht hat. In den Suttas wird Großzügigkeit als eine der wichtigen Eigenschaften genannt, die einen Ehrenmann ausmachen (AN 8:35). Der Buddha vergleicht den Menschen, der seinen Reichtum rechtschaffen erwirbt und davon den Bedürftigen gibt, mit einem Menschen, der beide Augen hat, während derjenige, der nur Reichtum erwirbt, aber keine Verdienste hat, wie ein einäugiger Mann oder eine einäugige Frau ist (AN 3:29). Der oder die Reiche, der oder die den Reichtum genießt, ohne zu teilen, gräbt sich sein eigenes Grab (Sn 102).
Die Gaben
Praktisch alles, was nützlich ist, kann als Geschenk gegeben werden. Das Cullaniddesa (Nidd II 523)6 enthält eine Liste von vierzehn Gegenständen, die für Wohltätigkeit geeignet sind. Das sind Gewänder, Almosenspeise, Wohnung, Medizin und andere Hilfsmittel für Kranke, Essen, Trinken, Kleidung, Fahrzeuge, Girlanden, Düfte, Salben, Betten, Häuser und Lampen. Es ist nicht notwendig, viel zu haben, um Großzügigkeit zu üben, denn man kann entsprechend seiner Möglichkeiten geben. Geschenke, die man aus seinen bescheidenen Mitteln gibt, werden als sehr wertvoll angesehen (appasma dakkhina dinna sahassena samam mita, SN 1:32 v.89; dajjappasmim pi yacito, Dhp 224). Wenn ein Mensch ein rechtschaffenes Leben führt, auch wenn er nur ein karges Dasein fristet, seine Familie nach seinen Möglichkeiten versorgt, sich aber bemüht, von seinen begrenzten Vorräten zu geben, ist seine Großzügigkeit mehr wert als tausend Opfergaben (SN 1:32 v.92). Almosen, die aus rechtmäßig erworbenem Reichtum gegeben werden, werden vom Buddha sehr gelobt (AN 6:45; It 3:25; AN 5:41). Ein Bürger, eine Bürgerin, die dies tut, gilt als eine:r, der oder die hier und im Jenseits Glück hat. In der Magha Sutta des Suttanipata (Sn 3.5) schätzt der Buddha Magha sehr, der sagt, dass er seinen Verdienst durch rechtschaffene Mittel erwirbt und davon großzügig an die Bedürftigen gibt.
Wenn man auch nur einen kleinen Betrag mit einem Herzen voller Vertrauen gibt, kann man dadurch viel Glück erfahren. Das Vimanavatthu liefert reichlich Beispiele. Nach dem Acamadayika-vimanavatthu bestand das gegebene Almosen aus einer kleinen Reiskruste, aber da es mit großer Hingabe an einen bedeutenden Arahant gegeben wurde, war die Belohnung die Wiedergeburt in einem herrlichen himmlischen Anwesen. Die Dakkhinavibhanga Sutta (MN 142.9-13) besagt, dass eine Gabe durch den Geber oder die Geberin veredelt wird, wenn er oder sie tugendhaft ist, durch den Empfänger, oder die Empfängerin wenn er oder sie tugendhaft ist und durch beide, wenn beide tugendhaft sind, durch keinen, wenn beide sich nicht an ethische Grundsätze halten.
Dhammadana, die Verbreitung des Wissens des Dhamma, soll alle anderen Formen des Gebens übertreffen (sabbadanan dhammadanam jinati, Dhp 354).
Das Anguttara Nikaya erwähnt fünf große Gaben, die von edelgesinnten Menschen von alters her hochgeschätzt wurden (AN 8:39). Ihr Wert wurde im Altertum nicht angezweifelt, er wird auch heute nicht angezweifelt, und er wird auch in Zukunft nicht angezweifelt werden. Die weisen Einsiedler:innen und Brahman:innenen hatten den höchsten Respekt vor ihnen. Diese großen Gaben umfassen die sorgfältige Einhaltung der fünf ethischen Regeln (sila). Indem man diese einhält, gibt man allen Wesen Furchtlosigkeit, Liebe und Wohlwollen. Wenn ein Mensch durch sein Verhalten anderen Sicherheit und Freiheit von Angst geben kann, ist das die höchste Form von Gabe, die man nicht nur den Menschen sondern allen Lebewesen geben kann.
Die beschenkte Person
Die Suttas beschreiben auch die Person, der Almosen gegeben werden sollte (AN 8:39). Gäste, Reisende und Kranke sollten mit Gastfreundschaft und gebührender Rücksichtnahme behandelt werden. Bei Hungersnöten sollten die Bedürftigen großzügig bewirtet werden. Die Diejenigen, die sich an die ethischen Regeln halten, sollten die ersten sein, die mit den Früchten der frischen Ernte bewirtet werden. In den Suttas (DN 5.13; 23.32) gibt es eine wiederkehrende Formulierung, die diejenigen beschreibt, die der öffentlichen Großzügigkeit besonders bedürfen. Es sind Einsiedler:innen (samana), Brahman:innen (brahmana), Mittellose (kapana), Wanderer (addhika), Umherziehende (vanibbaka) und Bettler:innen (yacaka). Die Einsiedler und Brahmanen sind religiöse Personen, die keinen Lohn erhalten. Sie geben den Laien spirituelle Führung, und von den Laien wird erwartet, dass sie sie unterstützen. Die Armen brauchen die Hilfe der Reichen, um zu überleben, und die Reichen werden geistig reicher, indem sie den Armen helfen. In einer Zeit, in der die Transportmöglichkeiten dürftig und die Annehmlichkeiten für Reisende unzureichend organisiert waren, musste die Öffentlichkeit einspringen, um den Wanderern zu helfen. Der Buddhismus betrachtet es als moralische Verpflichtung, diesen Menschen zu helfen.
Im Anguttara Nikaya beschreibt der Buddha in der damals bekannten Opferterminologie drei Arten von Feuern, die mit Sorgfalt und Ehre gepflegt werden sollten (AN 7:44). Sie sind ahuneyyaggi, gahapataggi und dakkhineyyaggi. Der Buddha erklärte, dass Ahuneyyaggi die eigenen Eltern bedeutet und dass man sie ehren und pflegen sollte. Gahapataggi bedeutet die eigene Frau , den eigenen Mann und die Kinder, die Angestellten und von einem Abhängigen. Dakkhineyyaggi steht für religiöse Personen, die entweder das Ziel der Arahantschaft erreicht haben oder einen Kurs zur Beseitigung negativer geistiger Eigenschaften eingeschlagen haben. All diese Personen sollten umsorgt und betreut werden, wie man ein Opferfeuer pflegen würde. Nach der Mahamangala Sutta ist das Angebot von Gastfreundschaft an seine Verwandten eine der großen glückverheißenden Taten, die ein Laie ausführen kann (Sn 262-63).
König Kosala fragte den Buddha einst, wem man Almosen geben solle (SN 3:24). Der Buddha antwortete, dass man denjenigen Almosen geben sollte, die glücklich werden, wenn man ihnen gibt. Dann stellte der König eine weitere Frage: Wem sollte man Almosen geben, um für sich selbst gute Ergebnisse zu erhalten? Der Buddha unterschied zwischen diesen beiden Fragen und antwortete, dass Almosen, die den Tugendhaften dargebracht werden, große Früchte tragen. Er stellte weiter klar, dass Almosen große Früchte tragen, wenn sie tugendhaften Einsiedlern dargebracht werden, die die fünf geistigen Hindernisse (nivarana) beseitigt und moralische Gewohnheiten, Konzentration, Weisheit, Befreiung sowie Wissen und Vision der Befreiung (sila, samadhi, panna, vimutti, vimuttinanadassana) kultiviert haben.
Im Sakka Samyutta (SN 11.16) stellte der Götterkönig Sakka die gleiche Frage an den Buddha: Welche Empfänger:innen bringen dem Geber oder der Geberin die besten Ergebnisse? Der Buddha antwortete, dass das, was dem sangha gegeben wird, die größten Ergebnisse bringt. Hier präzisiert der Buddha, dass er mit Sangha die Gemeinschaft jener aufrechten, edlen Individuen meint, die den Pfad betreten und dessen Ziel erlangt haben und die mit Sittlichkeit, Konzentration und Weisheit ausgestattet sind. Es ist wichtig zu beachten, dass Sangha nach dem Vinaya eine ausreichende Gruppe von Mönchen bedeutet, um den Orden der Mönche für verschiedene religiöse Zwecke zu repräsentieren (Mv 9:4.1). Aber in den Sutten bedeutet „Sangha“ die vier Paare edler Individuen oder die acht besonderen Individuen (cattari purisayugani, attha purisapuggala), dalso diejenigen, die sich auf dem Pfad zum Stromeintritt, zur Einmal-Wiederkehr, zur Nicht-Wiederkehr und zur Arahantschaft befinden, und diejenigen, die die Früchte davon erlangt haben.
Die Magha Sutta (Sn 3.5) gibt eine detaillierte Beschreibung der Tugenden des Arahant, um zu zeigen, wem man Almosen geben sollte, wenn man Verdienst wünscht. Das Brahmana Samyutta (SN 7:13) behauptet, dass Opfergaben die größte Wirkung haben, wenn sie denen dargebracht werden, die ihre früheren Leben kennen, die Himmel und Höllen gesehen haben, die der Geburt ein Ende gesetzt haben und die das höchste Wissen verwirklicht haben. Somit bildet der Sangha, der aus moralisch vollkommenen, würdigen Persönlichkeiten besteht, wie sie in den Suttas beschrieben werden, das Feld des Verdienstes (punnakkhetta, MN 65:34). So wie Samen, die in fruchtbare, gut bewässerte Felder gesät werden, reiche Ernte bringen, so bringen Almosen, die den Tugendhaften gegeben werden, die sich auf dem Edlen Achtfachen Pfad befinden, große Ergebnisse (AN 8:34; 3:57). Das Dhammapada stellt fest, dass Felder Unkraut als Makel haben; Lust, Hass, Verblendung und Begierde sind die Makel der Menschen, und deshalb trägt das, was denen gegeben wird, die diese Makel beseitigt haben, große Früchte (Dhp 356-59). Die Ergebnisse der Großzügigkeit werden eher an der Qualität des Verdienstfeldes gemessen, das der Empfänger repräsentiert, als an der Menge und dem Wert der gegebenen Gabe.
Das Anguttara Nikaya (AN 9:20) berichtet von einer fabelhaften Almosengabe, die der Bodhisatta in einem früheren Leben spendete, als er als ein Brahmane namens Velama geboren worden war. Üppige Geschenke aus Silber, Gold, Elefanten, Kühen, Kutschen usw., ganz zu schweigen von Speisen, Getränken und Kleidung, wurden an alle verteilt, die sich meldeten, um sie entgegenzunehmen. Doch brachte diese Freigebigkeit nicht besonders viel Verdienst, denn es gab keine würdigen Empfänger. Es wird gesagt, dass es verdienstvoller ist, eine Person mit rechter Gesinnung wie einen Stromeingetretenen (sotapanna) zu speisen, als große Almosen zu geben, wie sie Velama gab. Es ist verdienstvoller, einen Einmal-Wiederkehrer zu speisen als hundert Strom-Eingetretene. In der nächsten Reihenfolge kommen Nicht-Wiederkehrer, Arahants, Paccekabuddhas und Sammasambuddhas. Den Buddha und den Sangha zu speisen ist verdienstvoller als den Buddha allein zu speisen. Noch verdienstvoller ist es, ein Kloster für den gmeinsamen Gebrauch des Sangha der vier Viertel aller Zeiten (Anm. der Red: damit ist die gesamte monastische Gemeinschaft gemeint) zu errichten. Zuflucht zu nehmen zu Buddha, Dhamma und Sangha ist noch besser. Das Befolgen der fünf ethischen Regeln ist sogar noch wertvoller. Aber noch besser ist die Kultivierung von metta, liebender Güte, und am besten von allem ist die Einsicht in die Vergänglichkeit, die zu Nibbana führt.
Die Motivation des Gebens
In den Suttas werden verschiedene Motive für großzügiges Geben aufgezeichnet. Im Anguttara Nikaya (AN 8:31) werden die folgenden acht Motive aufgezählt:
1. Asajja danaṃ deti: man gibt aus Verärgerung, oder um den Empfänger zu kränken, oder mit der Absicht, ihn zu beleidigen. 7
2. Bhaya danam deti: auch Furcht kann einen Menschen dazu bewegen, eine Opfergabe zu bringen.
3. Adasi me ti danam deti: man gibt als Gegenleistung für einen Gefallen, den man sich in der Vergangenheit getan hat.
4. Dassati me ti danam deti: man kann auch in der Hoffnung geben, in der Zukunft eine ähnliche Gunst für sich zu erhalten.
5. Sadhu danan ti danam deti: man gibt, weil Geben als gut angesehen wird.
6. Aham pacami, ime na pacanti, na arahami pacanto apacantanam adatun ti danam deti: „Ich koche, sie kochen nicht. Es ist nicht angemessen für einen, der kocht, denen, die nicht kochen, nichts zu geben.“ Manche geben gedrängt von solchen altruistischen Motiven.
7. Imam me danam dadato kalyano kittisaddo abbhug-gacchati ti danam deti: manche geben Almosen, um einen guten Ruf zu erlangen.
8. Cittalankara-cittaparikkharattham danam deti: noch andere geben Almosen, um den Geist zu schmücken und zu verschönern.
Günstlingswirtschaft (chanda), böser Wille (dosa) und Verblendung (moha) werden ebenfalls als Motive für das Geben genannt. Manchmal werden Almosen gegeben, um eine langjährige Familientradition aufrechtzuerhalten. Der Wunsch, nach dem Tod im Himmel wiedergeboren zu werden, ist ein weiteres Hauptmotiv. Manchen bereitet das Geben Freude, und sie geben mit dem Gedanken, eine glückliche Geisteshaltung zu erlangen (AN 8:31).
Aber in den Suttas (AN 7:49) wird betont, dass Almosen ohne Erwartungen gegeben werden sollten (na sapekho danam deti). Auch sollten Almosen nicht mit Anhaftung an den Empfänger gegeben werden. Wenn man mit dem Gedanken gibt, Dinge für den späteren Gebrauch anzusammeln, ist das ein minderwertiger Akt des Gebens. Wenn man mit der Hoffnung gibt, das Ergebnis nach dem Tod zu genießen, ist das ebenfalls ein minderwertiger Akt des Gebens. Das einzig gültige Motiv für das Geben sollte das Motiv sein, den Geist zu verschönern, den Geist von der Hässlichkeit der Gier und Selbstsucht zu befreien.
Die Art und Weise des Gebens
In den Suttas (z.B. AN 5:148) wird viel Wert auf die Art des Gebens gelegt. Die Haltung des Gebers oder der Geberin beim Geben macht einen großen Unterschied für das Wohlwollen zwischen Geber:in und Empfänger:in aus, unabhängig davon, ob die Gabe groß oder klein ist.
Sakkaccam danam deti: Almosen sollten so gegeben werden, dass sich der oder die Beschenkte nicht gedemütigt, herabgesetzt oder verletzt fühlt. Der oder die Bedürftige bittet mit einem Gefühl der Verlegenheit um etwas, und es ist die Pflicht des Spenders, der Spenderin, ihn nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen und seine oder ihre ohnehin schon schwere Last noch schwerer zu machen.
Cittikatva danam deti: Almosen sollten mit gebührender Rücksicht und Respekt gegeben werden. Dem Empfänger, der Empfängerin sollte das Gefühl gegeben werden, willkommen zu sein. Wenn eine Gabe mit solcher Herzlichkeit gegeben wird, entsteht eine verbindende, sich gegenseitig bereichernde Freundschaft zwischen dem oder der Gebenden und dem oder der Beschenkten.
Sahattha deti: man sollte mit der eigenen Hand geben. Die persönliche Beteiligung am Akt des Gebens ist von großem Nutzen. Das fördert die Beziehung zwischen Geber:in und Beschenktem und das ist der soziale Wert des Gebens. Die Gesellschaft wird durch Fürsorge und Sorge füreinander zusammengeschweißt, wenn Großzügigkeit mit einem warmen Gefühl des persönlichen Engagements ausgeübt wird.
Na apaviddham deti: man sollte nicht als Almosen geben, was nur zum Wegwerfen geeignet ist. Man sollte darauf achten, nur das zu geben, was nützlich und angemessen ist.
Na anagamanaditthiko deti: man sollte nicht so gefühllos geben, dass der Beschenkte keine Lust hat, wiederzukommen.
Das Geben mit Vertrauen (saddhaya deti) wird in den Suttas sehr gelobt (AN 5:148). Besonders wenn man den Ordinierten Almosen gibt, sollte man dies mit gebührender Ehrerbietung und Respekt tun und sich über die Gelegenheit freuen, ihnen zu dienen. Man sollte auch zur rechten Zeit geben, um eine dringende Not zu lindern (kalena deti). Solche rechtzeitigen Geschenke sind sehr wertvoll, da sie die Angst und den Stress des Bittstellers lindern. Man sollte mit selbstlosen Anliegen geben, mit der alleinigen Absicht, einem anderen in Schwierigkeiten zu helfen (anuggahacitto danam deti). Beim Geben sollte man darauf achten, weder sich selbst noch andere zu verletzen (attanan ca paran ca anupahacca danam deti). Geben mit Verständnis und Umsicht wird vom Buddha gelobt (viceyyadanam sugatappasattham). Wenn ein Geschenk zum Wohlbefinden des oder der Beschenkten beiträgt, ist es weise zu geben. Aber wenn das Geschenk dem Wohlergehen des oder der Beschenkten abträglich ist, sollte man vorsichtig sein und nach seinem ermessen verfahren. Geben wie oben beschrieben wird als edles Geben (sappurisadsna) hoch gelobt. Mehr als das, was gegeben wird, ist es die Art des Gebens, die ein Geschenk wertvoll macht. Man kann sich vielleicht kein üppiges Geschenk leisten, aber man kann dem Empfänger durch die Art des Gebens immer das Gefühl geben, dass man sich um ihn kümmert.
Der Wert des Gebens
In vielen Suttas werden die verschiedenen Vorteile des Gebens aufgezählt. Geben fördert den sozialen Zusammenhalt und die Solidarität. Es ist das beste Mittel, um die psychologische Kluft zu überbrücken, die viel mehr als die materielle Kluft zwischen Besitzenden und Nichtbesitzenden besteht. Die Magha Sutta versichert, dass Hass beseitigt wird, wenn man in Großzügigkeit verankert ist (Sn 506). Wer ein großzügiges Herz hat, verdient sich die Liebe anderer und viele schließen sich ihm an (AN 5:34). Geben festigt auch Freundschaften (Sn 187).
Es wird behauptet, dass, wenn eine Person den Wunsch äußert, an einem bestimmten Ort geboren zu werden, nachdem sie Almosen gegeben hat, dieser Wunsch nur erfüllt wird, wenn die Person tugendhaft ist, sonst nicht (AN 8:35). Laut einer Sutta (AN 8:36) erhält man eine unglückliche Geburt in der menschlichen Welt, wenn man das Geben und die Moral nur in sehr geringem Maße praktiziert und keine Ahnung von Meditation hat. Jemand, der verdienstvolle Taten wie Geben und Moral in einem beträchtlichen Ausmaß ausführt, aber nichts von Meditation versteht, erhält eine glückliche menschliche Geburt. Aber diejenigen, die in hohem Maße Geben und Moral praktizieren, ohne etwas von Meditation zu verstehen, finden eine Wiedergeburt in einem der Himmel. Sie übertreffen andere Gottheiten an Lebenslänge, Schönheit, Vergnügen, Ruhm und den fünf Strängen der Sinnesfreuden.
Das Anguttara Nikaya (AN 7:54) zählt eine Reihe von diesseitigen Vorteilen des Gebens auf. Der oder die Großzügige, und nicht der oder die Geizige, gewinnt die Sympathie der anderen. Arahants nähern sich ihm oder ihr, nehmen Almosen an und predigen ihm und ihr zuerst. Ein guter Ruf breitet sich über ihn aus. Sie kann mit Vertrauen und Würde an jeder Versammlung teilnehmen. Nach dem Tod wird er oder sie in einem Zustand des Glücks wiedergeboren. Eine andere Sutta (AN 5:35) fügt hinzu, dass ein großzügiger Mensch an Beliebtheit gewinnt; Menschen von edlem Charakter verkehren mit ihm und er hat die Befriedigung, die Pflichten eines Laien erfüllt zu haben (gihidhamma anapeto hoti).
Es wird gesagt, dass ein Almosenspender anderen Leben, Schönheit, Glück, Kraft und Intelligenz schenkt. Nachdem er sie anderen geschenkt hat, wird er selbst zum Nutznießer dieser Dinge (AN 5:37). Derselbe Gedanke wird durch die lapidare Aussage ausgedrückt, dass man erntet, was man sät (yadisam vapate bajam tadisam harate phalam, SN 11:10 v.903).
Geben mit Vertrauen führt zur Erlangung von Reichtum und Schönheit, wenn die Resultate des Gebens eintreten. Wenn man mit gebührender Ehrerbietung Almosen gibt, gewinnt man außerdem Kinder, Ehepartner, Untergebene und Diener, die gehorsam, pflichtbewusst und verständnisvoll sind. Wenn man zur richtigen Zeit Almosen gibt, erhält man nicht nur großen Reichtum, sondern als Ergebnis werden auch die eigenen Bedürfnisse rechtzeitig erfüllt. Wenn man mit dem aufrichtigen Wunsch, anderen zu helfen, Almosen gibt, erlangt man großen Reichtum und die Möglichkeit, die besten Sinnesfreuden zu genießen. Wenn man Almosen gibt, ohne sich selbst und andere zu verletzen, gewinnt man Sicherheit vor Gefahren wie Feuer, Überschwemmungen, Dieben, Königen und ungeliebten Erben (AN 5:148).
Almosen, die an Einsiedler und Brahmanen gegeben werden, die dem Edlen Achtfachen Pfad folgen, bringen wunderbare Ergebnisse, so wie Samen, die auf fruchtbare, gut vorbereitete und gut bewässerte Felder gesät werden, reiche Ernte bringen (AN 8:34). Almosen, die ohne jegliche Erwartungen gegeben werden, können zur Geburt in der Brahma-Welt führen, an deren Ende man ein Nicht-Wiederkehrer werden kann (AN 7:49).
Die Dakkhinavibhanga Sutta (MN 142.6) zählt in aufsteigender Reihenfolge eine Reihe von Personen auf, denen man Almosen geben kann, und den Verdienst, der daraus erwächst. Eine Sache, die einem Tier gegeben wird, bringt eine hundertfache Belohnung. Eine Gabe, die einem gewöhnlichen Menschen mit schlechtem Verhalten gegeben wird, bringt einen tausendfachen Lohn; eine Gabe, die einem tugendhaften Menschen gegeben wird, bringt einen hunderttausendfachen Lohn. Wenn ein Geschenk an eine Person außerhalb der buddhistischen Lehre gegeben wird, die nicht an Sinnesfreuden hängt, ist der Ertrag hunderttausendfach. Wenn eine Gabe einem Menschen auf dem Pfad des Stromeintritts gegeben wird, ist der Ertrag unberechenbar und unermesslich. Was kann man also über ein Geschenk sagen, das einem Stromeingetretenen, einem Einmal-Wiederkehrer, einem Nicht-Wiederkehrer, einem Arahant, einem Paccekabuddha und einem Vollerleuchteten Buddha gegeben wird?
Dieselbe Sutta (MN 142.8) betont, dass ein Geschenk, das dem Sangha als Gruppe gegeben wird, wertvoller ist als ein Geschenk, das einem einzelnen Mönch in seiner individuellen Eigenschaft angeboten wird. Es wird gesagt, dass es in ferner Zukunft buddhistische Mönche geben wird, die nur einen gelben Kragen als klerikales Erkennungszeichen tragen, die unmoralisch und von schlechtem Charakter sind. Wenn selbst solche Mönche im Namen des Ordens ein Geschenk erhalten, bringt es viel mehr Verdienst als ein Geschenk, das einem Mönch als individuumbgegeben wird. Es ist jedoch anzumerken, dass diese Aussage im Widerspruch zu den Vorstellungen steht, die an anderer Stelle geäußert werden, nämlich dass das, was den Tugendhaften gegeben wird, von großem Nutzen ist, nicht aber das, was den Unmoralischen gegeben wird. Es ist also gut möglich, dass hier ein späterer Einschub vorgenommen wurde.
Der Buddha erklärte einmal, dass es eine verdienstvolle Handlung sei, sogar das Wasser nach dem Abwaschen des Tellers mit dem großzügigen Gedanken wegzuwerfen: „Mögen die Speiseteilchen im Abwaschwasser den Lebewesen auf dem Boden als Nahrung dienen.“ Wenn das so ist, wie viel verdienstvoller ist es dann, einem menschliches Wesen Nahrung zu geben! So beeilt sich die Sutta auch hinzuzufügen, dass es verdienstvoller ist, einen tugendhaften Menschen zu ernähren (AN 7:49).
In einer anderen Sutta (AN 6:37) heißt es, dass es nicht möglich ist, die Höhe des Verdienstes abzuschätzen, der entsteht, wenn eine Opfergabe mit sechs bestimmten Eigenschaften ausgestattet ist. Drei der Eigenschaften gehören dem Spender oder der Spenderin und drei dem Empfänger oder der Empfängerin. Siw Spender sollte bei dem Gedanken zu spenden glücklich sein, bevor sie das Opfer bringen. Sie sollte zufrieden sein, wenn sie die Gabe darbringen, und sie sollten zufrieden sein, wenn die Gabe erbracht ist. So macht der edle Gedanke – ohne eine Spur von Gier vor, während und nach der Gabe – ein Geschenk wirklich großartig. Die Empfänger sollten frei von Begierde, Hass und Verblendung sein, oder sie sollten sich auf den Weg begeben haben, diese ungünstigen geistigen Verhaltensweisen zu beseitigen. Wenn eine Almosengabe mit diesen Eigenschaften der Spenderr und der Beschenkten ausgestattet ist, wird gesagt, dass der Verdienst so unermesslich ist wie das Wasser im Ozean.
Einmal gab Visakha eine gelehrte Erklärung über die Vorteile, die sie von ihrer Freigebigkeit erwartete, als der Buddha sie fragte, was sie als die Vorteile ihrer großen Großzügigkeit ansah (Mv 8:15.12-14). Sie sagte, wenn sie höre, dass ein bestimmter Mönch oder eine bestimmte Nonne eine der positiven Ergebnisse der Zurückgezogenheit erlangt habe, und wenn dieser Mönch oder diese Nonne Savatthi besucht habe, dann sei sie sicher, dass er oder sie an den Gaben teilhabe, die sie ständig bringe. Wenn sie darüber nachdenke, dass sie in gewissem Maße zu seiner oder ihrer spirituellen Entwicklung beigetragen habe, entstehe große Freude (pamujja) in ihr. Freude (piti) entsteht in dem Geist, der erfreut ist. Wenn der Geist freudig ist, entspannt sich der Körper (kayo passambhissati). Wenn der Körper sich entspannt, wird ein Gefühl der Leichtigkeit (sukha) erfahren, das dem Geist hilft, konzentriert zu sein (cittam samadhiyissati). Das fördert die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten (indriya-bhavana), der geistigen Kräfte (balabhavana) und der Faktoren der Erleuchtung (bojjhangabhavana). Dies sind Vorteile, die sie sich durch ihre Freigebigkeit erhofft. Der Buddha war so erfreut über ihre gelehrte Antwort, dass er anerkennend ausrief: „Sadhu! Sadhu! Sadhu!“ (Anm. der Red.: wohlgesprochen).
Es ist offensichtlich, dass Geben allein nicht ausreicht, um dem Leiden ein Ende zu bereiten. Anathapindika, der vom Buddha als der Herausragendste unter den Almosengebern bezeichnet wurde, wurde nur ein Stromeingetretender. Es wird ausdrücklich gesagt, dass Dana durch Sila, Ethik, gestärkt werden muss, wenn es gute Ergebnisse hervorbringen soll. Obwohl Anathapindika makellose Tugend praktizierte, wird nirgends erwähnt, dass er geistige Kultivierung oder Meditation (bhavana) praktizierte. Deshalb bleibe er trotz all seiner großzügigen Freigebigkeit ein Stromeingetretener.
Die Ghatikara Sutta (MN 81.19) berichtet von einer einzigartigen Almosengabe, bei der nicht einmal der Spender anwesend war. Ghatikara der Töpfer war der wichtigste Wohltäter des Buddha Kassapa. Er war ein Nicht-Rückkehrer, der nicht in den Orden eintreten wollte, da er sich um seine blinden, alten Eltern kümmerte. Durch sein edles Verhalten und seine Hingabe hatte er das Vertrauen des Buddha sehr gewonnen. Eines Tages ging der Buddha Kassapa auf seiner Almosenrunde zu seinem Haus, aber Ghatikara war nicht da. Er fragte die blinden Eltern, wohin der Töpfer gegangen sei. Sie antworteten, dass er ausgegangen sei, aber sie luden den Buddha ein, sich aus den Töpfen und Pfannen zu bedienen und an einer Mahlzeit teilzunehmen. Der Buddha tat dies. Als Ghatikara zurückkehrte und sich erkundigte, wer von den Speisen genommen habe, teilten ihm die Eltern mit, dass der Buddha gekommen sei und sie ihn gebeten hätten, sich selbst zu bedienen. Ghatikara war überglücklich, dies zu hören, da er spürte, dass der Buddha so viel Vertrauen in ihn hatte. Es wird gesagt, dass die Freude und das Glück (pitisukha), die er erlebte, ihn zwei Wochen lang nicht verließen, und die Freude und das Glück der Eltern ließen eine ganze Woche lang nicht nach.
Dieselbe Sutta berichtet, dass bei einer anderen Gelegenheit das Dach des Klosters von Buddha Kassapa undicht zu werden begann. Er schickte die Mönche zu Ghatikaras Haus, um etwas Stroh zu holen, aber Ghatikara war zu dieser Zeit nicht da. Die Mönche kamen zurück und sagten, dass es dort kein Stroh gäbe, außer dem, was auf dem Dach lag. Der Buddha bat die Mönche, das Stroh vom Dach zu holen. Die Mönche begannen, das Stroh vom Dach zu entfernen, und die alten Eltern von Ghatikara fragten, wer das Stroh entfernte. Die Mönche erklärten die Angelegenheit und die Eltern sagten: „Bitte nehmt das ganze Stroh mit.“ Als Ghatikara dies hörte, war er tief bewegt von dem Vertrauen, das der Buddha in ihn setzte. Die Freude und das Glück, die in ihm aufkamen, verließen ihn volle vierzehn Tage lang nicht, und das seiner Eltern ließ eine Woche lang nicht nach. Drei Monate lang blieb Ghatikaras Haus ohne Dach, nur mit dem Himmel darüber, aber es wird gesagt, dass der Regen das Haus nicht benetzte. So groß war die Frömmigkeit und Großzügigkeit von Ghatikara.
Wie zu Beginn dieses Aufsatzes erwähnt, ist Dana die erste der verdienstvollen Taten. Es ist auch eine der vier wohlwollenden Arten, andere zu behandeln (cattari sangahavatthuni, AN 8:34). Es ist jedoch bemerkenswert, dass in den Listen der Tugenden, die für die Befreiung erforderlich sind, wie z.B. in den siebenunddreißig Voraussetzungen der Erleuchtung (bodhipakkhiya dhamma), dana nie als erforderliche Tugend auftaucht. Anstelle von Dana wird caga oder Großzügigkeit in einigen der Listen aufgeführt, wie zum Beispiel die fünf Qualitäten – Glaube, Tugend, Lernen, Großzügigkeit und Weisheit. Vielleicht gibt es einen kleinen Unterschied zwischen dana und caga, wenn man sie als im Geist verankerte Tugenden betrachtet. Dana ist der ganz praktische Akt des Gebens; caga ist die großzügige Haltung, die sich durch die wiederholte Praxis von Dana im Geist festsetzt. Das Wort Caga bedeutet wörtlich Aufgeben, Verzicht, und es ist ein Hinweis darauf, dass der enge egoistische Griff nach dem eigenen Besitz durch caga gelockert wird. Es ist möglich, auch aus negativen Motiven wie Günstlingswirtschaft (chanda), bösem Willen (dosa), Furcht (bhaya), Verblendung (moha), dem Wunsch nach einem guten Ruf usw. Almosen zu geben, aber Caga ist die positive Tugend einer großzügigen Gesinnung.
Der Buddhismus lehrt einen allmählichen Prozess der Aufgabe des Ego. Er beginnt damit, dass man seine äußeren Besitztümer weggibt. Wenn die großzügige Veranlagung einsetzt und durch die vertiefte Einsicht in die wahre Natur der Dinge gestärkt wird, wird man den Sinnesfreuden (nibbindati) gegenüber desillusioniert. In diesem Stadium gibt man das häusliche Leben auf und strebt nach der Ordination. Als nächstes folgt die Reduzierung der Sinneseindrücke durch das Bewachen der Sinnestore. Durch Meditation (bhavana) entleert man sich von tiefsitzenden Verunreinigungen und füllt sich mit positiven, edlen Eigenschaften. Aber dieser ganze Prozess der Beseitigung von Negativitäten beginnt mit Dana, der Praxis des Gebens.
Der Beitrag ist erschienen in: DANA, The Practice of Giving. Selected Essays, Edited by Bhikkhu Bodhi. Buddhist Publication Society, Kandy, Sri Lanka. The Wheel Publication No. 367–9., 1990, Online-Ausgabe 2011: www.accesstoinsight.org/lib/authors/various/wheel367.html
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Fußnoten:
6. See Nyanaponika Thera, The Roots of Good and Evil (Wheel No. 251/253).
7. See Kamma and Its Fruit (Wheel No. 221/224).
Begründung zur Rückstellung des ursprünglich geplanten Beitrags:
Meine Absicht war und ist es, die verschiedenen Facetten des Spendens aus buddhistischer Sicht darzustellen. Weihnachten naht, eine typische Spendenzeit und auch die DBU ist darauf angewiesen, dass ihr Menschen, die ihre Arbeit wertschätzen, das auch in finanzieller Zuwendung ausdrücken.
Welche Hinweise findet man nun in den buddhistischen Schriften dazu? Friegibigkeit ist eine wichtige Tugend im Buddhismus, sie wirkt dem Ego entgegen und macht das Leben von Ordinierten überhaupt erst möglich. Gleichzeitig gibt es in den buddhistischen Lehrtexten differenzierte Aussagen dazu, wie man richtig und gut spendet. Zum Beispiel macht es einen Unterschied, wem man spendet, mit welcher Herzenseinstellung man spendet und auch, dass dies im richtigen Maß geschieht, denn zuerst gilt es, sich selbst und seinen Nahestehenden alles Nötige zu gewährleisten.
Von dem Text The Practice of Giving von Susan Elbaum Jootla (in der selben Publikation erschienen wie der aktuelle Beitrag von Lily de Silva) hat mir die Übersetzerin Sabbamitta Silashin, die ich um Hilfe bei der Übertragung ins Deutsche gebeten hatte, energisch abgeraten. Es gibt Stellen darin, die sich an den Jatakas, moralisch lehrreichen Geschichten in Form einer Erzählung aus früheren Leben des Buddha orientieren, und die sind teils recht drastisch, ähnlich unseren Volksmärchen, in denen ja auch schon mal der Held oder die Heldin in einen hundertährigen Schlaf versetzt wird, von der bösen Hexe im Ofen gebraten werden soll oder ähnliches. Diese Richtung möchten wir hier nicht verstärken, zumal sie sich auch im Pali-Kanon selbst nirgends wiederfindet.
Mit herzlichen Grüßen und der Bitte um Verständnis,
Kirsten Schulte
Lily de Silva
Lily de Silva (1928-2005) war Professorin für Pali und buddhistische Studien an der Universität von Peradeniya in Sri Lanka und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in buddhistischen Fach- und Publikumszeitschriften.
Sie ist auch die Herausgeberin des Unterkommentars zum Digha Nikaya und mehrerer anderer Übersetzungen sowie einer von der Pali Text Society of London herausgegebenen Fibel in Pali.