Drei Jahre seit dem Putsch – Unermüdlicher Einsatz für Myanmar

30. März 2024

Am 1. Februar 2024 jährte sich der Militärputsch in Myanmar zum dritten Mal. Die Militärregierung hat den Ausnahmezustand erneut verlängert und geht weiterhin mit unerbittlicher Härte gegen die eigene Bevölkerung vor. Joah McGee hat viele Jahre im Land gelebt und ist durch den Putsch vertrieben worden. In der Veranstaltung „Das vergessene Myanmar“, organisiert von Mitgefühl in Aktion im November 2023, hat er darüber berichtet, wie er mit seinem Podcast Insight Myanmar und der Hilfsorganisation Better Burma Unterstützung für die leidenden Menschen und die demokratischen Kräfte im Land organisiert. 

Meine Beziehung zu Myanmar begann im Jahr 2003 und hing mit meiner Meditation in der Tradition von Satya Narayan Goenka zusammen. Ich wollte zu deren Ursprüngen zurückgehen. Von den zwanzig Jahren seitdem habe ich etwa fünfzehn in Myanmar verbracht. Mit einem Einmonatsvisum reiste ich ein, aber weil ich glücklicherweise einen Job als Ausbilder bei der US-Botschaft in Yangon bekam, konnte ich bleiben. Ich hatte damit meinen Traumjob an meinem Traumort und begann, mich in die burmesische Gesellschaft zu integrieren.

2019 gründete ich den Podcast Insight Myanmar, der sich zunächst mit Meditation und Buddhismus befasste; seit dem Putsch am 1. Februar 2021 berichten wir auch über gesellschaftliche Themen. Wir haben inzwischen mehr als zweihundert Folgen veröffentlicht und erreichen damit 80 000 Hörerinnen und Hörer, darunter auch die meisten demokratischen Führer in Myanmar, viele Botschafter und Diplomaten.

Das erste Jahr nach dem Putsch war für die Burmesen, aber auch für mich schrecklich. Ich lebte wieder in den USA, weil ich wie viele andere durch den Putsch vertrieben worden war. Wie aber sollte ich normal leben, wenn alle, die ich kannte, in Gefahr waren? Mitten in der Nacht kamen Anrufe von Menschen, die auf der Flucht waren. Freunde schalteten ihre Telefone ab und ich hörte wochen- oder monatelang nichts von ihnen. Ich wusste nicht, ob sie sich versteckten, ob sie vermisst, im Gefängnis oder tot waren. 

Sprach ich mit Freunden oder meiner Familie in den USA, ging es um eine neue Fernsehserie oder um ein Treffen mit einer Freundin zum Mittagessen. Ging ich danach an meinen Computer oder ans Telefon, sprach ich mit Menschen, die auf der Flucht waren, versuchten, eine Hinrichtung zu verhindern oder Menschen zu helfen, die geflüchtet waren, nachdem ihr Dorf niedergebrannt worden war. 

Also habe ich die Nichtregierungsorganisation Better Burma mit dem Ziel gegründet, Hilfsgüter zu Not leidenden Menschen in Myanmar zu bringen. Inzwischen haben wir über hundert verschiedene Projekte in ganz Myanmar mit ungefähr 450 000 US-Dollar unterstützt, zum Beispiel mit Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung und Ausbildung, dem Bau von Schulen, COVID-Nothilfe, der Unterstützung der Bewegung des zivilen Ungehorsams, von politischen Gefangenen und der Desertionsbewegung, die Regierungssoldaten dazu bringt, sich der Demokratiebewegung anzuschließen.

Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass das Militärregime ein Gesetz erlassen hat, nach dem sich jede Hilfsorganisation offiziell registrieren lassen muss. Das heißt, jede internationale und jede lokale Organisation muss sich entscheiden: Wollen wir mit dem Regime zusammenarbeiten oder wollen wir uns nicht registrieren lassen und sind dann „illegal“, und alles, was wir tun, ist ebenfalls „illegal“?

Unsere Spenden werden größtenteils von Freiwilligen ausgeliefert, die bei jedem Schritt umfassende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssen – vom Gelderhalt über den Kauf der Waren bis zum Transport und der Auslieferung. Es sind schon Menschen inhaftiert worden, nur weil sie einen Facebook-Post geliked hatten. Eine Ladung Reis oder Medikamente, die außerhalb der Infrastruktur des Regimes transportiert wird, kann zu ernsthaften Konsequenzen führen. Über unsere informellen Netzwerke sind wir in der Lage, Hilfe dorthin zu bringen, wo sie gebraucht wird. 

Joah McGee

Übersetzt und zusammengefasst von Manfred Wierich

Langfassung des Gesprächs (auf Englisch):
www.youtube.com/watch?v=deGsHUaM5UE

Mehr Informationen und Spendenmöglichkeit:
insightmyanmar.org
www.betterburma.org