Metta – die Meditation der liebenden Güte

Ein Beitrag von Wilfried Reuter veröffentlicht in der Ausgabe 2015/2 Meditation unter der Rubrik Meditation. (Leseprobe)

Metta ist das Fundament aller buddhistischen Meditationen, sagt der Berliner Meditationslehrer Wilfried Reuter und beschreibt, wie wir mehr Herzensgüte in uns entfalten können.

© Meggi | bigstock.com

Dankbar erinnere ich mich an jene kostbaren Momente, als ich ein gerade geborenes Kind seiner Mutter auf den Bauch legen durfte und das Leuchten in ihren Augen sah – oder als ich am Bett eines friedlich sterbenden Menschen saß. In solchen Momenten wird das Herz weit, Verbundenheit wird ebenso spürbar wie Herzenswärme: die Energie von Metta.

Metta (auf Sanskrit maitri) ist ein Zustand des „Herz-Geistes“, der als „liebende Güte“, „allumfassende Liebe“, „Allgüte“, „selbstlose Liebe“, „Herzensgüte“ beschrieben werden kann, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Metta ist das Fundament aller buddhistischen Meditationen. Egal, ob wir Samatha, Vipassana, Zen, Dzogchen oder Ähnliches praktizieren, ohne Metta wird sich das Wesen der jeweiligen Praxis nicht entfalten können. Der Buddha verglich Metta mit der Mutterliebe. Die Liebe und die Herzenswärme einer Mutter sind nicht von bestimmten Qualitäten oder Verhaltensweisen ihres Kindes abhängig. Solange wir im Beurteilungsmodus sind, schaffen wir Zuneigung und Abneigung. Neigung verzerrt jedoch die Wahrnehmung und schafft Angst. Metta ist die Grundenergie eines befreiten Geistes. Frei ist dieser Geist von der Vereinnahmung von Beurteilungen und Konzepten. Mutterliebe sagt: „Ich liebe dich, weil du bist.“ Bedingte Liebe sagt: „Ich liebe dich, weil du meinen Vorstellungen entsprichst und meine Bedürfnisse befriedigst.“ Bedingte Liebe kann kein nachhaltiges Wohlergehen gewähren. Metta ist niemals verletzend und stets bereit zu verzeihen.

Somit ist Metta wahre Hilfe für andere und die Welt. Metta ist das direkte Gegenmittel für Wut, Aggressivität und Angst. Letztere schaffen Gräben, Metta schüttet sie wieder zu. Unsere Welt krankt an zu vielen inneren und äußeren Grenzen und Gräben und damit verbundener Kälte. Von gütigen Menschen geht Wärme aus, in ihrer Nähe fühlen wir uns geschützt. Ein gütiger Mensch sieht das Gute im Gegenüber und wird sich gütig verhalten. Dadurch kann das Gute im Anderen in Resonanz gehen, und er kann aus seinem Guten heraus antworten. Je mehr Menschen Metta in sich entfalten, umso friedlicher wird die Welt.

ENDE DER LESEPROBE

Dies ist eine Leseprobe. Möchten Sie mehr lesen?
Hier können Sie BUDDHISMUS aktuell als Magazin bestellen: www.janando.de

Wilfried Reuter

Wilfried Reuter war Schüler von Ayya Khema und eng mit ihr verbunden, leitet seit 1997 Meditierende an und ist spiritueller Leiter des Lotos-Vihara-Meditationszentrums in Berlin. Er arbeitet als niedergelassener Frauenarzt, verfügt über langjährige Erfahrung in der Geburtshilfe und Sterbebegleitung und ist Autor mehrerer Bücher.

Alle Beiträge Wilfried Reuter