Live to Love – Liebe ist Handeln

Ein Beitrag von Urs Steinmann veröffentlicht in der Ausgabe 2015/1 Gemeinschaft unter der Rubrik Gemeinschaft.

In seinem Bemühen, den Problemen des modernen Lebens gerecht zu werden, rief der Gyalwang Drukpa, Oberhaupt der über 1000 Jahre alten tibetisch-buddhistischen Drukpa-Tradition, 2007 die religions-unabhängige Bewegung „Live To Love“ ins Leben.

Das Ziel von „Live To Love“ ist es, ein weltweites Forum für Menschen, die sich sinnvoll engagieren wollen, zu schaffen. So betont der Gyalwang Drukpa in seinen Erläuterungen zu „Live To Love“ immer wieder den Wert des Handelns in Verbindung mit echtem Mitgefühl.

„Es kommt wirklich darauf an, ob es uns gelingt, mitfühlend zu handeln. Wenn ich von Mitgefühl spreche, geht es mir um ein Verständnis der gesamten Natur, der Welt.“

Bei einem Vortrag zum Thema „Liebe ist Handeln“ wies der Gyalwang Drukpa im September 2014 in Hamburg auf die Dringlichkeit aktiven Handelns hin. Das Leid auf der Welt ist immens, das Wasser wird verschwendet und verunreinigt, die Luft ist verdreckt – die weltweite Verschmutzung der Umwelt hat extreme Ausmaße angenommen. Daher ist es gerade in unserer Zeit so wichtig zu handeln. Doch müssen unsere Handlungen von Herzen kommen und aus authentischem Mitgefühl entstehen. Das Mitgefühl ist der alles entscheidende Punkt. Es ermöglicht uns ein echtes Verständnis anderer und unserer selbst. Wenn ein solches Mitgefühl in aktive Handlung um gesetzt wird, dann kann man von wirklicher Liebe sprechen. Bleibt Mitgefühl dagegen nur etwas Theoretisches, werden daraus keine hilfreichen Handlungen und somit keine echte Liebe entstehen. Darum brauchen wir ein gutes Verständnis und eigene Weisheit.

„Live To Love“ bietet Möglichkeiten, in sozialer Arbeit diese Zusammenhänge in förderlicher Weise zu entwickeln. In der gemeinsamen ehrenamtlichen Arbeit können soziale Kompetenzen ausgebildet und die eigenen Fähigkeiten, das eigene Verständnis erweitert werden. Dadurch gewinnt unser Handeln an Wirksamkeit. Die bisherigen Projekte sind im Himalaja angesiedelt:

In der Druk White Lotus School im indischen Ladakh werden Kinder aller Glaubensrichtungen in nachhaltig erbauten Gebäuden unterrichtet, lernen ein modernes Curriculum und werden in ihren kulturellen Wurzeln gestärkt.

In den „Live To Love Eyecamps“ im Himalaja werden Menschen mit mikrochirurgischen Eingriffen am Grauen Star operiert. Durch weltweite Spendensammlungen können diese Behandlungen für die mittellose Bevölkerung kostenfrei durchgeführt werden. Über die von „Live To Love Germany“ initiierte Kooperation mit „Shades of Love“, einem Projekt das Sonnenbrillen für den Himalaja sammelt, können frisch Operierte ihre Augen schützen.

Auf ausgedehnten „Spirituellen Wanderungen“ führt der Gyalwang Drukpa hunderte Begleiter durch teils entlegene Gegenden des indischen Subkontinents. Auf diesen Wanderungen wird auch Plastikmüll gesammelt und die lokale Bevölkerung über die Risiken von Plastik aufgeklärt.

In dem Projekt „1 Million Bäume für den Himalaja“ wurden bisher knapp 150.000 Bäume gepflanzt, um das bedeutende Ökosystem des Himalaja zu stabilisieren. Zuletzt wurden fast 100 000 Bäume von 9 800 Freiwilligen in Ladakh gepflanzt.

Die Nonnen des Gyalwang Drukpa erhalten eine den Mönchen gleichwertige Ausbildung und zudem ein Kung-Fu-Training. Nahezu alle internationalen Führungspositionen von Live To Love sind mit Frauen besetzt.

Bei Katastrophen wie Erdbeben oder Schlammfluten konnten Live-To-Love-Hilfsteams ihre guten Verbindungen vor Ort nutzen und schnell effektive Hilfe leisten.

Das neueste internationale Live-To-Love-Projekt ist ein großes Tierheim für Hunde im indischen Ladakh. Für den Himalaja ist diese Form des sorgenden Umgangs mit Tieren etwas völlig Neues.

Seit 2007 widmet sich „Live To Love Germany“ mit Sitz in Hamburg verschiedenen regionalen und internationalen Projekten. Angefangen hat die Arbeit mit „Graswurzel“-Aktionen, kleinen Projekten, die schnell umzusetzen waren und den ganzheitlichen Ansatz von „Live To Love“ im alltäglichen Leben dokumentierten. So be sucht das Live-To-Love-Team im Winter an jedem dritten Sonntag im Monat die Obdachlosen auf Hamburgs Straßen, versorgt sie bei Bedarf medizinisch, bringt warme Kleidung, selbstgebackenen Kuchen und Suppen sowie Hygieneartikel. Während der Begegnungen gibt es oft berührende Gespräche, viele erzählen in einer respektvollen Atmosphäre von Lebensplänen und ihrem Schicksal. Es gibt Plastikmüllsammelaktionen in öffentlichen Parks oder Gewässern, Baumpflanzungen oder Besuche auf Gnadenhöfen für Tiere. Aus dieser kontinuierlichen Arbeit ist eine tragfähige Arbeitsstruktur erwachsen, aus der mittlerweile ein Förderverein entstanden ist und im September 2014 die Stiftung „Live To Love Germany“ gegründet wurde. In der nächsten Phase der humanitären Arbeit sind weitere Engagements geplant, z. B. Achtsamkeitsprojekte in Schulen.

Die Live-To-Love-Projekte fokussieren sich allesamt auf verschiedene Bereiche, die den ganzheitlichen Ansatz von Live To Love widerspiegeln:

Weitere Informationen über Gyalwang Drukpa: www.drukpa.org. Informationen über Live To Love und die deutsche Live To Love Stiftung: www.live-to-love-germany.org, www.livetolove.org