Editorial der Ausgabe 2025/1
Liebe Leserinnen und Leser,
die menschheitliche Großwetterlage lässt nicht gerade Feierlaune aufkommen. Da sind die anhaltenden Kriege weltweit. Fluten und Dürren durch die fortschreitende Klimakatastrophe, die Menschen, Tiere, Pflanzen ihrer Lebensgrundlagen berauben. Da ist die geballte Hilf- und Tatenlosigkeit der Weltgemeinschaft und die offensichtliche Unfähigkeit, teils auch der Unwille, gemeinschaftlich zu Lösungen für die gravierenden Missstände zu finden.
DENN DIE FREUDE, DIE WIR GEBEN – Großzügigkeit ist eine grundlegende buddhistische Praxis.
Die BA-Redaktion bemüht sich täglich darum, buddhistische Wortmeldungen und Texte aus allen Traditionen sowohl aus Deutschland wie weltweit wahrzunehmen, zusammenzutragen und für diese Webseiten, auf den Sozialen Medien und in der Print-Ausgabe aufzubereiten und weiterzugeben.
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Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück.
Vielen Dank!
Statt dessen ein Wiedererstarken frauen- und insgesamt menschenfeindlicher Männlichkeitsideale. Fundamentalistische religiöse Strömungen aller Couleur ziehen Abertausende in ihren Bann und entfalten eine enorme politische Durchschlagskraft. Weltweit wenden sich Bevölkerungen von der Demokratie ab und wählen mehrheitlich autokratische Machthaber herbei, die in befremdlicher Weise von Superreichen und Tech-Milliardären gewollt und gestützt sind. Müssen wir noch von den persönlichen Schwierigkeiten sprechen, die aus alldem resultieren? Abstiegsängste. Prekäre Lebensverhältnisse. Unbezahlbare Mieten. Schlechte Arbeitsbedingungen. Psychische Engpässe.
Alles das ist kein Grund zum Feiern.
Neben vielem anderen bedeutet Buddhismus, sich von äußeren Umständen zwar nicht abzuschneiden, aber doch einen Raum der Unabhängigkeit in sich selbst zu erzeugen, der dem Sog der Negativität nicht unterworfen ist. Ein innerer Raum der Freiheit, der es uns erlaubt, wider alle gesellschaftlichen Trends der einfachen Erkenntnis treu zu bleiben, dass ausschließlich weise, also der Komplexität der Herausforderungen angemessene Ursachen auch positive Wirkungen entstehen lassen. Von diesem Raum der Freiheit aus fühlend und handelnd, hören wir nicht auf, zu wissen, dass es sinnvoll bleibt, uns menschlich und spirituell weiterzuentwickeln und zu vertiefen. Uns anderen zuzuwenden, sie aktiv wertzuschätzen und ihnen nach unseren je eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen unsere helfende Hand anzubieten.
Quer durch die Geschichte haben Menschen es nicht leicht gehabt – und dennoch feiern sie seit ewigen Zeiten. Das unterstreicht die Theravada-Nonne Ayya Phalanyani in ihrem Beitrag zum Schwerpunkt dieser Ausgabe und nennt es ein „Urbedürfnis“: „Still, laut, wild, allein oder mit vielen anderen. Überall auf der Welt gibt es Feste von eher spiritueller Natur, die eine feierliche Erhabenheit zum Ausdruck bringen. Es gibt laute und lebhafte Feiern, die gemeinschaftlich begangen werden. Und es gibt kleine, private Momente, die uns so etwas wie ein inneres Fest sind. Wir Menschen brauchen das Feiern, denn es baut zwischen uns eine Verbundenheit auf, wärmt unsere Herzen und gibt uns eine bestimmte Art von Erfüllung, die wir auf andere Weise nur schwer erleben können.“
Von hier aus entwickelt die Autorin ihre Reflexionen über ein Feiern, das verbunden bleibt mit Verantwortung, innerer Klarheit und Stille. Weitere Beiträge im Schwerpunkt feiern die Ahninnen des Zen in den USA und Europa. Sie erzählen vom Ritual der Zufluchtnahme, das sich in Deutschland seit einiger Zeit auch traditionsübergreifend feiern lässt. Eine Nonne beschreibt, wie sie ihre Ordination als Feier erlebt hat. Ein Beitrag berichtet von buddhistischen Pujas für Familien in Österreich.
Last, but not least feiern wir natürlich im Jahr 2025 zwei große Jubiläen: Die Deutsche Buddhistische Union wird 70 Jahre, die Europäische Buddhistische Union 50 Jahre alt. Wir blicken in dieser und den folgenden Ausgaben auf den Wert so vieler Jahrzehnte der Zusammenarbeit verschiedener buddhistischer Schulen und des gemeinsamen Wirkens im Sinne des Dharmas in eine breitere Öffentlichkeit hinein. Wir wünschen Ihnen, dass Ihnen die Gründe zum Feiern nicht ausgehen mögen, erlebt aus den wohltuenden Räumen der inneren Freiheit und begleitet von Freundlichkeit, Mitgefühl und Weisheit, auch und gerade, wenn die Zeiten härter werden. Und wie immer wünschen wir Ihnen: eine inspirierende Lektüre mit der vorliegenden Ausgabe von BUDDHISMUS aktuell.
Herzlich grüßen das Redaktionsteam und
Susanne Billig,
Chefredakteurin
Susanne Billig
Susanne Billig ist Biologin, Buchautorin, Rundfunkjournalistin (Wissenschaft, Gesellschaft) und Sachbuchkritikerin. Sie ist seit 1988 in Praxis und Theorie mit Buddhismus und interreligiösem Dialog befasst, Kuratoriumsmitglied der Buddhistischen Akademie Berlin-Brandenburg und Chefredakteurin von BUDDHISMUS aktuell.