Dharma-Lichter in Europa

18. November 2025
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Eindrücke vom diesjährigen Nenbutsu-Retreat der Jodo Shu

Das dritte Jahrestreffen der europäischen Jodo-Shu-Sangha, der „Schule des reinen Landes“, fand vom 26. bis 29. September 2025 zum zweiten Mal in Bonn statt. Gastgeberin war die Jodo-Buddhistische Gemeinschaft. Mitglieder aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Kroatien, Großbritannien und Italien nahmen vor Ort und online teil, um gemeinsam zu praktizieren und sich auszutauschen.

Das Treffen begann am Freitagabend mit der Praxis des Nenbutsu-Alltagsrituals, bei dem die Rezitation des „Namu Amida Butsu“ – auf Deutsch „Ich nehme Zuflucht zu Amida Buddha“ – im Mittelpunkt steht. 

Kikyoshiki Zeremonie der Zufluchtnahme
Kikyoshiki Zeremonie der Zufluchtnahme
Dharma Licht
Dharma Licht

Der Höhepunkt des Wochenendes war am Samstagnachmittag die Durchführung einer Kikyoshiki, der traditionellen Zeremonie der Zufluchtnahme der Jodo Shu. Nach der Zeremonie nahm der Sangha am Samstagabend online für eine Stunde an der „24-Stunden-Nonstop-Nenbutsu-Rezitation“ eines Jodo-Shu-Tempels in Kyoto, Japan teil. Während der Rezitation, die im Sitzen und im Gehen durchgeführt wurde, spürte man die starke Verbundenheit innerhalb der Jodo Shu über alle Grenzen und Nationalitäten hinweg. Diese Verbundenheit wurde auch durch das „Dharma-Licht“, einer kleinen Laterne auf dem buddhistischen Altar des Retreats symbolisiert. Tausende dieser Dharma-Lichter wurden anlässlich des 850-jährigen Jubiläums der Jodo Shu im letzten Jahr am Tempel Seiryuji auf dem Berg Hiei bei Kyoto in Japan entzündet, wo Honen (1133–1212), auf den die Jodo Shu zurückgeht, 25 Jahre lang sämtliche damals verfügbaren buddhistischen Schriften studierte. Nach Abschluss seines Studiums im japanischen Seiryuji stieg Honen den Berg Hiei hinab, und verbreitete seine Nenbutsu-Lehre in Japan. Daher wurden im Rahmen des Jubiläums zahlreiche Dharma-Lichter in Laternen in einer großen Prozession von Novizen der Jodo Shu vom Seiryuji den Berg hinab zunächst zum Haupttempel der Jodo Shu, dem Chion-in in Kyoto, getragen. Von dort aus wurden die Lichter nicht nur zu Tempeln in ganz Japan gebracht, sondern auch zu allen Jodo-Shu-Sanghas weltweit. Zwei der Dharma-Lichter fanden ihren Weg nach Europa – nach Frankreich und Deutschland.

Nach einem Dharmavortrag am Sonntagvormittag über die tiefere Bedeutung und Übersetzung einiger buddhistischer Fachbegriffe in der japanischen Sprache begaben sich die Teilnehmenden nachmittags zu einer Gehrezitation in den japanischen Garten in den Bonner Rheinauen. Am Montagvormittag fand das Retreat in einem Vortrag über den Jodo-Shu-Priester Bennei Yamazaki (1858–1920), der in seiner Lehre die Spiritualität des Jodo-Buddhismus mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaft verband, und einer letzten Praxiseinheit ihren Abschluss.

Das nächste Retreat ist für den 20. bis 22. März 2026 in Bonn geplant und wird allen Interessierten offenstehen.

Frank Konen Büttgen

Mehr Informationen: jodobuddhismus.org/neues

Gehrezitation im japanischen Garten in den Bonner Rheinauen
Gehrezitation im japanischen Garten in den Bonner Rheinauen