Die Entwicklung des tibetischen Buddhismus im Westen – Probleme und Gefahren

Ein Beitrag von Loden Sherab Dagyab Rinpoche veröffentlicht in der Ausgabe 2020/1 Frauen unter der Rubrik Buddhismus in der Welt.

Ein angesehener tibetischer Lama ist besorgt, dass eine falsche Motivation seitens einiger tibetischer buddhistischer Lehrer im Westen und ihrer Schüler schließlich eine Bedrohung für die buddhistische Tradition darstellen könnte.

Dagyab Rinpoche

Die westlichen Anhänger des tibetischen Buddhismus sind sich sicherlich mit ihren tibetischen Lehrern darin einig, daß die allmähliche Ausbreitung des Dharma in den Ländern des Westens eine begrüßenswerte Sache ist. Gemeinsam bemühen wir uns nach Kräften, uns selbst die Lehre zu erschließen und sie auch anderen zugänglich zu machen, allerdings nicht-missionarisch sondern im Geiste der Toleranz, gemäß der buddhistischen Tradition. Angesichts der Krisen und Probleme, die sogar das Überleben der Menschen auf der Erde bedrohen, werden buddhistische Analysen, Lösungsansätze und Methoden als sehr wertvoll angesehen. Der Wunsch nach Sinn und Qualität, die Suche nach einem Leben in Harmonie mit den anderen führt viele „Westler“ auf den buddhistischen Weg. Der Buddhismus leistet offensichtlich einen nützlichen Beitrag zur allmählichen Entwicklung eines veränderten Denkens, nach dem sich die Menschen sehnen und das tatsächlich dringend erforderlich ist. Somit scheinen unsere Bemühungen nicht nur aus der Lehre, sondern auch aus der Situation heraus gerechtfertigt zu sein. Gibt es da überhaupt einen Anlaß zu Kritik und Selbstkritik?

Betrachtet man die Sache etwas näher, so sieht keineswegs alles so klar, glatt und einfach aus, wie es die Oberfläche vermuten ließe. Eines der Hauptprobleme scheint mir zu sein, daß die meisten Lehrer und Schüler glauben, sie würden das gleiche meinen, wenn sie vom tibetischen Buddhismus sprechen. Das dürfte ein Irrtum sein, der sich nur deshalb so hartnäckig am Leben erhalten kann, weil es wenig echte, ehrliche Kommunikation zwischen tibetischen Lehrern und westlichen Schülern gibt, aber jede Menge Illusionen und Projektionen – auf beiden Seiten.

Wie diese Diskrepanz sich im einzelnen darstellt und wie sie sich auswirkt, möchte ich am Beispiel unseres Umgangs mit den vier noch heute bestehenden Schulrichtungen innerhalb des tibetischen Buddhismus verdeutlichen. Es handelt sich dabei um eines der delikatesten Themen, mit denen wir es in der Fortführung der tibetischen Überlieferung zu tun haben, und gleichzeitig um ein besonders trauriges Kapitel.

Foto: Fred Moon auf Unsplash

Westliches Denken trennt

Einschlägig Interessierte kennen die vier Hauptschulrichtungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte in Tibet gebildet hatten, nämlich Nyingma, Sakya, Kagyü und Gelug. Sie sind entstanden, weil große Lehrer die Notwendigkeit sahen, unterschiedlich disponierten Schülern ein und dieselbe Lehre in unterschiedlicher Weise zu präsentieren, um so jeweils das optimale Ergebnis zu erzielen. Diese Bemühungen werden in der offiziellen Darstellung unter dem Fachterminus „geschickte Methoden“ zusammengefaßt. So wird ein Bild vermittelt, als würden Anhänger aller vier Schulen in schönster buddhistischer Eintracht Hand in Hand der Erleuchtung zustreben. Wer sich ein bißchen mit der Geschichte Tibets befaßt hat, weiß aber, wie schwierig der Umgang der Anhänger der verschiedenen Schulen untereinander tatsächlich war und was, außer dem reinen Bemühen um eine saubere Darlegung von Theorie und Praxis des Buddhismus, noch alles dabei eine Rolle spielte: gesellschaftliches Ansehen, akademischer Stolz, wirtschaftlicher Einfluß, politische Macht und so weiter. In Tibet war das schon schwierig genug und hat zum Teil zu bedauerlichen Konflikten geführt, aber wenigstens gab es auch korrigierende Gedanken. So hatte jeder Betroffene fast schon mit der Muttermilch die Information eingesogen, daß solche Einstellungen nichts anders als „Ego in Aktion“ sind. Da gab es im Grunde keine Möglichkeit, sich hinter vorgeschobenen Rechtfertigungen zu verschanzen. Die buddhistischen Ideen sitzen schon ziemlich tief nach all diesen Jahrhunderten.

Im Westen dagegen gibt es ein solches Fundament nicht. Wenn sich nun der tibetische Buddhismus hier ausbreitet, wird er natürlich von den Menschen zunächst in einer Art und Weise angenommen, die ihren gewohnten Denkmustern entspricht. Das westliche Denken ist im Vergleich zum östlichen eher zergliedernd, sauber trennend, in Kategorien einteilend. Kein Wunder also, daß viele Leute hier sich mit wahrer Begeisterung auf das Phänomen der Schulrichtung stürzen und – bevor sie noch richtig verstanden haben, was eigentlich der gemeinsame Nenner aller buddhistischen Traditionen ist – hingebungsvoll die Unterschiede analysieren, das Trennende herausarbeiten und qualitative Bewertungen abgeben.

Damit nicht genug: Das Annehmen einer fremden Religion aus eigener, freier Entscheidung ist immer eine sehr sensible Sache. Die neue Lehre ist für viele der Inbegriff ihrer sehnsüchtigen Erwartungen und Hoffnungen. Alles, was sie früher an ihrer angestammten Religion auszusetzen hatten, darf also hier nun keinesfalls auftreten. Ein wahrer Ozean an Angst und Einsamkeit soll endlich für immer aufgelöst werden. Aus solch dringenden persönlichen Bedürfnissen heraus erklärt sich, warum eine gar nicht kleine Anzahl von Westlern geradezu zwanghaft darauf besteht, daß alles überirdisch vollkommen sein muß: der Buddhismus die einzig richtige Lehre, makellos überliefert und von menschlichen Einflüssen völlig frei, Vajrayana sowieso das einzige, was sich zu praktizieren lohnt, alle Lamas (besonders natürlich der eigene „root guru“) erleuchtete, allwissende Buddhas und natürlich die eigene Schulrichtung innerhalb dieser vortrefflichen Religion die beste, sauberste, wirksamste, heiligste.

Foto: Samson auf Unsplash

Solche Absolutheitsphantasien deuten eher auf verzweifelte Lebensangst hin als auf fortgeschrittene Spiritualität, und so mancher „Yogi“ wäre vielleicht zunächst beim Psychotherapeuten besser aufgehoben als in Belehrungen, Einweihungen oder Retreats. Um diese irrealen Wunschbilder einer religiösen Überlieferung und Praxis aufrechtzuerhalten, braucht es einen enormen Einsatz an Verdrängung. Eigene Erfahrungen und Wahrnehmungen, die dem Ideal nicht entsprechen, müssen ständig mit großem Energieaufwand umgedeutet werden. Auf die Dauer kann das natürlich nicht funktionieren – aber das ist wieder ein anderes Thema.

Tibetische Lehrer, die mit einer solchen Haltung ihrer westlichen Schüler konfrontiert sind, entwickeln in der Regel eine der zwei folgenden Einschätzungen dazu:

a) Wenn sie zur großen Gruppe derer gehören, denen zwar viel „guru-devotion“, aber wenig Kommunikation mit ihren Schülern vergönnt ist, werden sie vielleicht die innere Anspannung gar nicht wahrnehmen, die hinter all den Beteuerungen der Dankbarkeit, Ergebenheit, Hingabe und Gläubigkeit herauszuhören ist. Sie werden sich einfach freuen, daß der Dharma im Westen auf so fruchtbaren Boden fällt. Probleme, Krisen und Katastrophen werden dann von ihnen als bedauerliche Pannen angesehen, nicht aber als unvermeidliche, voraussehbare Einbrüche.

b) Wenn sie mit ihren Schülern enger zusammenarbeiten und
 im Laufe der Jahre einen reichen Vorrat an Erfahrungen angesammelt haben, werden solche Erscheinungen sie sofort alarmieren, und sie werden versuchen, die betreffenden Schüler
 allmählich in Kontakt mit der Realität zu bringen. Gleichzeitig 
aber werden sie darüber nachdenken, wie es möglich ist, daß
 die gleichen Westler, die oft so gnadenlos und unbestechlich 
mit den Fehlern der christlichen Würdenträger und Institutionen ins Gericht gehen, angesichts des tibetischen Systems ihre
 kritische Aufmerksamkeit anscheinend zuhause in der 
Schublade lassen.

Natürlich wundern wir Tibeter uns auch, wenn wir sehen, mit welch fanatischer Verbissenheit manchmal mitten in Europa solche Schulrichtungs-, Unterschulrichtungs- und Splittergruppenstreitigkeiten ausgetragen werden. Dann fragen wir uns schon mal, warum um alles in der Welt die Westler glauben, die Fehler der Tibeter übernehmen und sogar noch verschlimmern zu müssen. Es ist nicht ganz leicht zu verstehen.

Jedenfalls sind in dieser ganzen Problematik die westlichen Schüler weitgehend dadurch entlastet, daß sie eben Schüler sind. Niemand erwartet von ihnen, daß sie nicht in die üblichen Anfängerfallen tappen. Im Gegenteil, es ist auch wieder rührend zu sehen, wie sie sich auf der Suche nach mehr Lebensqualität und Überwindung ihrer Hindernisse dem Dharma zuwenden, und sei es auch mit der kindlichen Haltung von „Mein Fußballverein ist besser als dein Fußballverein“. Gerade in dieser Phase sind die Lehrer aufgefordert, ihnen unterstützend und vor allem korrigierend zur Seite zu stehen.

Koch, Foto von Aditya Romansa auf Unsplash

Reinkarnierte Klosterköche

Wie sieht aber nun die Rolle der tibetischen Lehrer aus? Ich unterhalte mich oft und gern mit westlichen Buddhisten aller Traditionen und Schulrichtungen. Die meisten dieser Leute sind offen, kritisch und mitteilsam, und so bekomme ich viele Informationen darüber, wie tibetische Lehrer der verschiedenen Traditionen sich zu den immer wieder auftauchenden Fragen äußern. Was ich da zu hören bekomme, ist zum großen Teil inhaltlich korrekt, manchmal sogar großartig, manchmal jedoch auch haarsträubend.

Vielleicht ein paar Beispiele: Es gibt tibetische Lamas, die die Zufluchtnahme bei Lehrern anderer (sogar anderer tibetisch-buddhistischer!) Traditionen für nicht ausreichend erklären und ihre Schüler veranlassen, erneut Zuflucht zu nehmen, und zwar nun in ihrer Schulrichtung. Es gibt auch tibetische Lamas, und leider gar nicht wenige, die sich an der Verbreitung von Vorurteilen über andere Schulrichtungen beteiligen. Da wird den einen das intellektuelle Wissen abgesprochen, den anderen die Meditationspraxis und Ritualkenntnis – obwohl jeder tibetische Lehrer und Gelehrte genau weiß, daß es sich bei den tatsächlichen Unterschieden lediglich um feine Schwerpunktverschiebungen handelt und daß alle vier Schulen sehr wohl geeignet sind, den kompletten tibetischen Buddhismus in gültiger und korrekter Weise zu vermitteln.

Ferner gibt es Lehrer, die, entgegen ihrer eigenen Ausbildung und Erfahrung, Schüler um sich scharen mit der Verheißung, bei ihnen brauche man sich nicht mit dem lästigen Ansammeln buddhistischer Grundlagenkenntnisse aufzuhalten, sondern könne gleich in die höchsten essentiellen Praktiken einsteigen. Alle hier genannten Beispiele beruhen nicht auf Einzelinformationen, die ich beiläufig aufgeschnappt habe, sie sind mir vielmehr über lange Zeiträume hinweg von vielen Praktizierenden übereinstimmend berichtet worden.

Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, aber wenn im Westen unter den Anhängern des tibetischen Buddhismus das Problem der Sektiererei und des engstirnigen Fanatismus auftritt, ist das keineswegs nur auf das unvermeidliche Fehlverhalten von Dharma-Anfängern zurückzuführen. Es gibt auch verantwortungslose tibetische Lehrer, die diese Konflikte schüren – zwar nicht öffentlich, das würde sich nicht gut machen bei einem buddhistischen Geistlichen, aber dafür um so wirksamer im engeren Kreise ihrer Schüler.

Die entscheidende Frage ist nun: Warum tun sie das? Was haben tibetische Lehrer davon, daß sie so handeln? Einige mögen selbst so fanatisch an ihrer eigenen Schule hängen, daß sie glauben, den Lebewesen den besten Dienst zu erwiesen, wenn sie sie alle im Schoße ihrer eigenen Tradition versammeln. Andere sind vielleicht zynisch genug, sich im Westen einen möglichst großen „Marktanteil“ sichern zu wollen. Wir müssen uns mit der Tatsache konfrontieren: Es geht nicht nur um Liebe und Mitgefühl, es geht auch um ganz handfeste finanzielle und machtpolitische Interessen.

In diesem Zusammenhang wäre als Beispiel auch ein Phänomen zu erwähnen, das bei uns Tibetern schon seit einigen Jahrzehnten großes Erstaunen hervorruft: die sogenannte Tulku-Schwemme. Es geht dabei um die gerade im Exil wahrhaft inflationär auftretenden Reinkarnationen verstorbener Lamas. Das Reinkarnationssystem gibt es ja in Tibet seit vielen Jahrhunderten, und der Nutzen dürfte bei fast allen Tibetern und vielen Westlern unumstritten sein. Nun ist aber einigen Leuten im Exil schnell klargeworden, daß der Titel eines Rinpoche ein Kapital ist, das im Westen beträchtlichen Marktwert hat. Und so gibt es unter den Tibetern neuerdings den ironischen Spruch: „Jeder Klosterkoch muß sich reinkarnieren.“

Dagegen wäre ja auch im Prinzip, nach der Theorie der Reinkarnation, nichts einzuwenden. Aber bei der bewußten Steuerung der freiwilligen Reinkarnation geht es um äußerst subtile Vorgänge. Daß es „klappt“, hängt nicht nur vom Wunsch der Schüler, sondern auch von der Fähigkeit des Lehrers ab. In Tibet galt als halbwegs gesichert, daß doch mindestens drei Viertel aller Rinpoches echte Tulkus waren. Wenn aber der Anteil der mit Gewalt zum Tulku erklärten „Nachfolger“ zu sehr ansteigt, ist Qualitätsminderung bei den Lehrern und Wertverfall bei der Darbietung der Lehre die Folge.

Dagyab Rinpoche, Tibethaus

Nur zur Erinnerung: Von den ganz großen Meistern Marpa und Milarepa sowie von den Fünf großen Sakya-Meistern und von Je Tsongkhapa – gar nicht zu reden von Buddha selbst – gibt es keine Reinkarnationen, was jedoch der Verehrung und Guru-Praxis keinen Abbruch tut. Woher also, so fragt man sich doch, kommt bloß auf einmal diese Tulku-Hysterie?

Daß die Motive recht seltsam gemischt sind, ist unter anderem auch an den unsäglichen Titelanhäufungen zu erkennen, die nur für den Westen erfunden worden sind und einem Tibeter einfach die Sprache verschlagen. Ich habe schon Sachen gelesen wie: „Lama XY Tulku Khenpo Rinpoche“. Ganz zu schweigen davon, daß es von Eminenzen und Heiligkeiten nur so wimmelt. Bei manchen sogenannten Lamas kann man Jahr für Jahr mitverfolgen, wie die von ihren Schülern herausgegebene Biographie sich immer barocker gestaltet. Kommt nach „Seine Heiligkeit“ als nächstes „Seine Göttlichkeit“? Sicher, die Tibeter lachen darüber. Aber es gibt auch Tibeter, die solche Tendenzen fördern. Warum und zu welchem Zweck?

Kritischer Verstand vonnöten

Ich könnte nun ein großes Lamento anstimmen und sagen, daß durch ein solches Verhalten die reine buddhistische Tradition in Frage gestellt und auf lange Sicht der tibetische Buddhismus zerstört wird. Das trifft zwar ohne Zweifel zu, aber solch moralisierende Betrachtungen bewirken leider nicht viel.

Es gibt aber auch einen ganz praktischen Aspekt dabei, den ich den Verwaltern der tibetischen Tradition ans Herz legen möchte: Die Westler sind alles andere als dumm. Sie sind im Gegenteil, soweit man das überhaupt verallgemeinern kann, äußerst kritische und nachdenkliche Leute. Ihr allgemeines Grundwissen über psychologische Zusammenhänge ist viel größer, als man sich das im Osten überhaupt vorstellen kann. Und: Sie haben bereits bewiesen, daß sie das Joch eines Religionssystems, das ihnen von Widersprüchen, Verlogenheit und Überheblichkeit durchdrungen scheint und dessen Würdenträger sie als unglaubwürdig empfinden, abzuschütteln vermögen.

Aus einer tiefen Sehnsucht nach Qualität und innerer Verwirklichung heraus werden sie vielleicht als frischgebackene Buddhisten eine Zeitlang über alle möglichen Unebenheiten hinwegsehen. Aber kein tibetischer Lama sollte sich auf seinem Thron zu sicher fühlen, wenn er die große Show von der eigenen Unfehlbarkeit oder der Einzigartigkeit seiner eigenen Schulrichtung aufführt. Es kommt der Tag, da durchschauen die Leute das Theater und gehen auf Distanz – genau wie die zahlreichen jungen Exiltibeter im Westen, die einfach zu viel wissen, um sich noch ohne weiteres an das alte System binden zu lassen.

Daher müssen wir tibetischen Lamas uns klarmachen: Wo die Ausbreitung des Dharma im Westen mit ungeeigneten Zielen und ungeeigneten Mitteln betrieben wird, trägt sie bereits den Keim des Scheiterns in sich.

Den Westlern aber sei gesagt: Die gleiche klare und kritische Haltung, um die sie sich in allen Bereichen ihres Lebens sonst so sehr bemühen, ist auch im Dharma vonnöten. Gesunder Menschenverstand ist nicht nur eine Voraussetzung für die spirituelle Praxis, sondern auch ein guter Schutz vor allzu krassen Fehlentwicklungen.

© Dagyab Rinpoche und Tibethaus Deutschland

Veröffentlich in TIBET-Forum Nr. 2/92, S. 20–23, Redaktion Prof. Dr. Jan Andersson

Mit freundlicher Erlaubnis von Tibet-Forum und Dagyab Rinpoche.

Deutsche Formulierung in Zusammenarbeit mit Regine Leisner.

Loden Sherab Dagyab Rinpoche

Loden Sherab Dagyab Rinpoche wurde 1940 im Osten Tibets geboren und mit vier Jahren als der IX. Kyabgön (Schutzherr) der Region Dagyab anerkannt. Er zählt zu den ranghöchsten Tulkus (Hotuktu). Als die VR China im Jahre 1959 Tibet überfiel und besetzte floh er zusammen mit dem Dalai Lama nach Indien ins Exil. Nach seiner Flucht aus Tibet erwarb er im indischen Exil den akademischen Grad eines Geshe Lharampa. Von 1964 bis 1966 leitete er das Tibethaus in New Delhi, welches als international anerkanntes Institut zur Erhaltung und Förderung der tibetischen Kultur gilt. Einer Einladung der Universität Bonn folgend kam Dagyab Rinpoche 1966 nach Deutschland, lebte für ca. vierzig Jahre mit seiner Familie in der Nähe von Bonn und arbeitete an der Bonner Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Seit 2009 lebt er mit seiner Familie in Berlin. Er ist spiritueller Leiter des Tibethauses in Frankfurt am Main. S. E. Dagyab Kyabgön Rinpoche wird als derjenige tibetisch-buddhistische Meister angesehen, der die meisten Übertragungslinien der Gelugpa-Linie, aber auch umfassende Übertragungslinien der Sakya- und Kagyü-Schulen hält.

Alle Beiträge Loden Sherab Dagyab Rinpoche