Zweite Internationale Konferenz queerer Buddhist*innen mit neuem Konzept

8. Dezember 2022

Am 22. und 23. Oktober 2022 fand die 2nd IQBC, eine Internationale Konferenz für alle Buddhist*innen unter dem Regenbogen, das heißt egal welcher sexuellen Orientierung und Genderidentität, online mit einem neuen Konzept statt. Zusätzlich zum bekannten Videokonferenzdienst Zoom wurde als zweites Gather genutzt, eine Plattform, die es möglich machte, einen virtuellen Raum für Kunst und Begegnung anzubieten. Der wurde auch, zum Beispiel durch die Darbietung neuer Songs, selbst geschriebener Gedichte und einen Dharma-Rap-Workshop, rege genutzt. Das stärkte das Gemeinschaftsgefühl und trug dazu bei, dass auch die 2nd IQBC mit hundert Teilnehmenden weltweit und zahlreichen positiven Rückmeldungen ein voller Erfolg war.

Gather, open mic., © Jampa Wurst

Ursprünglich war eine Veranstaltung im Zweijahresrhythmus geplant gewesen, aufgrund zahlreicher Nachfragen hatten sich die Veranstalter*innen entschieden, die zweite Konferenz schon ein Jahr später anzubieten. Nicht nur die Vorbereitung des neuen Konzeptes der zwei Plattformen, sondern auch die räumliche Verteilung der freiwilligen Helfer*innen1 über den ganzen Globus machten die Vorbereitungstreffen zu einer Herausforderung – oder auch zu einer guten Übung in Achtsamkeit. 

Sven Lehmann, der neue Queer-Beauftragte im Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend hatte über sein Büro eine erfolgreiche 2nd IQBC wünschen lassen und der in Deutschland lebenden queeren Community Informationen über das neue Selbstbestimmungsgesetz2, das im kommenden Sommer verabschiedet werden soll, geschickt. 

Jeder Tag der zweitägigen Konferenz war einem Schwerpunktthema gewidmet, das mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops ausgefüllt wurde. Am Samstag hieß der Schwerpunkt „Queere (buddhistische) Vorbilder“. Kody Muncaster von der Western University in Ontario, Kanada sprach über Queeres Trauma und das Konzept Trans-Sattva, ein Kompositum der Begriffe Transgender und Bodhisattva. Die Ehrwürdige Tashi Choedup hielt einen Vortrag über soziopolitische Arbeit mit der queeren Gemeinschaft in Indien.

Keynote Speaker Dr. Pema Düddul, University of Southern Queensland, © Jampa Wurst

Am zweiten Tag lag der Schwerpunkt auf dem Themenbereich „Trauma/Missbrauch – Buddhismus – Therapie“. Kyle Neo von Rainbodhi Singapur hielt einen Vortrag mit dem Titel „Was hat Liebe mit meinem Queer-Sein zu tun?“, die Ehrwürdige Vimala eröffnete die Möglichkeit „Wende Trauma in einen Pfad spirituellen Wachstums!“ und Bruder Troi Bao Tang aus Plum Village sprach über „Das Heilen der Vergangenheit in der Gegenwart.“ 

Für das schwierige Thema „Trauma“ waren und sind links zu Websites und Telefonnummern weltweit auf der Website der IQBC3 zu finden. Dieser Service stand auch auf Gather während der gesamten Konferenz zur Verfügung, falls die Teilnehmenden eine Auszeit brauchen würden. 

Die Vorträge der beiden Podien zum jeweiligen Schwerpunkt – „queere und buddhistische Vorbilder“ und  „Trauma und Buddhismus“ wurden durch Workshops thematisch unterstützt. An dieser Stelle ist speziell Zoe Flowers zu nennen, die durch ihre Erfahrung und ihre Arbeit mit Missbrauchsopfern einen hochinteressanten und warmherzigen Workshop gab mit dem Titel „Breathing Space: Supporting Health“. Sie ist durch ihr Buch „From Ashes to Angel´s Dust“ bekannt und unterstützt die 2SLGBTQIA+ Community als „Ally“ (Verbündete). 

Auf Gather hatten wir einen virtuellen Raum erstellt, in dem es möglich war, einen Avatar für sich zu erschaffen, quasi wie in einem Videospiel, und den virtuellen Raum zu erkunden, mit Meditationsorten wie einem japanischen Garten, Zelten, Springbrunnen, einem See etc. An diesen Plätzen war die Möglichkeit für private Chats gegeben. Außerdem gab es Ausstellungen von Gemälden, von „digital art“, von Zeichnungen, Büchern, Gedichten, und die Teilnehmenden konnten sich Filme anschauen. Die Filme gibt es auch auf der Website4.

Samstag und Sonntag nach den Vorträgen und Workshop-Sessions trafen wir uns beim „Open Mic“: Hier konnten alle, die wollten und natürlich jene, die sich bereits dafür angemeldet hatten, auf der virtuellen Bühne performen: Iden.t.t. stellte their neuen Song „Sick to Work“5 vor. Der Dharma Rap Workshop6 von DJ Jampa Sausage mit Sibling Yonten und anderen rappte auf der virtuellen Bühne. Außerdem wurden selbst geschriebene Gedichte vorgetragen und es gab eine Einführung zum Thema „Sound“ mit Ukulele.

Tashi Phot, © Jampa Wurst

Auch wenn klar ist, dass nach den zahlreichen positiven Rückmeldungen die 2nd IQBC ein voller Erfolg war, ist doch klar, dass bei jeder Konferenz Neues zu lernen und zu verbessern ist. Aber das entspricht dem buddhistischen Pfad, denn „nobody is perfect“, und oft ist es die Technik auch nicht ;). Doch die Mischung aus Vorträgen und Kunst machte die 2nd IQBC zu etwas ganz Besonderem. Die Konferenzvorträge wurden bereits auf die Website der IQBC7 hochgeladen und können dort nachgehört und auf YouTube „geliked“ werden.

Da die IQBCs offen für alle Menschen sind, die achtsam bzw. respektvoll miteinander umgehen, egal, ob sie zur Regenbogen-Community gehören oder Unterstützer*innen sind, sind die Anfragen nach der 3rd IQBC schon jetzt groß. Auf der Website wird wieder rechtzeitig Updates geben.  

Die monatlichen Conscious-Connections finden auf Zoom ab dem 30. November statt. Auch dazu gibt es Informationen auf der Website

Dr. Jampa Wurst, IQBC

LINKS

Website: iqbc.org

https://iqbc.org/organizer-2022 (1)
https://iqbc.org/blog (2)
https://iqbc.org/helplines (3)
https://iqbc.org/artsy-expressions (4)
https://www.identt.biz (5)
https://www.drwurst.de/dj-jampa-sausage (6)
https://iqbc.org/iqbc-2022-recordings (7)