Zen-Priester: Verdacht auf Missbrauch von Flüchtlingskindern

2. Februar 2017

Seit einem halben Jahr sitzt ein Zen-Priester aus der Region Augsburg nun bereits in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen dringenden Tatverdachts auf sexuellen Missbrauch in mehreren Fällen in den Jahren 2014 und 2015. Opfer der Taten sollen die Kinder einer Flüchtlingsfamilie gewesen sein. Einer der Jungen soll zum Tatzeitpunkt nur elf Jahre alt gewesen sein.

Wurden Kinder missbraucht, die vor Gewalt und Not fliehen mussten? (Symbolbild) | © Hydroxy, CC

Der in Verdacht stehende Zen-Priester war in der buddhistischen Welt sehr engagiert: Er ist ehemaliger Vizepräsident des Weltverbandes der Buddhisten (WFB) sowie ehemaliger Vorstand und Ehrenrat der Deutschen Buddhistischen Union. In einem Telefonat mit „BUDDHISMUS aktuell“ am 24. Januar 2017 erklärte der Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft, Matthias Nickolai, dass die Schwere der Tatvorwürfe die Untersuchungshaft unabdingbar gemacht habe. Aus diesem Grund seien auch die mehrere Monate dauernden gründlichen Ermittlungen notwendig gewesen. Diese seien zur Zeit noch nicht abgeschlossen, könnten es jedoch möglicherweise in wenigen Wochen sein. Ob ein Geständnis vorliegt, konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft aus Gründen der Geheimhaltungspflicht nicht sagen.

Ausflüge am Wochenende

Wie die Tageszeitung „Augsburger Allgemeine“ vor einiger Zeit berichtete, soll der Zen-Priester von sich aus den Kontakt zu der Flüchtlingsfamilie gesucht haben, nachdem er auf das Schicksal der Familie und der minderjährigen Kinder aufmerksam geworden sei. Er habe seine Dienste angeboten, zitiert die Zeitung einen weiteren Flüchtlingshelfer, habe sich dann aber aus dem Helferteam zurückgezogen und am Wochenende eigenständig mit den Kindern Ausflüge unternommen.
Laut Augsburger Allgemeine soll der Förderverein des Zen-Tempels, den der Priester etwa 25 Kilometer von Augsburg entfernt gegründet hat, die Vorwürfe „mit Entsetzen“ aufgenommen haben. Der Vorstand habe den Mitgliedern der Gemeinschaft mitgeteilt, dass man die Informationen für glaubhaft halte, weil sie „leider wenig Zweifel“ ließen.
Derzeit bemüht sich unsere Redaktion um eine aktuelle Stellungnahme der Gemeinschaft, die uns leider bislang nicht zugegangen ist. Auf den Webseiten der Gemeinschaft des Priesters gibt es keine Stellungnahme; auch taucht sein Name  in der Liste der derzeitigen Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr auf.

BUDDHISMUS aktuell wird weiter über den Fall berichten.