Warum wir Myanmar unterstützen sollten
22. Dezember 2021
Nach zehn Jahren eines vorsichtigen Demokratisierungsprozesses hat das Militär am 1. Februar 2021 die zivile Regierung Myanmars gestürzt, die Macht übernommen und viele der demokratisch gewählten Regierungsmitglieder inhaftiert. Millionen im Land reagierten mit Aktionen des zivilen Ungehorsams, aber jeder friedliche Widerstand wurde von der Militärjunta mit brutaler Gewalt beantwortet. Mehr als 1 200 Menschen wurden bisher ermordet, mehr als 10 000 sind im Gefängnis, wie aus einer Statistik der myanmarischen Menschenrechtsorganisation AAPP vom 13. November hervorgeht.
In einer Situation, in der Menschenrechte ebenso wenig gelten wie die Pressefreiheit, in der 20 Millionen Menschen in die Armut gezwungen wurden und, nach einem Bericht der Vereinten Nationen vom Oktober dieses Jahres, 250 000 Menschen auf der Flucht sind, ist der Widerstand gegen die Militärjunta ungebrochen. Schon früh hatte sich aus gewählten Abgeordneten, Politiker:innen ethnischer Minderheiten und Schlüsselfiguren der Protestbewegung die Nationale Einheitsregierung gebildet, die im Untergrund und im Exil agiert. Politiker:innen der Gegenregierung haben immer wieder an die internationale Gemeinschaft appelliert, den Widerstand zu unterstützen. Diese hat es bisher ebenso wenig geschafft, der Gewalt ein Ende zu setzen, wie der Verband Südostasiatischer Nationen ASEAN, zu dem auch Myanmar gehört.
In der unübersichtlichen Gemengelage aus wirtschaftlichen und politischen Interessen gibt es mühsam erkämpfte Lichtblicke; zum Beispiel erkannte Anfang Oktober kurz nach dem französischen Oberhaus auch das Europäische Parlament die Gegenregierung „als die einzigen legitimen Vertreter der demokratischen Wünsche des Volkes von Myanmar“ an. Forderungen nach einem Inkrafttreten der Schutzverordnung, einem völkerrechtlichen Instrument, das der internationalen Gemeinschaft ein Eingreifen bei schweren Menschenrechtsverletzungen erlaubt, konnten aber bisher ebenso wenig durchgesetzt werden wie die Forderung, dass China die Unterstützung des Militärregimes einstellen solle.
Anfang September erkannte die Nationale Einheitsregierung offiziell den seit Monaten wachsenden bewaffneten Widerstand der neuen „Volksverteidigungskräfte“ an. „In Ermangelung internationaler Unterstützung ist das Volk von Myanmar gezwungen, einen Verteidigungskrieg zu erwägen“, schreibt David Pyle in der US-amerikanischen buddhistischen Zeitschrift Lion’s Roar. David Pyle ist einer der Gründer des Buddhist Humanitarian Project, das als Reaktion auf den Genozid an den Rohingya entstanden ist. Sein Kommentar „Warum Buddhistinnen und Buddhisten die Widerstandsbewegung in Myanmar unterstützen sollten“ wurde am 4. November in Lion’s Roar veröffentlicht. David Pyle argumentiert, dass wir den Dhamma als Geschenk auch aus Burma erhalten haben. „Wir sind denen zu Dank verpflichtet, die ihn mit uns geteilt haben“, schreibt er. Viele international bekannte Dharmalehrer wie Mahasi Sayadaw, S. N. Goenka, Joseph Goldstein und Sharon Salzberg hätten ihren Weg als Anhängerinnen und Anhänger des birmanischen Buddhismus begonnen.
Hilfe kann ganz unterschiedlich aussehen, und wer sich auf dem Laufenden hält, wird sinnvolle Möglichkeiten finden. Gebraucht werden unter anderem die humanitäre Unterstützung durch Spenden, die Unterstützung von Boykottaufrufen, gerichtet an die Finanzpartner des Militärs, die politische Unterstützung durch Unterschriften oder den Versand schriftlicher Aufforderungen an Abgeordnete und politische Institutionen. Myanmar braucht das aktive Mitgefühl der buddhistischen Gemeinde weltweit.
Weitere Informationen, Spenden:
Commentary: Why Buddhists Should Support the Resistance in Myanmar, 4. November 2021,Lion’s Roar: www.lionsroar.com/commentary-why-buddhists-should-support-the-resistance-in-myanmar/
Humanitäre Hilfsorganisation Food and Help for Burma: www.food-and-help-for-burma.com
Insight Myanmar / betterburma: www.betterburma.org/donation
Myanmar Solidarity Austria: www.myanmar-solidarity.at/de/
Mitgefühl in Aktion: https://www.mia.eu.com
Helfen ohne Grenzen:
Wer sinnlich-anschauliche Eindrücke von der Arbeit dieser Organisation und von der Situation der Flüchtlinge an der burmesisch-thailändischen Grenze gewinnen möchte, dem seien in der Mediathek etliche eindrucksvolle Kurzvideos und zwei längere Dokumentationen empfohlen.
Helfen ohne Grenzen: helfenohnegrenzen.org/mediathek-2/
Petitionen:
Aufforderung an deutsche Abgeordnete: Keine Geschäfte mit dem Militär: actionnetwork.org/petitions/aufforderung-an-deutsche-abgeordnete-keine-geschafte-mit-dem-militar-in-myanmar
Infos und Sanktionen gegen Myanmars Öl- und Gaseinnahmen: www.peoplepower21.org/English/1851358