Tibet: Tod eines Umweltaktivisten nach brutaler Polizeigewalt
24. Mai 2017
Am 25. April 2017 starb, wie nun bekannt wird, der Tibeter Tsewang Kyab – 11 Monate nachdem die chinesische Polizei ihn krankenhausreif geschlagen hatte. Der Organisator von Protesten gegen eine Goldmine in der Gemeinde Amchok im Bezirk Sangchu war im Juni 2016 festgenommen worden. Heftige Schläge und Folterungen durch die Polizei verletzten die inneren Organe des 50-Jährigen so stark, dass er nun nach langem Siechtum starb.
Zum Hintergrund erläutert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in einem Mailout vom 21. Mai 2017: „Nach 16 Jahren vergeblicher Appelle an die Regierung organisierten Hunderte von Tibetern im Mai und Juni 2016 Proteste gegen den groß angelegten Goldabbau am Berg Nyenchen Gong-Ngon Lhari. Den dort ansässigen Tibetern ist der Berg heilig und seit Jahrhunderten betrachten sie ihn als ihren Beschützer. Zusammen mit anderen Gemeindesprechern wurde auch Tsewang Kyab festgenommen.“
In der Polizeihaft sei Tsewang Kyab unter Schlägen und Folter verhört worden. Obwohl er zusammen mit den anderen später freigelassen wurde, kehrte er in schlechtem Gesundheitszustand nach Hause zurück und war von da an krank. Seine Angehörigen brachten ihn in verschiedene Krankenhäuser, doch er erholte sich nicht mehr und starb nun zu Hause.
„Dieses Land gibt uns Hoffnung und ist uns heilig“
Tsewang Kyab kam aus dem Dorf Angon in der Gemeinde Amchok, Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, Provinz Gansu. „Er war ein Umweltaktivist mit einem starken Gemeinschaftsgefühl“, schreibt die IGFM. Bei den Gong-Ngon Lhari Protesten habe er enthusiastisch darüber gesprochen, was der Berg und sein Schutz für die Gemeinschaft bedeuten:
„Dieser Berg ist uns seit vielen Generationen heilig. Wie schaut es denn aus, wenn so ein heiliger und wunderschöner Berg nur um des Geldes willen verwüstet und verunstaltet wird? Das schmerzt uns zutiefst. Wir bitten um nichts anderes, als dass uns dieser heilige Berg erhalten bleibt. Ihr sagt, dass dieses Land dem Staat gehört, wir leugnen diese Tatsache ja gar nicht, aber wir gehören auch hierher, und wir haben ein Recht darauf und den Wunsch, zu diesem Land zu gehören und es zu schützen und zu retten. Das Land, auf dem wir uns befinden, ist uns heilig, es schützt uns, es ist uns kostbar, es gibt uns Hoffnung und Glück, aber ihr zerstört es Stück um Stück um des finanziellen Profits einiger Leute willen. Es verursacht uns Schmerzen, wenn wir sehen, wie so etwas geschieht, denn wir wissen, dass wir es nicht zurückbekommen, wenn es erst einmal zerstört ist. Das können wir einfach nicht hinnehmen“.
In den letzten Jahren hat die industrielle Ausbeutung von Tibets natürlichen Ressourcen rapide zugenommen. Die Umwelt Tibets wird in vielfältiger Weise geschädigt, während die Tibeter selbst keinen wirtschaftlichen Vorteil von dieser Ausbeutung haben, denn die erzielten Profite gehen an den chinesischen Staat.