Tim Jackson

Wie wollen wir leben?

Wege aus dem Wachstumswahn

Heft: 02 | 2022 Nahrung
Verlag:oekom verlag
Ort:München
Jahr:2021
ISBN:978-3-96238-292-6
Preis:22,00 €
Seiten:304
Aus dem Englischen übersetzt von Eva Leipprand in Zusammenarbeit mit Linda Geßner
Hardcover

Rezension

Als Professor für nachhaltige Entwicklung an der Universität Surrey, Großbritannien, erforscht Tim Jackson seit über 30 Jahren die moralischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen von Wohlstand auf einem endlichen Planeten. Sein 2011 erschienenes Buch „Wohlstand ohne Wachstum“ gilt als Standardwerk einer fundierten Kritik an der gegenwärtigen Lebens- und Wirtschaftsweise. Auch sein neues Buch „Wie wollen wir leben?“ ist eine Einladung, darüber nachzudenken, was das Leben lebenswert macht. Tim Jackson benutzt den Begriff „Postwachstum“, um deutlich zu machen, „dass der Kapitalismus selbst bloß eine zeitbedingte Erscheinung ist, ein sich nur mit Mühe am Leben erhaltender Rest alter Daseinsformen; nicht die eine unverrückbare, unveränderbare Wahrheit, die zu sein er sich anmaßt“.

Thematisch breit aufgestellt, arbeitet Jackson direkt auf einige Einsichten des Buddha hin. Auf dem Hintergrund der Lebensgeschichten von Robert Kennedy und Thich Nhat Hanh stellt er fest: „Der Punkt ist, dass uns die Gegenüberstellung von Kapitalismus und Buddhismus einen starken und faszinierenden Kontrast liefert. Ausgehend von einer gemeinsamen Position – dass Leiden ein wesentlicher Bestandteil des Lebens ist – entwickeln sich beide … in komplett gegensätzliche Richtungen und kommen zu radikal unterschiedlichen Schlussfolgerungen.“ Eine davon in Bezug auf den Kapitalismus bringt er auf den Punkt: „Der Buddhismus lehnt dieses Weltbild nicht nur als unmoralisch ab, sondern auch als unklug.“

Es ist bemerkenswert, wie immer wieder nicht buddhistische Koryphäen auf die Lehre des Buddha stoßen, wenn sie zentrale Sachverhalte tiefgründig erläutern möchten. Erinnert sei an den Ökonomen Ernst Friedrich Schumacher („Small is beautiful“) und den Soziologen Erich Fromm („Haben oder Sein“). Die in Jacksons Buch beschriebenen ökonomischen Weisheiten lesen sich wie Poesie. Es wird deutlich, was uns erwartet, wenn unsere Lebensweise nicht mehr von Mehrung und Unzufriedenheit, sondern von einem guten Leben bestimmt wird, das uns nicht die Erde kostet.

Manfred Folkers

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