Rinpoche Yongey Mingyur, Helen Tworkow

Werde ruhig wie ein tiefer See

Ngöndro - die grundlegenden Übungen des tibetischen Buddhismus

Heft: 02 | 2016 Hoffnung und Furcht
Verlag:Arkana Verlag
Ort:München
Jahr:2015
ISBN:978-3-442-34190-0
Preis:22,99 €
Seiten:510
Hardcover mit Schutzumschlag

Rezension

Um kaum einen Lehrer gab es in den letzten vier Jahren so viele Spekulationen wie um Yongey Mingyur Rinpoche, den jüngsten Sohn des berühmten Tulku Urgyen Rinpoche. Dieser Lama hatte bereits zwei Drei-Jahres-Retreats abgeschlossen, entschloss sich aber vor knapp vier Jahren nochmals, ein weiteres im Stile der im Himalaja wandernden Yogis und Bettelmönche durchzuführen. Er ging seiner Familie und den Schülern quasi verloren, war oft dem Tod nahe und wurde erstmals 2014 wieder gesichtet. Seit Ende 2015 ist er zurück. In den ersten Monaten eines Drei-Jahres-Retreats werden in den tibetischen Traditionen von Kagyu und Nyingma traditionell die „grundlegenden Übungen“ des Ngöndro geübt. Das schreibt sich leicht dahin, ist jedoch extrem aufwendig und zeitintensiv, manche brauchen Jahre oder Jahrzehnte dafür, die acht mal 100 000 Ansammlungen zu machen. Noch vor seinem Verschwinden in die Wildnis hat der schon damals faszinierend unkomplizierte Mingyur Rinpoche im vorliegenden Buch eben diese Serie von Praktiken beschrieben – und das liest sich wie ein spannender Roman. Rinpoche versteht es, eine grundlegende Meditationsanweisung zum Beispiel durch eindrucksvolle Gespräche mit seinem Vater aufzulockern. Auch bei allen anderen Erklärungen zur Praxis steht die anschauliche Vermittlung, getragen von eigener Erfahrung – gespickt mit Zitaten aus klärenden Gesprächen mit seinen Meistern (unter anderen Tai Situ und Nyoshul Khen) im Vordergrund. Sein tiefgründiger Humor ist an vielen Stellen auch in der Übersetzung zu spüren. Ein gutes Glossar, gute Quellenangaben sowie ein Namens- und ein Sachregister machen „Werde ruhig wie ein tiefer See“ zu einem verlässlichen Handbuch und Nachschlagewerk für alle, die sich auf die Reise des Ngöndro begeben wollen. Es endet mit der Widmung „Möge sich das Leiden in inneren Frieden verwandeln“.

Doris Wolter

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