Prof. Dr. Michael von Brück

Vom Sterben

Zehn Meditationen zur spirituell-palliativen Praxis

Heft: 03 | 2021 Was trägt?
Verlag:C.H. Beck Verlag
Ort:München
Jahr:2020
ISBN:978-3-406-75094-6
Preis:16,95 €
Seiten:237
Klappenbroschur

Rezension

„Dies ist ein Buch vom Leben im Sterben!“, lautet der erste Satz des neuen Buches von Michael von Brück. Sein Anliegen ist es, die Kunst des Sterbens (ars moriendi) als eine Einübung in die Kunst des Lebens (ars vivendi) nicht nur verständlicher, sondern auch in ihren praktizierbaren Möglichkeiten darzustellen. Als Religionswissenschaftler, Zen- und Yogalehrer ist er mit den religiösen Traditionen, die dazu ein reiches Erfahrungswissen überliefert haben, wohlvertraut. Als Rektor der Palliativ-Spirituellen Akademie Domicilium weiß er auch, wie dieses Wissen für unsere heutige Zeit fruchtbar gemacht werden kann, insbesondere für Menschen, die sich nicht mehr religiös gebunden fühlen, aber für spirituelle Ansätze offen sind. „Eine erfahrene Spiritualität weist auf das Geheimnis hinter allem Leben hin, auch mit den Ausdrucksformen der Religionen. Und sie bleibt offen für das, was wir nicht kennen. Dazu gehört vor allem Sterben und Tod.“ In den zehn Kapiteln seines Buches (Stille, Dankbarkeit, Rückzug, Scheitern und Klagen, Einsamkeit, Loslassen, Autonomie, Rituale und Symbole, Der Sterbeprozess, Mut und Hoffnung) vermittelt Michael von Brück, welche Einsichten, Haltungen und Qualitäten Menschen helfen können, dem Mysterium des Sterbens und Lebens angstfreier und vertrauensvoller zu begegnen. Spiritualität im Sterbe- und Trauerprozess bedeutet für den Autor vor allem: Angst abbauen, Mut fassen, Verlust und Trauer bewältigen und die Aufmerksamkeit für einen klaren Geist entwickeln. Aus seiner eigenen Erfahrung in der Hospizarbeit schöpfend, integriert er in seine Betrachtungen neben dem Erfahrungswissen der Religionen auch Erkenntnisse der Palliativmedizin und Sozialpsychologie. Sein Buch lädt ein, die eigene Sterblichkeit mehr in das Leben einzubeziehen und als Teil des Lebensprozesses anzunehmen, offener zu werden für das Unbekannte, auf das wir alle hinsteuern. Es ist ein warmherzig geschriebenes, meditativ-kontemplatives Buch mit einem kleinen Übungsteil am Ende jedes Kapitels. Ich habe es mit großem Gewinn gelesen, da es Vertrauen, Mut, Dankbarkeit, Verbundenheit nährt und eine manchmal durch Angst und Verzweiflung zu enge Perspektive weitet. Es kann eine besonders hilfreiche Unterstützung sein für Menschen, die privat oder professionell Sterbende begleiten oder die sich bewusst mit dem eigenen Tod und Sterben auseinandersetzen wollen, vielleicht, weil sie sich dem nahe fühlen.

Ursula Kogetsu Richard

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