Unbändiges Mitgefühl

Rezension

Ein Bodhisattva gelobt, so lange nicht ins Nirvana einzugehen, bis alle Wesen befreit sind – so lautet das Ideal des Mahayana-Buddhismus. Zen-Priester Taigen Dan Leighton beleuchtet es in seinem neuen Buch umfassend. Schon in den ersten Kapiteln befasst er sich konzentriert mit der Geschichte des Mahayana und den „zehn alles übersteigenden Praktiken“ der Bodhisattvas – Großzügigkeit, ethisches Verhalten, Geduld, Anstrengung, Meditation, Weisheit, geschickte Mittel, Gelübde und Selbstverpflichtung, Kräfte und Wissen.

Ausführlich stellt er auch die sieben bekanntesten Bodhisattvas vor: Shakyamuni, Manjusri, Meister der Leerheit und Weisheit, Samantabhadra, tatkräftige Aktivität im Getümmel der Welt, Avalokiteshvara (im Japanischen Kannon genannt), Bodhisattva des Mitgefühls, Ksitigarbha (Jizo), Helfer der Höllenbewohner, Verstorbenen, Kinder und Reisenden, Maitreya, der zukünftige Buddha, und Vimalakirti, der Laienanhänger, dessen Einsicht so tief war, dass er selbst die kosmischen erwachten Wesen belehren konnte.

In jedem dieser eingehenden Porträts analysiert Taigen Leighton verschiedene Aspekte der Bodhisattvas auch als Archetypen. Er benennt die Namen der jeweiligen Hauptsutren und Schulen, in denen sie verehrt werden, und die wichtigsten ikonischen Merkmale, die er in hochwertigen Illustrationen zeigt. Dazu erzählt er Anekdoten und Geschichten, findet als Beispiele für ihre Eigenschaften Vergleiche zu Persönlichkeiten wie Bob Dylan, Rachel Carson oder Martin Luther King und lässt damit trotz aller Gelehrsamkeit eine lebendige und inspirierende Annäherung an diese vorbildlichen Gestalten entstehen. Das Buch ist trotz seiner Fülle an Fakten alles andere als trocken zu lesen und eignet sich gut zur Einführung in das Thema. Auch wer bereits mit den Bodhisattvas vertraut ist, wird es als Nachschlagewerk oder unterhaltsame Lektüre zu schätzen wissen.

Stefanie Wachowitz