Soka Gakkai
Geschichte und Gegenwart einer buddhistischen Laienbewegung
Heft: | 04 | 2023 Verantwortung |
Verlag: | EB |
Ort: | Berlin |
Jahr: | 2022 |
ISBN: | 978-3-86893-389-5 |
Preis: | 16,80 Euro |
Seiten: | 144 |
Kartoniert | |
Rezension
Der deutsche Theologe und Religionswissenschaftler Ulrich Dehn befasst sich besonders mit Themen des Christentums, der Ökumene, des japanischen Buddhismus und neuer Religionen. In seinem neuen Buch bietet er einen interessanten Überblick über die Entstehung, Geschichte und Gegenwart der Soka Gakkai. Gut informiert dokumentiert der Autor deren sehr dynamische Entwicklung – von einer anfangs straff geführten, auch missionierenden Organisation zu einer offenen, engagierten Gemeinschaft, die sich sehr aktiv vernetzt und an vielen aktuellen Transformationsprozessen beteiligt.
Die buddhistische Laiengemeinschaft Soka Gakkai gehört mit mehr als zwölf Millionen Mitgliedern zu den großen buddhistischen Gemeinschaften. Seit den 1970er-Jahren gibt es Gruppen der Soka Gakkai in über 190 Ländern. Die Gemeinschaft beruft sich auf den japanischen Mönch Nichiren, der im 13. Jahrhundert gelebt hat, und entstand in den 1930er-Jahren als laienbuddhistische Reformbewegung. Vor allem durch Bildung wollte man einfache Menschen in der Ausübung ihrer buddhistischen Praxis sowie in einer werteorientierten Lebensführung unterstützen und auch der damals beginnenden Militarisierung der japanischen Gesellschaft etwas entgegensetzen.
Kern der Praxis ist die Verehrung des Lotos-Sutra, lernt man in diesem Buch, das von Nichiren als die Essenz der Lehre Buddha Shakyamunis angesehen wurde. Die zentrale Ausübung wird Daimoku genannt und besteht im wiederholten Chanten des Mantras Nam Myoho Renge Kyo vor einem Gohonzon – einer Schriftrolle, die in verdichteter Form die Grundaussage des Lotos-Sutra darstellt. Durch das Chanten soll sich die in jedem Menschen angelegte Buddhanatur manifestieren.
Besonderer Wert wird auf eine intensive Kultur-, Friedens- und Bildungsarbeit gelegt. Das äußert sich durch eine Vielzahl sozialer, ökologischer und Friedensinitiativen und -engagements. Kooperationen gibt es zum Beispiel mit der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), der UN-Bildungsinitiative „Transforming Education Summit“, dem UN-Kommissariat für Menschenrechte (OHCHR) und dem Club of Rome.
Da der Soka-Gakkai-Gründer Tsunesaburo Makiguchi, der selbst Lehrer war, der Pädagogik und Bildungspolitik eine besondere Bedeutung für den gesellschaftlichen und spirituellen Wandel beimaß, hat die Soka Gakkai auch eigene Schulen und Universitäten gegründet. Das gesellschaftliche Engagement gehörte von Anfang an dazu: Die beiden ersten Soka-Gakkai-Präsidenten Makiguchi und sein Nachfolger Josei Toda wurden beide im Zweiten Weltkrieg inhaftiert, weil sie gegen den Angriff Japans auf China protestierten. Makiguchi starb an den Folgen der Haft.
Ulrich Dehn beschäftigt sich auch mit den vorhandenen Bedenken und Vorbehalten gegenüber der Soka Gakkai, beispielsweise, dass die Gruppe einen starken Drang zur Missionierung habe, hält diese allerdings für inzwischen weitgehend überholt.
Das Werk stellt eine gute Grundlage für eine qualifizierte Meinungsbildung über die aktuelle Bedeutung dieser mitgliederstarken Gemeinschaft innerhalb der buddhistischen Landschaft dar.