So wie du bist
Der buddhistische Weg zur Selbstannahme
Heft: | 02 | 2017 Stille |
Verlag: | Kösel Verlag |
Ort: | München |
Jahr: | 2016 |
ISBN: | 978-3-466-34643-1 |
Preis: | 17,99 € |
Seiten: | 208 |
Hardcover mit Schutzumschlag | |
Rezension
Bücher über Selbstmitgefühl oder Selbstannahme sind momentan in Mode, und mancherorts ist zu lesen, dass es im Buddhismus „endlich mal um mich geht“. Das ist in gewisser Weise richtig, auf der anderen Seite ein großes Missverständnis, geht es im Buddhismus doch primär um eine Dekonstruktion dessen, was wir uns als „Ich“ oder „Selbst“ vorstellen und unter dem wir oft genug leiden, weil wir es als „nicht genügend“ oder sogar „mangelhaft“ erleben. Die Zen-Lehrerin Corinne Frottier setzt in ihrem Buch genau da an und hinterfragt zunächst die Vorstellung, dass es da etwas zu verbessern, verändern oder auch nur anzunehmen gäbe. Sie zeigt, wie wir im Laufe unserer Entwicklung Selbstbilder entwickeln, mit denen wir uns identifizieren, auch wenn sie lediglich aus Erinnerungen, Befürchtungen, Wünschen und Erwartungen, also letztlich nur aus Konzepten bestehen. Bei der Lektüre stellt sich rasch ein Gefühl der Erleichterung und Befreiung ein, weil die Autorin uns so deutlich vor Augen führt, dass unser Leiden an uns selbst im Wesentlichen unseren falschen Vorstellungen von uns selbst geschuldet ist – und die kann man loslassen. So wie ich bin, bin ich vollkommen, aber dieses Ich ist nicht deckungsgleich mit dem, was wir gemeinhin für unser Ich halten. Es ist keine Idee, sondern das, was von Moment zu Moment lebendig gegenwärtig ist. Aus dieser Perspektive betrachtet gibt es da nichts anzunehmen, aber weil sich das viel leichter schreiben als tatsächlich realisieren und leben lässt, beschreibt die Autorin im zweiten Teil des Buches, wie wir, auf diesen Erkenntnissen aufbauend, den Prozess unserer Selbstannahme und -fürsorge konkret unterstützen können. Dem dienen auch die im dritten Teil zusammengestellten Übungen. Mit So wie du bist ist Corinne Frottier ein anregendes, verständlich geschriebenes Buch zu einer Frage gelungen, die schon Zen-Meister Dogen umgetrieben hat: Wir haben/sind Buddhanatur – warum müssen wir trotzdem üben? Oder: Wir sind vollkommen, so wie wir sind – warum müssen wir uns trotzdem annehmen lernen?