Reden wir über das Sterben
Vermächtnis einer Ärztin und Patientin
Heft: | 01 | 2021 Gemeinwohl |
Verlag: | Limmat Verlag |
Ort: | Zürich, Schweiz |
Jahr: | 2020 |
ISBN: | 978-3-85791-897-1 |
Preis: | 22,00 € |
Seiten: | 160 |
Klappenbroschur | |
Rezension
Tod und Sterben sind längst keine Tabuthemen mehr wie noch vor einigen Jahren. Davon zeugt die Vielzahl der kürzlich erschienenen Bücher. Geschrieben sind sie meist von Menschen, die in diesem Bereich professionell tätig sind. „Reden wir über das Sterben“ unterscheidet sich von diesen ganz wesentlich dadurch, dass die Autorin zwar aus ihrer Perspektive als Ärztin schreibt, aber auch aus der einer unheilbar krebskranken Frau. Diese zweifache Perspektive gibt ihr die Freiheit und Kompetenz, auch kontroverse Themen, die das Lebensende oder ein „gutes Sterben“ betreffen, in einer großen Offenheit anzusprechen. Ausgehend von ihrer Überzeugung, „dass wir alle Verantwortung übernehmen müssen: für unser Leben und für unseren Tod“, erörtert sie die Bedingungen und Voraussetzungen eines „guten Sterbens“, sinnlose und nutzlose Therapien, Möglichkeiten, die eigenen Wünsche als Sterbende auch gegen ärztliche Empfehlungen durchzusetzen, das weite Feld der Sterbehilfe, die Nöte von Patientinnen und Patienten, Begleitenden, Ärztinnen und Ärzten und vieles mehr. Auch wenn sie sich selbst nicht als einen religiösen Menschen versteht, plädiert sie sehr nachdrücklich dafür, dass die spirituell-religiöse Dimension, sofern gewünscht, in die Begleitung Sterbender einbezogen und ihr Raum gegeben werden sollte. Dieses Buch hat mich sehr tief berührt, vor allem, weil die Liebe der Autorin zum Leben und zu den Menschen so eindrücklich spürbar wird. Insbesondere zu jenen, die schwerkrank sind und im Dschungel der gegenwärtigen Möglichkeiten des Übergangs vom Leben in den Tod nach Orientierung suchen. Auch sie selbst als Person in ihrem Ringen um ein eigenes „gutes Sterben“ ist deutlich spürbar. Ihr Buch macht Mut, die persönlichen Gestaltungsmöglichkeiten auszuloten und sich der eigenen Werte und Wünsche bewusster zu werden. Geschrieben in einem wohltuend unprätentiösen Ton, lässt es sich als eine Art Vermächtnis der Autorin lesen. „Leben“, so schreibt sie, „heißt für mich gestalten. Das kann man auch, wenn man krank ist, auch wenn man alt ist, auch wenn man alt und krank ist.“ Kathryn Schneider-Gurewitsch hat die Fertigstellung und das Erscheinen des Buches nicht mehr erlebt.