Reden-Hören-Schweigen

Rezension

In „Reden – Hören – Schweigen“ behandelt Alfred Weil die Macht der Sprache. Bereits beim Lesen der Einleitung wird klar, dass es hier um mehr geht als um alltägliche Kommunikation. Das Buch betrachtet vielmehr die zahlreichen Facetten der Rechten Rede und wie wir nach den Lehren des Buddha auf angemessene Weise mit Sprache umgehen können. 

Wie ist der Begriff der Lüge zu definieren? Ist eine „Notlüge“ in gewissen Situationen gestattet oder gar erforderlich? Diese oft diskutierten Fragen erörtert Alfred Weil ebenso wie deren weitreichende karmische Konsequenzen. Dabei belegt er die wesentlichen Aussagen mit zahlreichen Lehrredenzitaten aus dem Palikanon. Ausführlich behandelt er auch die konfliktreichen sprachlichen Aspekte wie entzweiende, verletzende, rohe und dumme Rede, ebenso Varianten wie Ironie und Sarkasmus und, im Gegensatz hierzu, die vollendete Redeweise eines Buddha. 

Beim Thema Hören erörtert der Autor die Art des Zuhörens, den Drang nach Hörerlebnissen, die Bewertung des Gehörten und deren Folgen. Dabei thematisiert er vor allem auch den langfristigen Effekt durch das Hören der Wahrheit von einem Erwachten und die damit einhergehende Veränderung von Ansichten und Weltbildern. 

„Reden und Hören sind Wege und Mittel, Schweigen aber – in seinem tiefsten Sinn verstanden, ist das Ziel“, unterstreicht Alfred Weil. Denn Schweigen kann sehr „vielsagend“ sein. In diesem Zusammenhang geht er auch darauf ein, was es heißt, wenn, wie bei einem Buddha, die Triebe schweigen. Besonders spannend wird es im letzten Kapitel, in dem er darlegt, wie „Sprache entscheidend ist für den Fortbestand oder Nicht-Fortbestand des Daseins als solches“ und damit für „das Weiterbestehen des Leidens oder dessen Beendigung“. 

Unabhängig von der buddhistischen Schulrichtung ist das Buch hilfreich für alle, die an Kommunikation interessiert sind, und für diejenigen, die offen sind für die tiefer gehende Ebene der Thematik – ein tieferes Verständnis der Ich- und Welt-Erscheinung. 

Manfred Schneider