Perlen buddhistischer Weisheit

Rezension

Das neue Buch der bekannten buddhistischen Lehrerin und Publizistin Sylvia Wetzel enthält eine Sammlung von buddhistischen Texten zu wichtigen spirituellen Themen und Lebensfragen. Ge- ordnet sind sie alphabetisch von A bis Z nach Schlüsselwörtern. Dabei geht es von „Armut“ über „Erwachen“ und „Gleichheit“ bis zu „Wohlwollen“ und „Zweifel“.  

Ursprünglich hat Sylvia Wetzel die Texte für den digitalen Weisheitsletter der anfangs katholischen und heute eher öku- menischen Zeitschrift Publik-Forum geschrieben. In dem Weisheitsletter kommentieren namhafte Autorinnen und Autoren Texte aus den verschiedenen Weltreligionen. Für das Buch hat die Autorin ihre Beiträge überarbeitet, doch seine Entstehungsgeschichte macht bereits deutlich, dass es hier nicht um eine systematische Darstellung buddhistischer Lehren gehen kann, auch wenn wesentliche Grundprinzipien im ersten Kapitel unter der Überschrift „Buddhismus in der Nussschale“ beschrieben werden. Vielmehr bieten die einzelnen Kapitel Anregungen zur Kontemplation oder, wie Sylvia Wetzel es nennt, zum „spielerischen Umkreisen von Themen aus verschiedenen Perspektiven“. So kann das Büchlein in üblicher Weise von vorne bis hinten ge- lesen werden, aber auch je nach den momentanen Bedürfnissen als Leitfaden für meditative Übungen oder auch als Ratgeber für Lebensfragen genutzt werden.  

Eindrucksvoll finde ich an der Zusammenstellung, wie relevant die – überwiegend aus traditionellen Quellen stammenden – Eingangszitate, die Sylvia Wetzel anschließend kommentiert, für unsere Zeit und unsere gegenwärtige Situation sind. Die kultursensible Übersetzung der Autorin verstärkt diesen Eindruck noch. So möchte man Buddhas „Neun Ratschläge an einen König“ gerne an zeitgenössische Regierende weiterleiten. Und was könnte aktueller sein als die Anregungen, wie wir Frieden im Herzen finden können – als Voraussetzung für Frieden im Außen. Auch die Frage, was wir unter Glück verstehen und wie der Bodhisattva- Weg als Königsweg dahin gesehen werden kann, ist von unverminderter Aktualität. Im Laufe der Lektüre von Sylvia Wetzels Betrachtungen entsteht das Bild einer sozial aktiven und mitfühlenden Lebenspraxis auf Basis einer im Mahayana-Buddhismus gründenden Weltsicht.  

An den einzelnen Perlen des Buches kann man sich erfreuen und sie als aufbauende, Zuversicht vermittelnde Lektüre gegen trübe Gedanken nutzen. Gerade in dieser Zeit vermehrter Belastungen und Herausforderungen können sie eine wichtige Unterstützung sein. Zugleich bieten sie auch hilfreiche Anregungen zur meditativen Praxis und zur tieferen Reflexion des eigenen Lebens und können als Grundlage für einen fruchtbaren Austausch mit Mitübenden dienen.  

Monika Amler