Patient ohne Verfügung
Das Geschäft mit dem Lebensende
Heft: | 02 | 2017 Stille |
Verlag: | Piper Verlag |
Ort: | München |
Jahr: | 2016 |
ISBN: | 978-3-492-05776-9 |
Preis: | 22,00 € |
Seiten: | 320 |
Hardcover mit Schutzumschlag | |
Rezension
Krebs, Herzkrankheiten, Demenz: Wie geht es Menschen an der Schwelle zum Tod? Erschütternde Einblicke gibt das Buch Patient ohne Verfügung, geschrieben von dem prominenten Palliativmediziner Matthias Thöns. Die Hälfte aller Sterbenskranken erhält eine qualvolle Chemotherapie, Bestrahlung oder künstliche Ernährung, die Krankenhäusern und Pflegediensten immense Geldsummen von bis zu mehreren hunderttausend Euro pro Patient einbringen. Schmerzmittel sind hingegen Mangelware, ebenso Gespräche und Fürsorge. Patientenverfügungen? Werden routinemäßig übersehen, wenn sich Angehörige nicht durchzusetzen wissen. Es ehrt den Autor, dass er nicht nach einer Euthanasieregelung niederländischen Zuschnitts ruft. Zwar wünschten sich viele Sterbende die erlösende Spritze, doch geschehe dies, weil sie sich vom Krankenhausbetrieb völlig demoralisiert fühlten. Sowie eine gute Palliativmedizin greife, ließen sie dem Sterbeprozess seinen Verlauf. Leiden lindern, die Palliativversorgung ausbauen, Sterben endlich als Teil des Lebens akzeptieren, lautet der Appell dieses Buches, das in seiner Mischung aus berührenden Fallgeschichten und harten Fakten überzeugt. Im Anhang: eine Patientenverfügung, die den gängigen Ausflüchten von Krankenhäusern keinen Raum lässt.