Kazuaki Tanahashi

Painting Peace

Kunst in Zeiten globaler Krisen

Heft: 01 | 2023 Sprechen
Verlag:Manjughosha Edition
Ort:Berlin
Jahr:2022
ISBN:ISBN 978-3-945731-35-2
Preis:32 €
Seiten:234
Aus dem Englischen übersetzt von Stefani Ross und Anna Sanner
Klappenbroschur, 35 farbige Abbildungen

Rezension

An globalen Krisen herrscht derzeit kein Mangel. Nicht nur deshalb kommt dieses Buch zur richtigen Zeit: Mit seinen Berichten, Gedichten, Briefen und seiner Kunst liefert Kazuaki Tanahashi ein inspirierendes Werk dazu, was es bedeutet, für Frieden und Gerechtigkeit zu arbeiten. Sein Credo: „Eine der wichtigsten Aufgaben von Künstlern und Künstlerinnen ist es, das Bewusstsein der Menschen dahingehend umzulenken, dass sie es für möglich halten, eine Welt zu schaffen, in der wir keinen globalen Selbstmord mehr fürchten müssen.“ Aus diesem Geist heraus ist es ihm Anfang der 1990er-Jahre gelungen, die japanische Regierung dazu zu bewegen, Plutonium nicht länger zur Energieherstellung zu nutzen – mit intensivem Networking aus seiner Garage in Berkeley, Kalifornien heraus. In einem Kapitel beschreibt er spannend, wie er bei jeder neuen Herausforderung nach fähiger Unterstützung sucht und seinen Aktivismus mit intensiver Recherche, Pressearbeit und Kunstaktionen verbindet. Dem Buch ist zu entnehmen, worauf das sanfte, beharrliche Durchhaltevermögen und seine große Flexibilität basieren: den Prinzipien des Aikido und dem intensiven Studium buddhistischer Schriften, unter anderem im Zuge von Tanahashis langjähriger Übersetzung von Dogens Gesamtwerk.

Der in Japan ausgebildeter Kalligraf ist auch ein Pionier des Genres der „Ein-Strich-Malerei“ und Schöpfer des mehrfarbigen Enso (Zen-Kreises). Seine Kunstwerke und sozialpolitischen Initiativen sind, auch das ist im Buch zu spüren, durchdrungen von tiefem Mitgefühl: Bewegend sind die Schilderungen eines Retreat in Auschwitz und seiner Besuche der chinesischen Stadt Nanjing, wo japanische Soldaten 1937 schwerste Massaker verübt haben. Dort hat er etwas getan, was japanische Regierungen bis heute verweigern: Er hat sich im Namen aller Japanerinnen und Japaner bei den Überlebenden entschuldigt. Das wunderbar bebilderte Buch entlässt uns mit Zeilen eines Gedichts, das vielleicht die Essenz seiner Botschaft vermittelt: „In der Dunkelheit von Rauch und Trauer / gib den Traum vom Ende des Krieges weiter. / Von einer Kerze zur nächsten, / zur nächsten – und zu vielen anderen.“

Michael Kömpf

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