Raimund Beyerlein (Hg.)

Nirvana

Das Heilsziel nach der ursprünglichen Lehre des Buddha

Heft: 04 | 2020 Mitgefühl
Verlag:Verlag Beyerlein & Steinschulte
Ort:Stammbach
Jahr:2020
ISBN:978-3-945224-07-6
Preis:14,00 €
Seiten:162
Mit Beiträgen von Nyanaponika, Paul Debes und Hellmuth Hecker. Einleitung von Alfred Weil.
Paperback
 


Rezension

Das Wort ist in unserer Alltagssprache längst angekommen: Nirvana. Doch verbinden sich mit ihm sehr unterschiedliche, ja manchmal gegensätzliche Gedanken und Gefühle. Zum einen schwingen Assoziationen von angenehmen Empfindungen wie Geborgenheit und Glück mit. Das hat dazu geführt, dass viele Alltagsgegenstände (zum Beispiel Schokolade oder Matratzen) unter diesem Begriff als Markennamen erfolgreich für sich werben. Aber nicht alle verbinden mit Nirvana etwas Wohltuendes und Erstrebenswertes. Viele verwenden es auch unter einem negativen Vorzeichen. Hört man doch nicht selten, dass etwa eine gute Idee, ein vielversprechendes Vorhaben oder eine aussichtsreiche Aktion einfach im Nirvana verschwunden sei, das heißt, unwiederbringlich zu Nichts zerflossen.

In den ursprünglichen Texten des Buddhismus, die sich direkt auf die Lehren des Buddha beziehen, gibt es sehr klare Aussagen über das Ziel des Strebens nach wirklicher Freiheit von allem Leiden, eben das Nirvana. Den vielen Fehlinterpretationen – auch im religiösen Bereich – etwas entgegenzusetzen, war der Anlass für dieses Buch. Darin kommen drei herausragende Persönlichkeiten und Kenner der ursprünglichen Lehre des Buddha zu Wort. Sie bringen uns das Thema auf verschiedene Weise nahe.

Dem ehrwürdigen Nyanaponika Mahathera geht es vor allem darum, zwei gängige Fehlinterpretationen und die Gründe für ihre Haltlosigkeit aufzuzeigen. Diese bestehen in den Ansichten von einem absoluten, ewigen Sein einerseits und der endgültigen Vernichtung nach dem Ende der Lebenszeit andererseits. Paul Debes möchte den Leserinnen und Lesern unter anderen die folgende häufig gestellte Frage beantworten: Gehen „wir“ als Person in das Nirvana ein? Hellmuth Hecker untersucht in seinem Beitrag, ob Nirvana aus menschlicher Perspektive als etwas Immanentes oder etwas Transzendentes zu verstehen ist. Er lässt seinen Ausführungen noch eine ausführliche Stellenlese aus dem Palikanon folgen, die eine Fülle von Lehraussagen des Buddha zu diesem Thema enthält.

Mit seinem großen inhaltlichen Reichtum stellt das Buch eine anspruchsvolle Lektüre dar, mit einer Vielzahl von Gedanken und Anregungen, sich dem schwierigen Thema zu nähern. Es bietet ausreichend Stoff für das intellektuelle Verständnis und liefert authentische Quellentexte für wiederholende und stillere Betrachtungen. Und schließlich erinnert es daran, dass Nirvana nicht erdacht werden kann, sondern gemäß der dritten Edlen Wahrheit des Buddha „zu verwirklichen“ ist.

Isabella Lecomte

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