Thich Nhat Hanh

Nirvana

Die Lehre von der großen Freiheit im Hier und Jetzt

Heft: 02 | 2023 Buddhismus im Westen
Verlag:O.W. Barth Verlag
Ort:München
Jahr:2022
ISBN:978-3-426-29333-1
Preis:18 €
Seiten:176
Aus dem Englischen übersetzt von Ursula Richard
gebunden

Rezension

Den Begriff „Nirvana“ zu definieren, ist schwierig, wenn nicht unmöglich. Mindestens einen Versuch, Nirvana zu umkreisen, gab es allerdings schon zu Buddhas Zeiten: Dieser Text fehlt zwar in den 26 Kapiteln der indischen Pali-Version des Dharmapada, aber die im 3. Jahrhundert ins Chinesische übersetzte Fassung mit 39 Kapiteln enthält 36 Verse zum Aspekt Nirvana. Thich Nhat Hanh hat sie ins Vietnamesische übertragen und kommentiert, die Nonne True Virtue ins Englische und Ursula Richard vorzüglich ins Deutsche übersetzt – eine schöne Ergänzung der bekannteren Pali-Lesart.

„Nichterlangbarkeit“, so führt Thich Nhat Hanh aus, sei eine der besonderen Qualitäten von Nirvana: „Wir können Nirvana nur besingen. Das Nirvana-Kapitel ist ein Musikstück, das uns viele Möglichkeiten bietet, mit Nirvana in Berührung zu kommen“, schreibt er. Nirvana ist für ihn mit dem täglichen Leben verbunden und ein Grund dafür, dass „Buddhismus immer angewandter Buddhismus sein sollte. Nirvana bedeutet vor allem ‚Kühle‘, die Abwesenheit von Hitze und Brennen. Begierde, Angst und Hass brennen, und solange sie brennen, kann es kein Nirvana geben. Nirvana ist das Erlöschen dieser Flammen.“ Und weiter ist ihm wichtig: „In den Augen erwachter Menschen besteht der größte Reichtum darin, mit wenig zufrieden zu sein. Zufrieden sein mit dem, was man hat (‚samtusta‘), ist auch ein Element von Nirvana.“ Besonders angetan ist er von Vers 6: „Das Wild sucht Zuflucht in der freien Natur, / Vögel suchen sie im Himmel. / Die Manifestation der Phänomene beruht auf einer Unterscheidung. / Der wahre Mensch braucht Nirvana, um in Freiheit zu leben.“

Von hier aus fordert Thich Nhat Hanh dazu auf, „Geistesplagen und Unterscheidungen aufzugeben“. Und fährt fort: „Durch keine Idee oder Vorstellung lässt sich Gott beschreiben, genauso wenig Nirvana, denn auch Nirvana ist das Auslöschen aller Vorstellungen.“ Insofern ist dieses Buch nicht nur für Dharma-Praktizierende, sondern auch für monotheistisch orientierte Menschen eine inspirierende und anregende Lektüre.

Manfred Folkers

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