Nicht Denken
Achtsamkeit und die Transformation von Körper, Geist und Gesellschafft
Heft: | 01 | 2019 Wachsen |
Verlag: | Verlag Nicolai Publishing & Intelligence |
Ort: | Berlin |
Jahr: | 2018 |
ISBN: | 978-3-96476-012-8 |
Preis: | 20,00 € |
Seiten: | 112 |
Hardcover mit Schutzumschlag | |
Rezension
Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass Gert Scobel, bekannt als Autor und Moderator, der das (kritische) Denken sehr zu schätzen und anzuwenden weiß, ein Buch mit dem Titel NichtDenken geschrieben hat. Doch schon auf den ersten Seiten wird deutlich, dass es ihm hier nicht um die Kehrseite des rationalen Denkens geht, die sich gerade in erschreckender Hemmungslosigkeit zeigt, sondern um etwas, das sich jenseits oder unterhalb dessen befindet, denn für ihn sind, bildhaft gesprochen, Denken und Nichtdenken einander überlagernde Wellenberge und -täler auf dem Meer, während das NichtDenken den gesamten Meeresraum samt seiner Tiefen darstellt. NichtDenken ist eine Dimension, die vor allem in der zen-buddhistischen Tradition beschrieben wird. Im NichtDenken oder Erwachen transformiert sich unsere gesamte Wahrnehmung; wir vergessen unser Ich, die Subjekt-Objekt-Dualität löst sich auf und die Wirklichkeit erscheint so, wie sie ist. Aus dieser Erfahrung erwachsen Weisheit und Barmherzigkeit, zwei Qualitäten, um in dieser Welt klug, nachhaltig und mitfühlend zu handeln. Diese Transformation geht, wie Scobel zeigt, weit über das hinaus, was die mittlerweile im Mainstream angekommene, ihres spirituellen Kerns vielfach entledigte Achtsamkeit als Ziel anvisiert, aber sie ist nicht an eine Religion gebunden. NichtDenken ist ein Erwachen aus dem Modus des Fiktiven, der Geschichten und Gedankenwolken und öffnet uns für die Lebendigkeit des Augenblicks. Es gibt unserem Leben, unserem Denken wie Nichtdenken eine Tiefendimension, die sich im konkreten Alltag, in gesellschaftlichen Transformationsprozessen heilsam und kreativ ausdrückt. Scobels kluges Buch lädt ein, die Möglichkeiten des NichtDenkens für das eigene Leben auszuloten und die Grenzen der entkernten Achtsamkeit genauer zu erkennen.