Doris Zölls

Mumonkan

Sich selbst finden in den Weisheiten alter Zen-Koans

Heft: 01 | 2020 Frauen
Verlag:Kösel Verlag
Ort:München
Jahr:2019
ISBN:978-3-466-37236-2
Preis:22,00 €
Seiten:281
Hardcover

Rezension

Über Koans spricht man nicht. Kann man auch nicht. Sprache kommt aus dem Denken, Koans nicht. Und sie können auch nicht erklärt werden, sie sind Hilfsmittel zur Befreiung. (Wer es nicht weiß: Koans werden in manchen Zen-Schulen benutzt, um dem Schüler auf seinem Weg zur Erleuchtung zu helfen.) Kommentare dazu sind nur sinnvoll, wenn man, wie Doris Zölls in ihrem neuen Buch, zu einzelnen Koans aus der Mumonkan-Sammlung, Geschichten erzählt, sie umkreist und sich ihrem Gehalt nähert, um uns ein wenig Verständnis für die Lehre und die Leere zu vermitteln. Ihr Buch besteht aus teisho, das heißt aus Vorträgen während der Intensivseminare. „Teisho holen die Koans in die Gegenwart“, sagt sie, und legen sie deswegen auf eine andere Art aus, bringen sie in unseren Alltag: „So ist die Übung des Zen, das Leben zu leben und nicht nur nachzuerzählen.“ Ihr Buch ist die Aufforderung, Koans nicht verstehen zu wollen, sondern „klingen zu lassen.“ Und so schwingt Zölls in ihren Vorträgen zwischen Geschichten und Geschichte des Zen-Buddhismus, Alltagspraxis und Philosophie. Eine Erklärung eines Koan findet man natürlich nicht, aber sie gibt immer wieder Hinweise, wie man zum Erwachen kommt, jetzt, in diesem Moment. „Form ist Leere, Leere Form. Dieser Satz darf nie zu einem Glaubenssatz erhoben werden. Wir würden damit der gewaltigen Erfahrung Buddhas die Lebendigkeit nehmen, sie als etwas Denkerisches weitergeben und nicht als unmittelbares Erleben.“ Für Zölls ist Zen Erleben. Und so umkreist sie ihr Thema in 49 Vorträgen, vom berühmtesten und ersten Koan des Mumonkan, „Joshus Hund“ mit dem berühmten „Mu“, über die Diskussion unter den Mönchen, was sich bewegt – Fahne, Wind oder Geist –, und Guteis Finger bis zu Nansens Katze und Bodhidharma, der den Geist beruhigt. Gesammelt sind sie in verschiedenen Kapiteln wie „Leere“, „Ablehnung und Vorlieben“, „Übung“ oder „Sich finden“. Und da es so nah am Alltag und verständlich geschrieben ist, ist das Buch auch für Anfängerinnen und Anfänger sehr geeignet, für einen Einstieg in die Praxis und ins Erleben des Zen. Sie führen gradewegs in das Herz des Zen, in eine große Tiefe.

Georg Patzer

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