Christiane Neuen (Hg.)

Licht in dunklen Zeiten

Inspirationen

Heft: 02 | 2024 Krieg und Frieden
Verlag:Patmos
Ort:Ostfildern
Jahr:2023
ISBN:978-3-8436-1486-3
Preis:18 Euro
Seiten:168
Gebunden

Rezension

Aufrüttelnd und inspirierend: Die Beiträge von 16 Autorinnen und Autoren in „Licht in dunklen Zeiten“ regen an, nach innen zu gehen und im Außen zu handeln. Sie machen Mut und Hoffnung und helfen gegen die Ohnmacht und die Angst. Christiane Neuen hat neue und alte Texte zusammengestellt, die in dunklen Zeiten zur Quelle von Licht werden.

Sehr schöne und nachdenklich stimmende Zitate von Carl Gustav Jung zu „Licht und Schatten“ eröffnen den Band; am Ende des Buches fordern helle Worte von Thich Nhat Hanh uns auf, „zu lächeln, um Frieden zu schaffen“, denn: „Das Leben ist voller Leiden, es ist aber auch voller Wunder … Es gibt nicht nur Leiden, wir müssen ebenso mit den Wundern des Lebens in Berührung sein. Sie sind in uns und um uns herum, überall, zu jeder Zeit.“

Drei große Autorinnen und renommierte jungianische Tiefenpsychologinnen, Brigitte Dorst, Verena Kast und Ingrid Riedel, bieten erleuchtende Einblicke in das Wesen der Liebe, der Hoffnung und der Engel in den Zeichnungen von Paul Klee.

Der Band „Licht in dunklen Zeiten“ fordert auch dazu auf, zu handeln, aktiv zu werden: Gerd Müller, Generaldirektor von UNIDO, der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung, ruft zur Solidarität mit Menschen auf der Flucht auf.„Wegschauen ist eine Schande“, schreibt er, und: „Handeln müssen wir individuell und in globalen Gremien, um Fluchtursachen wirksam zu bekämpfen.“

Andrew Harvey, Gründer und Leiter des Chicagoer Institute für Sacred Activism, also spirituell motiviertes Engagement in derWelt, bietet zehn konkrete Schritte an, die alle von uns heute tun können, um aus der eigenen Seelentiefe heraus Mitgefühl in die Tat umzusetzen und Leiden anderer zu lindern.

Im letzten Drittel des Bands setzt ein Crescendo ein, beginnend mit dem Beitrag „Liebe ist eine Richtung des Herzens“ von Brigitte Dorst. Die Liebe, „unsere entscheidende Ressource für Beziehung und Verbundenheit“, beschreibt sie als eine Energie, die„leuchtet und strahlt durch den Menschen hindurch“. Zu lieben sei „eine andere Form des Erkennens und Verstehens, ein Innewerden und darin selbst Verwandeltwerden“.
Das ganz besondere Licht, das im „Zugehen auf den Tod“erfahrbar werden kann, scheint in den bewegenden Texten vonChristiane Singer auf, nur Monate vor ihrem Tod geschrieben: „Ich bin besiegt … bis auf die Knochen … und doch gehe ich unver-sehrt und voller Licht daraus hervor.“
Letztlich geht es beim Thema „Licht in dunklen Zeiten“ um die Möglichkeit der Transformation, auch angesichts der tiefsten Abgründe unserer Existenz. In den einfachen, leuchtenden Eintragungen im Tagebuch von Etty Hillesum finden wir diese Transformation inmitten des Horrors der Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs. Etty Hillesum bleibt trotz allem bei sich und bei Gott, im Herzen und in der Seele unversehrt.

Man fühlt sich getragen von dieser Lektüre, gestärkt und aufgefordert, das so erfahrene Licht weiterzugeben und entsprechend zu handeln. Brigitte Dorst fasst es in die folgenden Worte: Es geht darum, „liebevolle, mitfühlende Kräfte am jeweils eigenen Lebensort in die Welt zu senden“.

Kristina Schellinski

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