Papst Franziskus

Laudato si

Die Umwelt-Enzyklika des Papstes

Heft: 01 | 2016 Achtsamkeit
Verlag:Herder Verlag
Ort:Freiburg
Jahr:2015
ISBN:978-3-451-35000-9
Preis:14,99 €
Seiten:268
Paperback

Rezension

Mit diesem Rundschreiben (Enzyklika) wendet sich der Papst an uns alle, die wir dieses Haus, die Erde, bewohnen, nicht nur an die Christen. Er hat es nach einem Gesang seines Namenspatrons, dem Heiligen Franziskus genannt: „Gelobt seist du durch unsere Schwester, die Mutter Erde.“ Das existentiell-emotionale Band, das wir Menschenkinder mit unserer Mutter Erde haben, weil wir aus dem gleichen Stoff wie sie gemacht sind, weil wir von den Früchten ihres Bodens leben, weil wir ihre Luft atmen und ihr Wasser trinken, vibriert auf jeder Seite dieses wichtigen, sehr lesenswerten Buches. Papst Franziskus formuliert als „Bruder“ den Schmerzensschrei unserer Schwester Erde, die wir ausplündern, ausbeuten, zerstören und als unermesslich giftige Mülldeponie zurücklassen. Dass wir dazu kein Recht haben, sondern dazu aufgefordert sind, die Erde als Geschenk zu behandeln, sie zu behüten und Verantwortung dafür zu tragen, dass wir uns als Menschen diesem Geschenk als würdig erweisen, legt der Papst auf jeder Seite aufs Neue nahe. Wir – vor allem in den reichen Ländern, tun aber genau das Gegenteil: Wir sind hemmungslos und unersättlich dem Konsum hingegeben, nur auf die momentane Befriedigung bedacht, ohne Weitblick und ohne Rücksicht auf andere Mitbewohner dieser Erde (arme Menschen, Tiere, Pflanzen). Auch fühlen wir keine Verantwortung dafür, in welchem Zustand wir dieses Geschenk nach unserem Tod weiterreichen. Ein kluges, wichtiges, emotional geschriebenes Buch, das Herz und Verstand der Leser unmittelbar erreicht. Kein erhobener Zeigefinger, kein dogmatischer Ton, sondern ein Weckruf an die innere Schönheit der Menschen, die nicht zulassen dürfen, dass die äußere Schönheit sich in eine Mülldeponie verwandelt. Für mich ein so wichtiges Buch wie „Haben oder Sein“ von Erich Fromm. Endlich eine Analyse der Umweltzerstörung durch den Menschen, die nicht nur die wissenschaftlichen, politischen und sozialen Hintergründe betrachtet, sondern das Gestörtsein in der spirituellen Verfasstheit des Menschen ins Zentrum rückt – und Schritte zur Lösung anbietet, die nicht das übliche „Man müsste achtsam konsumieren und sollte Mitgefühl haben“ beinhalten, sondern – ganz im Sinne des Dalai Lama – praktische Vorschläge zu einer spirituellen Umkehr macht, die der Papst eine „ökologische Ethik“ nennt.

Andrea Liebers

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