Jenseits des Selbst
Dialoge zwischen einem Hirnforscher und einem buddhistischen Mönch
Heft: | 03 | 2017 Wer bin ich? |
Verlag: | Suhrkamp Verlag |
Ort: | Berlin |
Jahr: | 2017 |
ISBN: | 978-3-518-42571-8 |
Preis: | 25,00 € |
Seiten: | 350 |
Hardcover | |
Rezension
Acht Jahre lang haben sich der Neurowissenschaftler Wolf Singer und der buddhistische Mönch und frühere Molekularbiologe Matthieu Ricard immer wieder zu Gesprächen über Neurowissenschaft und Meditation getroffen. Es ging um die grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz: freier Wille, unbewusste Prozesse, Wahrnehmung, das Wesen des Bewusstseins und die Frage nach dem Selbst. Wolf Singer ist bekannt als streitbarer Bezweifler der Willensfreiheit. Das Gehirn, so Singer, ist vorprogrammiert – durch genetische Veranlagung, epigenetische Auswirkungen früherer Prägungen und alle in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen. Matthieu Ricard hält dagegen, dass die Erfahrungen, die ein Mensch macht, beeinflussbar seien: Sie seien nicht unabhängig von unserer Denkweise und den Emotionen – und eben diese ließen sich durch Geistestraining beeinflussen. Für den Buddhismus gibt es keine Entität namens „Selbst“, sondern nur einen sich stets verändernden Bewusstseinsstrom. Wolf Singer sieht das anders: Ein starkes Selbst sei notwendig, um in der Welt zu bestehen. Matthieu Ricard kontert, nicht ein starkes Selbst sei notwendig, sondern ein starker Geist. Die spannendsten Momente entstehen, wenn die Gesprächspartner sich von scheinbar unvereinbaren Positionen aus einander annähern und unerwartete Übereinstimmungen entdecken. Wir lauschen einem Dialog auf höchstem Niveau, der von gegenseitigem Respekt, Interesse und Humor getragen wird. Dieses großartige Buch ist sowohl für Wissenschaftler als auch für Meditierende eine Quelle der Erkenntnis.