Geld oder Leben
Was uns wirklich zufrieden macht
Heft: | 04 | 2021 Verbundenheit |
Verlag: | Kösel Verlag |
Ort: | München |
Jahr: | 2021 |
ISBN: | 978-3-466-37258-4 |
Preis: | 18,00 € |
Seiten: | 160 |
Hardcover mit Schutzumschlag | |
Rezension
Das ist mal eine klare Antwort auf die doch komplexe Frage, ob es ein Ich gibt oder nicht: „Ja und nein“, sagt Alexander Poraj und fährt augenzwinkernd fort: „Ich habe Ihnen eine klare und nicht eine eindeutige Antwort versprochen.“ Alexander Poraj ist Zen-Meister der Linie Leere Wolke in der Nachfolge von Willigis Jäger. Da liegt es nah, dass er klar spricht. Zum Glück führt er seine Antwort auch aus: Denn zum einen gibt es natürlich ein Ich, das wir jeden Tag erleben, das sich in langer Zeit ausgebildet hat und uns im Alltag auch immer wieder hilft, aber auch im Weg steht. Dann gibt es nach der Lehre des Buddha auch wieder kein Ich, denn alle fünf skandhas, das heißt die Bestandteile, aus denen nach buddhistischer Lehre eine Person besteht, sind leer von einem eigenständigen Selbst.
Alexander Porajs neues Buch „Geld oder Leben“ ist ein sehr intelligent aufgebautes und locker geschriebenes Sachbuch über das Leben, das Ich und das, was wirklich zählt. Ausführlich erzählt der Autor die Geschichte der Ich-Entwicklung in der Evolution und im individuellen Leben. Er behandelt detailliert auch die Entstehung und den vermeintlichen Wert des Geldes und des Besitzes und referiert über die Liebe und ihre Bedingungen sowie die innerliche Kontraktion, die wir uns als Schmerzabwehr antrainiert haben. Insofern ist das Buch durchaus auch als ein psychologisches und sozioökonomisches Sachbuch zu lesen. Für Alexander Poraj sind Geld und Besitz nichts Wirkliches, sondern Konzepte, die wir so verinnerlicht haben, dass wir sie für bare Münze nehmen. Einen Ausweg daraus bietet ein neues Denken, das sich nicht in Entweder-oder-Polaritäten erschöpft und nicht in Konzepten wie Gut und Böse hängenbleibt, die nur mit ihrem Gegenteil denkbar sind. Wichtig sind ein Denken und Leben, die darüber hinausgehen. Der andere Ausweg aus dem Dilemma ist für Alexander Poraj das Erleben der Fülle, auch in der Liebe, auch unabhängig von Partnerschaft, denn „die Fülle ist immer schon da“.
Georg Patzer