Bhante Sujiva

Fußpfade

durch die wilden Nebel des Berges der Illusion

Heft: 02 | 2019 Freundschaft
Verlag:Abhidhamma Förderverein
Ort:Bruckmühl
Jahr:2018
Preis:Spende
Seiten:399
Paperback

Rezension

Der aus Malaysia stammende Theravada-Mönch und Vipassana-Lehrer Bhante Sujiva hat schon zahlreiche Bücher herausgebracht, die auf sehr kenntnisreiche und gründliche Weise die beiden, vom Buddha gelehrten Hauptformen der Meditation, Samatha und Vipassana, beschreiben. Etliche davon wurden ins Deutsche übersetzt und von kleinen Verlagen veröffentlicht. Im vergangenen Jahr erschien, zu seinem Abschied aus Europa (siehe Magazin Seite 80-81) sein jüngstes Buch: Fußpfade – durch die wilden Nebel des Berges der Illusion, vom Abhidhamma-Förderverein herausgegeben. Darin behandelt Bhante Sujiva jene Lehre des Pali-Buddhismus, die den beiden Meditationsformen Samatha und Vipassana zugrunde liegt, nämlich die Philosophie und Psychologie des Pali-Abhidhamma (nicht zu verwechseln mit der Tradition des Sanskrit-Abhidharma im Mahayana).

Der Autor breitet hier die vom Buddha ausgehende und über 2 000 Jahre hinweg vertiefte Landkarte des menschlichen Bewusstseins vor uns aus, wie sie in enger Wechselbeziehung zwischen Lehre und Praxis des Dhamma im Theravada, insbesondere in Burma, erforscht und überliefert wurde. Zunächst geht es um die Analyse der Dhammas, der grundlegenden Phänomene menschlicher Erfahrung. Das sind 89 beziehungsweise 121 Arten von Bewusstsein (citta), 52 Arten begleitende Bewusstseinsfaktoren (cetasika), 28 Arten von Körperlichkeit (rupa). Die werden sodann auf synthetischem Weg über 24 Arten von Bedingungen miteinander in Beziehung gebracht. Die Achtsamkeits-, Vipassana- oder Satipatthana-Meditation ist somit Weg und Mittel, die Wirklichkeiten des Bewusstseins direkt zu erkennen und sich von ihrer Herrschaft über unser Dasein zu befreien.

Bhante Sujiva erzählt dies aber auch als Märchen auf höchst unterhaltsame, urkomische und skurrile Weise mit einer Vielzahl kaum erkennbar verfremdeter Protagonisten. So als würden wir auf buddhistische Art eintauchen in die fantastische Welt von Alice im Wunderland. Dabei orientiert er sich insbesondere an dem alten, klassischen, in China berühmten und beliebten Roman Die Reise in den Westen – wie Hsüan-tsang den Buddhismus nach China brachte. Insofern kehrt Bhante Sujiva hier auch zurück zu seiner kulturellen Herkunft, knüpft an seiner chinesischen Chan-Tradition an und überschreitet so erfrischend die Grenzen von Theravada- und Mahayana-Buddhismus.

Franz-Johannes Litsch

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