Ein Blumengruß
von der anderen Seite der gereinigten Schwelle der Hoffnung. Eine Antwort auf die Kritik des Papstes Johannes Paul II am Buddhismus in dessen Buch „Die Schwelle der Hoffnung überschreiten“
Heft: | 02 | 2015 Meditation |
Verlag: | Manjughosha Edition |
Ort: | Berlin |
Jahr: | 2015 |
ISBN: | 978-3-9815371-9-2 |
Preis: | 16,90 € |
Seiten: | 125 |
Paperback | |
Rezension
„Ein Blumengruß“ ist eine in die Form des „positiven Echos“ gekleidete Antwort Thinley Norbus auf die Kritik des Papstes am Buddhismus. Er ist dafür als weithin anerkannter Lehrer aus der Nyingma-Tradition des tibetischen Buddhismus bestens vorbereitet. Seinem unverwechselbaren und manchmal provokanten Schreibstil wird die unter Mitarbeit weiterer Kenner des Buddhismus geschriebene deutsche Übersetzung von Enrico Kosmus gerecht. Thinley Norbu beschäftigt sich in diesem Buch mit den Fehlinterpretationen des Papstes, der lediglich das grundlegende Fahrzeug des Buddhismus ein wenig kennengelernt habe. Eingebettet in seine Erwiderungen auf dessen Ausführungen bietet der Autor eine „spirituell begriffliche“ Darstellung der gesamten buddhistischen Lehre an. Mit Erläuterungen zum dualistischen Geist und zur relativen Wirklichkeit, in der allein Erfahrung stattfindet, wird dargelegt, wie aus positiver Erfahrung Buddhaschaft werden kann. Es schließen sich Hinweise an, wie das Böse gesehen wird und wie man es insbesondere durch Mitgefühl, dem Kern buddhistischer Praxis, verändern kann. Er legt dar, wie ein Buddhist die sich auf alle Daseinsbereiche erstreckende und fortwährend wandelnde Wirklichkeit sieht und welche Leiden es insbesondere im menschlichen Bereich zu bewältigen gibt. Auf Grund seiner Praxis erkennt der Buddhist, dass alles wechselseitig bedingt ist, und er kann die Nicht-Essenz der Wirklichkeit begreifen und durch seine Praxis letztlich Dualität auflösen. Thinley Norbu wehrt sich gegen den Vorwurf, Buddhisten hätten kein Mitgefühl und würden sich von der Welt zurückziehen, um den Zustand völliger Gleichgültigkeit zu erlangen. Er legt dar, dass gerade das Gegenteil gelehrt werde. Dem weiteren Vorwurf des Papstes, der Buddhismus sei in hohem Maße ein atheistisches System und nur eine Philosophie, tritt der Autor entgegen und beschreibt, wie „Schöpfung“, „Erlösung“, „Gott“ „das Göttliche“ im Buddhismus verstanden werden und welche Rolle Mystik und Askese in diesem Zusammenhang spielen. Vereinigung mit dem „Göttlichen“ könne nur Einheit und nicht nur Nähe sein. Schließlich wendet sich der Autor gegen den Versuch, aufgrund dualistischer Ideen unterschiedliche Arten der Verehrung und der Praxis in einem Schmelztiegel der Religionen miteinander zu vermischen. Anmerkungen zu von Thinley Norbu verwendeten buddhistischen Begriffen vervollständigen seine scharfsinnigen Darlegungen.
Michael Fritzsche