Disziplin als Anfang
Der Zen-Weg zur Liebe
Heft: | 04 | 2018 Wohin? |
Verlag: | Kösel Verlag |
Ort: | München |
Jahr: | 2018 |
ISBN: | 978-3-466-37199-0 |
Preis: | 18,00 € |
Seiten: | 192 |
Hardcover | |
Rezension
Der Titel dieses neuen Buches der Zen-Meisterin und spirituellen Leiterin des Benediktushofs Doris Zölls vereint zwei Begriffe, die auf den ersten Blick wenig miteinander gemein zu haben scheinen: Disziplin und Liebe. Im Verlauf des Buches, das den im Zen sehr bekannten zehn Ochsenbildern kommentierend folgt, wird aber schnell deutlich, wo die Autorin die Verbindung sieht. Disziplin ist für sie „ein Hören auf das, was das Leben für uns bereithält, und sich davon nicht ständig abbringen lassen“. Dieses Hören und Dabeibleiben bedarf der Achtsamkeit, und darin müssen wir uns üben, genauso wie jemand, der ein Instrument gut spielen will, um das Üben nicht herumkommt. Daher brauchen wir die Disziplin, die in den Ochsenbildern im geduldigen Zähmen des Ochsen ihren Ausdruck findet. Im letzten Bild des Zyklus sieht man den Hirten dann mit „entblößter Brust und nackten Füßen“, also mit all seiner Verletzlichkeit und Empfindsamkeit, auf einem Markt. Der Hirte ist angekommen im Hier und Jetzt des ganz normalen Lebens – und da ist auch die Liebe verortet. Sie ist, Doris Zölls zufolge, kein Kern, den wir herausschälen müssten, keine Eigenschaft, die es zu entwickeln gelte. Die Liebe ist die absolute Präsenz und die radikale Annahme dessen, was ist. Sie entfaltet sich, in dem wir ganz das sind, was wir gerade tun. Die Liebe ist letztlich immer da, auch wenn wir uns so oft von ihr getrennt fühlen mögen. Doris Zölls zeigt in ihren Ausführungen zu den zehn Ochsenbildern, wie uns die Disziplin helfen kann, mehr und mehr in dieser Präsenz der Liebe zu ruhen und sie als unsere ureigene Natur zu erkennen.