Shohaku Okumura

Die Verwirklichung der Wirklichkeit

"Genjokoan" - der Schlüssel zu Dogen-Zenjis Shobogenzo

Heft: 02 | 2015 Meditation
Verlag:Werner Kristkeitz Verlag
Ort:Heidelberg
Jahr:2014
ISBN:978-3-932337-60-4
Preis:18,80 €
Seiten:312
Hardcover

Rezension

Shohaku Okumura Roshi, aus der Soto-Zen-Linie Meister Kodo Sawakis, legt hier einen Text der Auslegung des „Genjokoan“ vor, der seinesgleichen sucht. Dabei geht er akribisch vor und betrachtet nicht nur Passagen, sondern schlüsselt die Begriffe anhand ihrer sino-japanischen Zeichen auf und kommt dabei zu ganz neuen Einblicken in Meister Dogens Denken und entsprechend zu neuen Auslegungen. Im Anhang zeigt er zudem, wie es schon der junge Dogen zu sprachlicher Meisterschaft brachte und dann im buddhistischen Kontext umsetzen konnte. Zwei Beispiele: In Meister Dogens Denken spielt die Zeitfrage eine besondere Rolle. Okumura stellt hier einen Querbezug zu einem Kapitel des Shobogenzo, „Uji“ (Seinzeit), her. Nach anderen Auslegungen (und auch dem Abidhamma) gibt es allerkleinste Zeitabschnitte, von denen der kleinstmögliche die Gegenwart repräsentiert. Okumura weist hingegen nach, dass Dogen Zenji diese Betrachtung abgelehnt hat und keinen kleinsten Zeitabschnitt definierte, sodass auch das, was wir Gegenwart nennen, nicht mehr zutrifft. Ein anderes Beispiel ist das des Satori, was gemeinhin mit Erleuchtung übersetzt wird. Viele Autoren haben dafür Begriffe geprägt, die diesen „Sachverhalt“ beschreiben sollen. Okumura zeigt, dass Meister Dogen dieses Wort in phonetischer Schrift schrieb. Die sino-japanischen Zeichen in dieser Aussprache lassen drei Bedeutungen zu: Erwachen aus einem Traum; Klarheit über Ziel und Weg; Beweis, Beleg, Bestätigung. Meister Dogen hat hier also bewusst und gemäß seiner Erfahrung eine eindeutige Auslegung abgelehnt und stattdessen die Bandbreite dieser wichtigen Thematik und auch des persönlichen Verständnisses durch das einzelne Individuum hervorgehoben. An anderen Stellen zeigt Okumura den häufigen Bezug Dogens zur Tendai-Schule, in deren Tradition er zunächst ordiniert war, und demgemäß zum Lotus-Sutra. Okumuras Werk ist tiefgründig, philosophisch bedeutsam und dem auf dem Zen-Weg Fortschreitenden eine große Stütze. Aber auch alle, die an einem tieferen Verständnis des Buddhismus interessiert sind, kann es zu einem Baustein dazu werden.

Holger Korin Stienen

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