Margrit Irgang

Die Kostbarkeit des Augenblicks

Was der Tod für das Leben lehrt

Heft: 01 | 2016 Achtsamkeit
Verlag:Kreuz Verlag
Ort:Freiburg
Jahr:2015
ISBN:978-3-451-61303-6
Preis:19,99 €
Seiten:174
Hardcover

Rezension

Den Vorschlag ihres Verlages annehmend, ein Buch zu schreiben, in dem es um den Tod als Lehrer für das Leben geht, muss die Autorin und Meditationslehrerin Margrit Irgang rasch erkennen, dass das Buch nur dann Sinn und Tiefe haben wird, wenn ihr das Schreiben wehtut, wenn sie in ihre eigene „Wunde sticht“. Und so nimmt sie die LeserInnen mit auf eine Reise in ihre Nacht und Dunkelheit: das Sterben ihres in den USA lebenden Bruders, von dessen Existenz sie erst wenige Jahre zuvor erfahren und den sie erst begonnen hatte, kennenzulernen; die eigene Lebensgeschichte mit ihren schmerzvollen Brüchen und Scherben, die erst wieder geordnet und zusammengefügt werden müssen, um ein Ganzes zu ergeben. Diese Beschreibungen persönlicher Erfahrungen wechseln ab mit Betrachtungen über die Bedingungen menschlicher Existenz, unseres Lebens, besonders dann, wenn alles vormals so sicher und vertraut Wirkende sich aufzulösen scheint und sich in den kleinen Rissen Abgründe auftun. Margrit Irgang macht sich und ihre LeserInnen mit der Perspektive vertraut, das Leben vom Tod her zu begreifen – und dies nicht als bloßer Gedanke, sondern mit Haut und Haaren. Sie zeigt, dass die Kostbarkeit jedes Augenblicks sich tatsächlich der Tatsache unserer Sterblichkeit und Vergänglichkeit verdankt, und beschreibt, dass unsere Wunden immer auch das Tor zu unserer Befreiung sind. Von daher wäre es fatal, sie verleugnen oder verdecken zu wollen. Dann bleibt das Tor zu. Margrit Irgangs Buch macht Mut, spirituelle Praxis als unterstützende Möglichkeit zu verstehen, sich dem, was sich Augenblick für Augenblick als unser Leben entfaltet, ohne Wenn und Aber auszusetzen und Ja zu sagen zu allem. Denn alles, wirklich alles zählt. Mit diesem hoffnungsvollen Satz endet dieses wundervolle Buch.

Ursula Kogetsu Richard

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