Garchen Rinpoche

Der Weg zu geistigem Frieden

Die 37 Übungen der Bodhisattvas von Thogme Sangpo

Heft: 02 | 2023 Buddhismus im Westen
Verlag:Edition Garchen Stiftung
Ort:München
Jahr:2022
ISBN:978-3-945457-49-8
Preis:21,90 €
Seiten:218
Aus dem Tibetischen übersetzt von Könchong Yeshe Metog (Claudia Jürgens)
kartoniert

Rezension

So beruhigend der Titel dieses Buchs klingt, so herausfordernd ist sein Inhalt: „Selbst wenn uns jemand den Kopf abschlägt, obwohl wir nicht das Geringste falsch gemacht haben, nehmen wir seine schädlichen Handlungen mit der Kraft von Mitgefühl an.“ So heißt es in einer der 37 Übungen, die Garchen Rinpoche zitiert und erläutert. Leserinnen und Leser, die mit dem tibetischen Buddhismus nicht vertraut sind, können solche Übungen zunächst schockieren. Doch endet auch diese Übung ebenso beruhigend wie die anderen 37, die alle in Versform verfasst sind, mit dem Satz: „Das ist die Übung des Bodhisattva.“ Je weiter man liest und sich mit den Kommentaren zu den Versen auseinandersetzt, desto mehr begreift man, dass es sich bei solch grausam wirkenden Bildern nicht um die Realität handelt. Nein: Man wird dahin geführt, den eigenen Geist zu beobachten und zu schulen. Es geht darum, die Natur des Geistes zu erkennen, um sich von einem Geistesgift zu befreien, hier vom Hass.

Die 37 Übungen stammen vom Lamrim- und Lojong-Meister Thogme Sangpo aus dem 14. Jahrhundert. Sein Werk gilt als Essenz des Lojong – einer Geistesschulung, die zur Entwicklung und vollkommenen Entfaltung von Mitgefühl und Bodhicitta führt. Viele namhafte Vertreter des tibetischen Buddhismus haben diese Übungen kommentiert, auch der Dalai Lama. Garchen Rinpoche bezeichnet sie als seinen „wichtigsten Schatz“. Wohin das permanente Geistestraining mithilfe der Übungen letztlich führen soll, beschreibt er so: „Es ist unverzichtbar, auf dem Pfad des Glücks zur Befreiung und Allwissenheit aufzusteigen.“

So streifen die 37 Übungen viele menschliche Lebensthemen, immer vor dem Hintergrund des Dharma. Ihre Titel lauten: „Schlechte Freunde meiden“, „Bloßgestellt werden als Praxis nutzen“, „Schöne Objekte als Illusion erkennen“ oder „Die Vollkommenheit der Geduld“. Nicht immer lassen die Überschriften auf Anhieb genau erkennen, worum es geht. Aber wie bei einem Puzzle entsteht nach und nach ein immer klareres Bild.

Dieses Buch liest man nicht einfach so, jeder Satz regt zum Nachdenken und Reflektieren an, sodass man bei eigenen Einstellungen und Grundhaltungen landet. Für im tibetischen Buddhismus weniger erfahrene Leserinnen und Leser kann es ein Einstieg in die Praxis des Lojong sein. Erfahrene kann es anregen, ihr Wissen zu vertiefen und neue Aspekte für die Praxis zu entdecken.

Ursula Reinsch

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