Marcel Geisser

Der Garten des Geistes

Meditation und die Welt der Emotionen

Heft: 04 | 2019 Mut
Verlag:Haus Tao Verlag
Ort:Wolfhalden, Schweiz
Jahr:2019
ISBN:978-3-033-07067-7
Preis:19,50 €
Seiten:314
Paperback

Rezension

Ein erfahrener buddhistischer Lehrer, der sich seit über 50 Jahren mit dem Buddhismus befasst und in Gestalttherapie und bioenergetischer Analyse ausgebildet wurde, spricht über seine Erfahrungen mit der bunten Welt der Emotionen, die er seit 1983 auch in der Begleitung westlicher Übender gesammelt hat. Seine Schwerpunkte sind Vipassana und Rinzai Zen (Autorisierung von Thich Nhat Hanh). Er nimmt aber auch Erfahrungen der tibetischen Tradition auf und spricht über die fünf Buddha-Familien und das Mandala-Prinzip. Anschaulich stellt er alltagstaugliche Übungen und Methoden vor, beleuchtet aber vor allem Hindernisse: spirituelle Ausweichmanöver (Umgehungen) und Schattenseiten der Übung, Abwehrmechanismen und überzogene Erwartungen, typische Fallen, Ausreden und Fluchtwege aus dem anspruchsvollen Weg der Selbsterforschung. Geschichten aus seinem Leben zeigen, dass er sie alle aus eigener Erfahrung gut kennt.

Ein ermutigendes und anregendes Buch für erfahrene Übende, die sich durch die vielen klugen und differenzierten Beschreibungen des Auf und Ab des Weges und der unterschiedlichen Ansätze des Buddhismus nicht zum wahllosen Ausprobieren der vorgestellten Übungen verführen lassen. Es ist wohl kein Buch für die ersten Schritte auf dem Weg, denn es braucht gründliche Erfahrungen mit zumindest einer Art der Übung, damit man die vielen differenzierten Beschreibungen und Hinweise einordnen und nutzen kann.

Unter drei Leitbegriffen – Täuschungen, Transformation und Erwachen – fasst Geisser in elf Kapiteln zentrale Elemente der Lehren und Übungen klar, knapp und präzise zusammen. Eine gute Orientierung im großen Angebot der vielen Schulen und Ansätze des Buddhismus im Westen. Darüber hinaus stellt er im ersten Anhang das Konzept des Selbst im Genjokoan von Dogen (13. Jahrhundert, Japan) vor und beschreibt im zweiten anhand eines kurzen historischen Überblicks einiger Gründergestalten die vielfältigen Wege des Buddhismus in Indien, China und Tibet. Ein gut lesbares Buch mit vielen Anregungen, das langjährigen Übenden einen spannenden Blick über den Tellerrand ihrer eigenen Tradition erlaubt.

Sylvia Wetzel

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