John von Düffel

Das Wenige und das Wesentliche

Ein Stundenbuch

Heft: 04 | 2025 Heilung
Verlag:DuMont
Jahr:2022
Preis:24 Euro
Seiten:208

Rezension

Immer häufiger erscheinen Bücher, die in ihrer Haltung und Herangehensweise als „buddhistisch“ gelesen werden können – auch wenn das Wort Buddhismus darin kein einziges Mal auftaucht. John von Düffels „Das Wenige und das Wesentliche“ kann als Anregung verstanden werden, einen in BUDDHISMUS aktuell 3/2025 formulierten Auftrag zu erfüllen: „Warum wir den Weg der Mitte neu berechnen müssen“.

Ins Zentrum seiner Betrachtungen rückt der Autor die menschliche Fähigkeit, asketisch zu leben. Dabei unterscheidet er zwischen dem Asketen der Vergangenheit und dem Asketen der Zukunft. Ihm geht es „nicht ums Verzichten“, sondern um die Frage: „Was brauche ich wirklich?“ Er kommt zu dem Ergebnis: „Das Wenige ist die Methode, um das Wesentliche zu erkennen. Wenn das Wenige dem Wesentlichen entspricht, dann ist das Glück. … Der Asket der Zukunft verzichtet nicht. Er löst sich vom Unwichtigen. Sein ‚Verzicht‘ ist eine Befreiung.“

Vom Verlag als „modernes Stundenbuch über Minimalismus“ und „die wesentlichen Fragen des Lebens“ angekündigt und gestaltet wie ein langes Gedicht, lesen sich John von Düffels Gedanken wie eine Kette von Aphorismen. Zur Veranschaulichung greift er auch auf antike Vorbilder wie Sisyphos und Ödipus zurück. Er erläutert das „Anthropozän“ und dessen „Seinskrise“ als ein „vom Menschen geprägtes Erdzeitalter, das im Begriff ist, die Erde weitgehend unbewohnbar zu machen“. Außerdem kritisiert er das „Primat der Ökonomie über die Ökologie“. Für ihn ist „der Genuss des Wesentlichen“ keine Einschränkung und „keine Konsumkategorie“, sondern „eine Kategorie der Erkenntnis“.

Für die zunehmende Zahl der Menschen, die ihren eigenen Anteil an der ökologischen Verwüstung der Erde wahr- und ernst nehmen und für ihre Lebensgestaltung einen „Mittleren Weg“ anstreben, bietet John von Düffels „kontemplative Wanderschaft“ eine Fülle von Anregungen. Sein Buch schließt mit der Einsicht: „Genug wäre das Ende, das gelingt.“

Manfred Folkers