Jessica Marie Falcone

Battling the Buddha of Love

A Cultural Biography of the Greatest Statue Never Built

Heft: 04 | 2019 Mut
Verlag:Cornell University Press
Ort:Ithaca, USA
Jahr:2018
ISBN:978-1-5017-2348-3
Preis:21,65 €
Seiten:324
Paperback

Rezension

Was passiert, wenn eine westliche transnationale buddhistische Organisation (die Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition, FPMT) die größte buddhistische Statue der Welt (152 Meter) in einer der ärmsten Gegenden Indiens bauen möchte? Die Statue des Buddha Maitreya, der Verkörperung liebender Güte, soll spirituellen sowie sozioökonomischen Nutzen für die lokale indische Bevölkerung in Bodhgaya und später Kushinagar bringen. Jedoch bringen viele der Bauern, deren Ackerland für das Projekt genutzt werden soll, dem Projekt statt Begeisterung entschiedenen Widerstand entgegen. Sie setzen sich unter anderem mit Hungerstreiks und Graswurzelbewegungen gegen die „Landübernahme“ zur Wehr.

Jessica Maria Falcone, Junior-Professorin für Kulturanthropologie an der Kansas State University, startet ihre Feldforschung zum Maitreya-Projekt der FPMT offen-naiv, wie sie selbst bekennt. Sie ist Buddhistin, nahm bei Lama Zopa Rinpoche, dem spirituellen Leiter der FPMT, Zuflucht; die FPMT ist ihre Sangha. Gleich zu Beginn ihrer Forschungen trifft Falcone auf wütende Bauern, die das Maitreya-Projekt ablehnen, weil ihr fruchtbares Land – Basis für das Überleben und Einkommen ihrer Familien seit Generationen – via einem Grunderwerbsgesetz, das noch aus der Kolonialzeit der Briten stammt, gewaltsam durch den indischen Staat weggenommen werden soll (sofern sie nicht freiwillig verkaufen) – und das bei viel zu geringer finanzieller Kompensation.

Falcone durchläuft während ihrer Feldforschung einen Wandel. Anfangs spendet sie selbst für das Projekt. Im Laufe ihrer Forschungen, bei denen sie im Gegensatz zur FPMT direkt mit den Menschen vor Ort, die das Vorhaben betrifft, spricht und ihnen zuhört, wird sie jedoch immer kritischer und ergreift schließlich Partei für die Bauern – deren Ängste, Sorgen und Nöte die FPMT ignoriert, verschweigt oder schönredet. Über mehrere Jahre forscht Falcone und trägt eine Fülle von Fakten, Interviews und Details zum Maitreya-Projekt zusammen. Die Planungen dafür laufen seit 1990, eine Statue gibt es bis heute nicht.

Das Buch gehört zum Genre der Aktionsethnologie. Neben kritischen Stimmen und Gegnern lässt Falcone natürlich auch Befürworter des Projekts zu Wort kommen. Das Buch öffnet den Lesern die Augen, wie blinde Hingabe den kritischen Verstand sowie Mitgefühl blockieren und sich in unrealistischem, rosarotem Denken verlieren kann. Ich kann es wärmstens empfehlen.

Bhikshu Tenzin Peljor

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