Vicki Mackenzie

Aktivistin, Rebellin und Pionierin des Buddhismus

Die vielen Leben der Freda Bedi

Heft: 02 | 2023 Buddhismus im Westen
Verlag:Theseus Verlag
Ort:Bielefeld
Jahr:2022
ISBN:978-3-95883-527-6
Preis:24 €
Seiten:268
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Seele-Nyima
kartoniert

Rezension

Tief verbeugt sich die Autorin vor der Lebensleistung der mutigen, revolutionären, helfend-zupackenden, emanzipatorisch engagierten Engländerin Freda Bedi, die 1911 geboren wurde. Wir erfahren Privates wie auch wissenswert Zeitgeschichtliches: Eindrücklich werden die Diskriminierungen geschildert, die die Studentin erfährt, als sie 1933 in Oxford einen Sikh heiratet. Als sich die Britin auch noch aktiv in den Unabhängigkeitskampf einmischt, kommt es zu einem Skandal. Freda Bedi arbeitet in Indien erfolgreich unter anderem als Journalistin und Lehrerin. Durch ihr berufliches, soziales und – teilweise sogar lebensgefährliches – politisches Engagement wird sie zunehmend bekannter. Die Betreuung ihrer vier Kinder ordnet sie jedoch ihren vielfältigen Aktivitäten unter.

Bei aller Ehrerbietung, die anfangs fast schon wie Heldinnenverehrung wirkt, bemüht sich Vicki Mackenzie insgesamt um eine differenzierte Aufbereitung des gesammelten biografischen Materials, die sich auch spannend lesen lässt. Sie bindet unter anderem Interviews mit Angehörigen, Freundinnen und Weggefährten ein und zitiert aus Briefen und Zeitungsartikeln. Dabei verweist sie auch auf Widersprüche wie die Nähe der linksorientierten Freda zu zahlreichen, teilweise konservativen Prominenten und Reichen.

Immer schon spirituell – und seit Anfang der 1950er-Jahre buddhistisch –ausgerichtet, verlässt Freda Bedi 1966 endgültig ihre Familie in Delhi, nachdem sie schon fünf Jahre lang in einer 600 Kilometer entfernten, von ihr gegründeten Schule junge Lamas unterrichtet hat. Ihr Lieblingsschüler – Vicki Mackenzie nennt ihn „ihren spirituellen Sohn“ – war Chögyam Trungpa.

Das Buch erzählt über Freda Bedis intensives Engagement für tibetische Flüchtlinge, das nun folgte, und ihre enge Beziehung zum 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje, der sie der Kagyü-Linie des tibetischen Buddhismus nahebrachte. Als erste westliche Adeptin erhält sie höhere Weihen, schafft es, die streng hierarchische patriarchalische Ausrichtung der Schule ein Stück weit aufzubrechen, gründet ein eigenständiges Frauenkloster und bereist lehrend die Welt bis zu ihrem Tod 1977. Freda Bedi sei es gelungen, davon zeigt sich Vicki Mackenzie am Ende des Buches überzeugt, „alles zu haben – einen Ehemann, Kinder, eine steile Karriere, politische Aktivitäten und eine religiöse Berufung.“

Ulrike Selma Ofner

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