Eine Praxis – mehrere Generationen
„Gibt es in Ihrer/eurer buddhistischen Gemeinschaft Angebote speziell für Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene und gibt es Angebote speziell für ältere und alte Menschen? Wie sehen diese Angebote aus und von welcher Idee werden sie getragen?“– Diese Fragen haben wir an alle Gemeinschaften in der DBU versendet. Hier ist die Langfassung ihrer Antworten.
Zen Zentrum Johanneshof-Quellenweg
„Das Zen Zentrum Johanneshof-Quellenweg bietet einmal im Jahr, in den Sommerferien, eine Praxiswoche für Familien mit Kindern an“, erklärt Ungan Nicole Baden Sensei, Dharma Nachfolgerin von Zentatsu Baker Roshi und als Direktorin für die organisatorische Leitung des Zentrums zuständig. Geleitet wird die Familienpraxiswoche von Ikyo Engel Roshi und sie basiert auf buddhistischen Grundwerten: „Wir verstehen die Zen-Praxis als eine Lehre von Mitgefühl und Weisheit, die sich von Generation zu Generation entwickelt und vertieft. Gerade im Westen sollte sie auch für Menschen relevant und zugänglich sein, die im Berufsalltag stehen oder Familien mit Kindern haben.“
Doch gerade für Eltern mit Kindern sei es häufig schwierig, Zeit in einem klösterlichen Zentrum zu verbringen. Also bietet das Zentrum Eltern an, ihre Kinder einfach mitzubringen. Nicole Baden, die sich auch im Rat der DBU engagiert: „Die Entscheidung, Zen zu praktizieren, sollte unserer Meinung nach erst im Erwachsenenalter getroffen werden. Für die Kinder finden wir deshalb einen spielerischen Umgang mit der Praxis.“ Mit „sportlichem Ehrgeiz“ seien die Jüngsten bei den formelleren Teile der Zen-Praxis dabei, wie etwas dem Oryoki-Essen, einem Achtsamkeitsritual. Den größten Teil des Tages verbringen sie jedoch miteinander, wobei sich die Eltern in der Betreuung abwechseln. Auf diese Weise können sie klösterliche Praxiszeit mit dem Familienurlaub verbinden. Organisiert werden Ausflüge, Spaziergänge und Lagerfeuer; ältere Kinder können sich in kurzen Meditationen ausprobieren. Das Konzept geht auch im Sinne der Traditionsweitergabe auf: „Inzwischen kommt die erste Generation der früheren Kinder mit ihren Kindern zu uns“, berichtet Nicole Baden.
Ein spezielles Angebot für ältere Menschen gibt es im Zen Zentrum Johanneshof-Quellenweg bislang nicht – aber einen sogenannten „Altersbonus“. Er gilt für alle Veranstaltungen und bedeutet, dass ältere Menschen den klösterlichen Zeitplan für sich anpassen und beispielsweise in der Früh etwas später aufstehen können. „Unser Lehrer, Baker Roshi, betont immer wieder, dass der klösterliche Zeitplan ein wichtiges Instrument in der Praxis sein kann, wenn man jung und gesund ist. Wichtiger ist aber die innere Haltung. Unser Grundgefühl ist, dass jeder Mensch mit der Intention, Zen zu praktizieren, Zugang zur Praxis bei uns haben sollte. Gesundheit, Alter oder finanzielle Umstände sollten kein Hinderungsgrund sein.“
Weitere Informationen www.dharma-sangha.de
Rigpa
In der Rigpa-Gemeinschaft machen Rigpe Yeshe und Rigpa Shyönnu spezielle Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien, berichtet Gabriele Maas, Direktorin von Rigpa Deutschland und erklärt: „Rigpe Yeshe möchte Kinder und Teenager dabei unterstützen, sich selber besser zu verstehen, ihre eigenen inneren Ressourcen zu entdecken und sich zuversichtlich mit ihnen zu verbinden. Rigpe Yeshe will eine Kultur schaffen, in der Kinder, Jugendliche und Familien die Werte eines authentischen spirituellen Pfades für sich und in der Familie erleben und praktizieren können.“ Anliegen sei es, die buddhistische Weisheit in die nächste Generation zu tragen, sie lebendig weiterzugeben, damit die Kinder und Jugendlichen zu starken und mitfühlenden Erwachsenen heranreifen können.
Kinder und Jugendliche können Mitglied des Rigpa e.V. werden und sind bis zum 21. Lebensjahr beitragsfrei. Sie haben kostenfreien und ermäßigten Zugang zu den Veranstaltungen. 2019 ist bei Rigpa sogar ein „Junge-Leute- Jahr“: Alle unter 25 zahlen, so wenig oder so viel sie möchten.
Während größerer Retreats können Kinder bei Rigpa in drei bis vier Altersgruppen miteinander studieren und praktizieren. An Familienwochenenden mischen sich Spaß und buddhistische Praxis. Eltern und Kinder können sich austauschen und „eine wertvolle und schöne Zeit miteinander verbringen“, so die Rigpa-Direktorin. So stand ein Familien-Retreat unter dem Thema „Die Weisheit im Familienalltag – Wann ist ein Mensch weise, oder muss man alt sein, um weise zu sein?“. Mit Rollenspielen, selbstgebastelten Masken und Meditation konnten Kinder sich das Thema spielerisch erschließen. Ein anderes Kinder-Retreat, das in einer Erwachsenen-Retreat eingebettet war, befasste sich mit dem Thema „Ein Bodhisattva sein“. Auch hier näherten sich die Kinder spielerisch an – „ganz praktisch in dem sie Tiere fütterten oder anderen Menschen halfen“, so Gabriele Maass.
Auch für Teenager macht Rigpa Angebote: Seit 2017 gibt es für sie regelmäßig das Retreat-Wochende „Was Meditation wirklich ist“. Auch eine internationale Gruppe für junge Menschen ab 18 Jahren, die sich für Meditation, den Geist und buddhistische Philosophie interessieren, gibt es bei Rigpa. Sie heißt „Rigpe Shyönnu“. Mitglieder dieser Gruppe treffen sich regelmäßig, um Belehrungen verschiedener Meisterinnen und Meister zu studieren, gemeinsam zu meditieren und ihre Erfahrungen auf dem buddhistischen Weg zu teilen. Über ehrenamtliche Tätigkeiten in der Rigpa-Gemeinschaft können sie Erfahrungen mit solchen dharmischen Aktivitäten sammeln und ihre Perspektiven in die Organisation einbringen. Rigpe Shyönnu organisiert jährlich zwei Veranstaltungen sowie Meditationsabende in mehreren europäischen Städten.
Ein spezielles Angebot für ältere und alte Menschen hat Rigpa nicht, denkt aber darüber nach. Gabriele Maass: „Wir bieten Veranstaltungen zum Umgang mit Verlust, Tod und Sterben an, die von allen Altersgruppen besucht werden können, weil wir glauben, das das nicht nur ein Thema für ältere Menschen ist.“ Rigpa-Seminare in Trauer- und Sterbebegleitung und Selbstfürsorge befassen sich mit kontemplativen Methoden wie Achtsamkeit, Meditation und Mitgefühl widmen sich der praktischen, emotionalen und spirituellen Dimension der Begleitung, Pflege und Heilung. Diese Arbeit und ihr Ansatz sei von der buddhistischen Lehre von Achtsamkeit und Mitgefühl getragen und von dem tibetisch-buddhistischen Wissen um den Sterbeprozess, insbesondere beziehe sie sich auf die Inhalte und Methoden, die im „Tibetischen Buch vom Leben und vom Sterben“ von Sogyal Rinpoche beschrieben seinen. Auch Sukhavati, ein Zentrum für spirituelle Begleitung in Bad Saarow, habe seinen Auftrag aus diesem Buch abgeleitet und widme sich der Pflege und Betreuung chronisch Kranker und Sterbender sowie deren Angehörige.
Gegenseitige Unterstützung werde bei Rigpa sehr groß geschrieben, erklärt Gabriele Maass. So werde an bestimmten Praxistagen Kranker und Verstorbener mit Extra-Gebeten gedacht und für sie praktiziert. „Innerhalb unserer Gemeinschaft unterstützen wir uns, wo immer möglich, praktisch, emotional und auch spirituell – in Krisen, aber auch bei Krankheit oder im Sterben und auch darüber hinaus. Diese Unterstützung kann ganz praktisch sein, wie Einkaufen, Kochen, Dasein, Vorlesen und bis dahin gehen, gemeinsam zu meditieren und zu beten oder am Sterbebett für die sterbende Person zu praktizieren und für sie dazu sein, bis zuletzt.“
Kontakt und weitere Informationen:
rigpe.shyonnu@rigpa.org; rigpe.yeshe@rigpa.de
www.rigpa.de/angebot/kinder-jugendliche-und-familien/
www.sukhavati.eu
Soto-Zen-Sangha und Zen-Kloster Kosan Ryumonji
Die Soto-Zen-Sangha in Süddeutschland und im Elsass hat zusammen mit ihrem Lehrer Olivier Wang-Genh vor 20 Jahren das Zen-Kloster Kosan Ryumonji gegründet, vierzig Kilometer westlich von Straßburg. Kankyo Tannier vom Kloster Kosan Ryumonji, Konrad Tenkan Beck vom Förderkreis Ryumonji Zen-Buddhismus Süddeutschland und Praktizierende des Zen-Dojo Nürnberg erklären: „Zen-Kloster Kosan Ryumonji hat sich seither zu einem echter Praxisort mit deutsch-französischem Herzen entwickelt.“ Ein bis zweimal im Monat kommen bis zu 80 Personen zu den Wochenendretreats. Im Alltag praktizieren circa fünfzehn Personen – ordinierte Bohisattvas und Nonnen und Mönche – als Residente mit dem Meister und häufig nochmals so viele Besucherinnen und Besucher, die für ein paar Wochen oder auch Monate mitpraktizieren. „Die große Sangha wurde gegründet von Meister Deshimaru von der Internationalen Zen Assoziation gegründet. Grundsätzlich praktizieren wir darin immer gemeinsam – Laien und Ordinierte, Neue und Erfahrenere, Frauen und Männer.“ Dies sei so in den vielen City-Dojos, den Zazen-Gruppen, auf den Retreats und im Kloster. „Ein hilfreiches und harmonisches Miteinander von alt & jung ist also auch im kleinen Rahmen der örtlichen Gruppe die Herausforderung“, so die Zen-Praktizierenden.
Junge Menschen hätte ein auffallend große Interesse an der Zen-Praxis, wobei sich Frauen und Männer die Waage hielten. In den letzten fünfzehn Jahren hat die Zen-Sangha den Vorstellungen des Abtes Meister Reigen Wang-Genh folgend zwei Programme eingerichtet: das „Familien-Retreat“ und das „Langzeit-Retreat mit Studentenpreisen“. Das Familien-Retreat findet einmal im Jahr statt. Praktizierende Eltern nehmen an einem „gewöhnlichen“ Sesshin mit 4 Meditationen pro Tag teil, während die Kinder bei verschiedenen Aktivitäten des buddhistischen Erwachens, der Konzentration oder der Unterweisung begleitet werden. „Vor zwei Jahren konzentrierten wir uns zum Beispiel auf das Essen: Die Kinder erkundeten den Gemüsegarten, kochten, servierten und wuschen Geschirr, um die lange Kette der gegenseitigen Abhängigkeit und die Dankbarkeit für das, was sie erhalten, zu verstehen. In den Retreats werden die Mahlzeiten in Stille eingenommen und – es funktioniert!“
Die Aktivitäten richten sich an Kinder zwischen 6 und 12 Jahren. Nicht praktizierende Partnerinnen und Partner seien an diesen Wochenenden sehr willkommen. „Unser Ziel ist es, Kinder und Partner an den Ort der Praxis heranzuführen, zu dem die Frau oder der Ehemann regelmäßig fährt, und um unsere Spiritualität auf einfache und zugängliche Weise zu zeigen. Unsere Idee ist es auch, von den Kindern zu lernen und sich bei Bedarf wieder mit der Spontaneität und Freude zu verbinden, die sie so gut ausdrücken.“
Im Sommer finden Langzeit-Schülerretreats während der Semesterferien an. „Um sie zu ermutigen, haben wir einen sehr günstigen Preis gemacht. Die Schüler – zwischen 16 und 28 Jahren alt – sind sehr enthusiastisch und nehmen mit großer Ernsthaftigkeit und Lernbereitschaft an Gruppenaktivitäten teil. Es ist ein echtes Vergnügen für uns alle!“ Sie zeigten auch eine große Neugierde, stellten Fragen zum großen Thema „Sinn des Lebens“, zur Erleuchtung, „Satori“, zum Umgang mit mit Emotionen und menschliche Beziehungen. „Meister Reigen Wang-Genh bietet allen ein individuelles Gespräch, Dokusan an.“
Viele Praktizierende der Sangha – teils schon länger dabei, teils Neulinge im Zen –sind aber auch schon älter und haben das 70. Lebensjahr bereits vollendet, erklären Kankyo Tannier, Konrad Tenkan Beck und das Zen-Dojo Nürnberg. Offenbar entspricht ihnen die Retreat-Praxis, so wie sie stattfindet, denn sie kommen regelmäßig wieder. Anstatt also spezielle Programme aufzustellen, möchte die Zen-Sangha ältere Menschen in die Sesshins oder das tägliche Leben im Kloster noch aufmerksamer integrieren und noch besser zugänglich sein und beschreitet dafür einen interessanten Weg: „Normalerweise essen wir auf niedrigen Tischen sitzend mit unterschlagenen Beinen. Jetzt haben wir viele ergonomische Meditationsstühle, Stehtische und Stühle für Mahlzeiten angeschafft“ – ganz im Sinne älterer Menschen.
Weitere Informationen. Förderkreis Ryumonji Zen-Buddhismus Süddeutschland e.V.: www.meditation-zen.org/de/foerderkreis-ryumonji-de. Deutsch-französisches Kloster Kosan Ryumonji, Elsass: www.meditation-zen.org/de/kloster
Tibetisches Zentrum Hamburg
Im Tibetischen Zentrum Hamburg gibt es als spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche Jugendwochenenden, Famillienwochenenden sowie ein Sommercamp mit einem Kinder- und Jugendprogramm. Über das interreligiöse Forum, an welchem der bekannte Dharmalehrer und Buchautor Oliver Petersen im Namen des Tibetischen Zentrums beteiligt ist, finden inzwischen auch Treffen unter Jugendlichen – den „Young Visions“ – statt. Heike Spingies von der Öffentlichkeitsarbeit des Zentrums: „Getragen ist dies vom Gedanken, allen Altersklassen Zugang zur buddhistischen Lehre zu ermöglichen. Außerdem ist es für die ganzen Familien sehr schön, sich dem gleichen Thema aber auf altersgerechte Weise zuwenden zu können. Mehrere Generationen inspirieren sich in der Diskussion durch unterschiedliche Fragestellungen auch sehr gut gegenseitig.“
Speziell auf ältere Menschen ausgerichtete Veranstaltungen gibt es im Tibetischen Zentrum nicht, aber Heike Spingies erklärt: „Vielleicht gibt es Themen, denen sich ältere Menschen eher zuwenden, als jüngere. Danach ausgerichtet ist das Programm nicht explizit, sondern es ergibt sich. So sind Kurse zum Umgang mit dem Tod beispielsweise tendenziell weniger von sehr jungen Menschen besucht.“ Grundsätzlich sei das Programm des Zentrums von der der Idee getragen, „alle Generationen anzusprechen, damit eine vielfältige und generationsübergreifende Gemeinschaft entsteht.“
Kontakt und weitere Informationen www.tibet.de, kommunikation@tibet.de
Yun Hwa Sangha
Aus Wien erreichte uns ein Bericht des dortigen Zentrums der Yun Hwa Sangha, wo sich im Frühling 2013 eine Gruppe junger Praktizierender zur „Young Sangha“ zusammengeschlossen hat. „Dahinter gab es zwei grundsätzliche Ideen“, erklärt Philipp Andriopoulos (An Soeng), Sprecher der Young Sangha. „Einerseits möchten wir einen Raum schaffen, in dem die jungen Erwachsenen der Sangha gemeinsam ihre Praxis vertiefen können. Die Lebensrealitäten und -Themen unterscheiden sich doch von denen der älteren Generation, was insbesondere bei Diskussionsrunden, sozialen Events oder gemeinsamen Praxistagen und Retreats zum tragen kommt. Andererseits gab es die Hoffnung, durch die Schaffung einer jungen Gruppe den Zugang zur Sangha für neue junge Menschen attraktiver und einfacher zu gestalten.“ Dieser Plan ist offenbar in beeindruckender Weise aufgegangen, denn die anfänglich kleine Gruppe aus sieben Teilnehmenden hat sich mittlerweile auf etwa das Dreifache vergrößert.
Die Wiener Young Sangha hält seit ihrer Gründung einmal pro Woche ihre eigene Abendpraxis ab, also eine formale Praxis mit Chantings, Sitzmeditation und einer Diskussion von Lehrreden. Mittlerweile organisiert sie auch vier Praxistage pro Jahr, gemeinsame soziale Aktivitäten wie Wandern und gemeinsames Picknick. Seit 2017 gibt es zudem jährlich ein dreitägiges Retreat, an dem auch junge Praktizierende aus anderen europäischen Ländern teilnehmen. Die Young Sangha organisiert sich in ihren Aktivitäten weitgehend selbst, jedoch immer in Absprache und Zusammenarbeit mit der allgemeinen Sangha.
Aktuell ist Yun Hwa Sangha darum bemüht, auch um die Zentren anderer Städte und Länder solche Jugendgruppen entstehen zu lassen. Während in der relativ großen Wiener Sangha bereits eine Hand voll junger Erwachsener praktiziert hatte und der Aufbau einer solchen Gruppe somit relativ einfach war, ist die Situation in kleineren Zentren mit nur ein bis zwei Praktizierenden in der entsprechenden Altersgruppe natürlich schwieriger. Inspiriert durch die Erfahrungen aus Wien gibt es gibt es aber mittlerweile auch in anderen Städten schon vielversprechende Initiativen junger Praktizierender, entsprechende Gruppen aufzubauen.
Weitere Informationen und Kontakt: young-sangha@yunhwasangha.eu, ansoeng@yunhwasangha.eu
Haus der Stille
Das Haus der Stille in Roseburg bietet immer wieder Veranstaltungen für jüngere Menschen an – so vom 27. bis 29. September 2019 das Meditationswochenende „Herz und Geist verstehen lernen“ mit Sylvia Kolk, Anita Hesse und Robert Paschmann, das sich ausschließlich an junge Menschen unter 32 Jahren richtet. In der Ankündigung heißt es: „Wir werden an diesem Wochenende erforschen, wie es ist, uns einmal ohne Ablenkung in liebevoller Aufmerksamkeit dem eigenen Geist und Herzen zuzuwenden. Wir werden erforschen und beobachten, wie der Geist arbeitet und wir werden geschickte Mittel kennenlernen, die uns helfen, mit mehr Gelassenheit im Auf und Ab des Alltags gegenwärtig zu sein. Stille und geführte Meditation werden uns durch den Tag begleiten, der vorwiegend im Schweigen stattfindet. Es wird Zeiten für Fragen und Austausch geben.“
Andere Seminare im Haus der Stille stellen Themen in den Mittelpunkt, wie sie ältere Menschen oft stärker beschäftigen als jüngere. Im März diesen Jahres gab es das Angebot „Blüten fallen – ein Meditationsseminar vom Leben und Sterben“ mit Dr. Friederike Boissevain, Fachärztin für Krebserkrankungen und Palliativmedizin. Das Seminar fand in Edlem Schweigen statt und wurde von Formen des Soto-Zen getragen, mit Möglichkeiten für kreativen Ausdruck und gemeinsamen Austausch. Den alten klösterlichen Tagesrhythmus mit Zeiten der Meditation, Rezitation, Arbeit und Pausen folgend, ließen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von einem Satz des Zenmeisters Tendo Nyojo inspirieren: „Der ganze Körper ist wie ein Mund, der im Raum hängt“. Daraus generierte die Seminarleiterin Fragen, die im Laufe des Meditationsseminars erkundet werden konnten: „Können wir, diesem Bild einer Windglocke gleich, den Klang der Welt aufnehmen und reflektieren? Gelingt es uns vielleicht auch, ihn gelegentlich zu verwandeln, um zu etwas mehr Harmonie beizutragen? Wie klingen wir, während wir leben? Welche Qualität erhält dieser Ton, wenn unser eigenes Leben zur Neige geht? Wonach streben wir in unserem Leben und in unserem Sterben? Was beunruhigt uns? Was gibt uns Kraft, was tröstet uns? Wie können wir Gegensätze miteinander verbinden?“
„Vertrauen und Zuversicht im Leben und im Sterben – die heilende Kraft des Geistes“ heißt ein Seminar, das Lisa Freund – als Buddhistin seit 1990 in der Hospizbewegung aktiv – vom 22. bis 25. August 2019 im Haus der Stille anbieten wird. In ihrer Ankündigung schreibt sie: „Wir betrachten und erforschen äußere, innere Kraftquellen. Sie öffnen Türen zu dem uns innewohnenden, unermesslichen Potenzial. Aus der Berührung mit dieser heilsamen Energie ergibt sich fast spielerisch die Verbindung zu spirituellen Kraftquellen. Sie hat eine persönliche Ausdrucksform und ist zugleich überpersönlich. Wir experimentieren damit. Auf der inneren Reise werden uns Meditation, Imagination und Übungen sowie der Austausch miteinander auf der Grundlage von Achtsamkeit begleiten.“
Weitere Informationen und Kontakt www.hausderstille.org, info@hausderstille.org
EIAB – European Institute of applied Buddhism in der Tradition des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh
Das EIAB (European Institute of applied Buddhism) in Waldbröl wurde von dem Zen-Meister Thich Nhat Hanh gegründet. Für ältere und alte Menschen gibt es keine besonderen Angebote, anders sieht es bei jungen Menschen aus. Die im Zentrum lebende Nonne Schwester Bi Nghiem berichtet: “Wir haben unsere WkUp-Retreats, die in all unseren Klöstern stattfinden – in Europa, den USA und Asien. WkUp-Retreats richten sich an Menschen zwischen 18 und 35 Jahren und es gibt sie in Waldbröl etwa zweimal im Jahr. Die Retreats werden von jungen Nonnen und Mönchen zusammen mit jungen Menschen, die schon länger dabei sind, geplant, gestaltet und durchgeführt. In das EIAB kommen zwar vor allem junge Menschen aus dem deutsch-sprachigen Raum, aber durchaus auch junge Freundinnen und Freunde aus ganz Europa.“.
Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer wählen Zeitpunkt und Themen der Retreats meist selbst aus. Besonders beliebt sind Angebote zum Musizieren und Malen. „Beim WUYA (Wakeupyourartist Retreat) treffen sich junge Menschen eine Woche lang, um die Frage zu erforschen, wie die Achtsamkeitspraxis den kreativen Prozess unterstützen kann und umgekehrt“, erklärt Larissa Mazbouh, die diese Retreats gemeinsam mit Joe Holtaway anbietet. Formale Achtsamkeits- und Meditationstechniken wechseln sich ab mit Workshops für Malen, Tanzen, Singen und Kreatives Schreiben. „Im Vordergrund stehen der achtsame Umgang mit den eigenen Gefühlen und Übungen zur Wahrnehmung des eigene Atems als Anker, um während des kreativen Prozesses mit der eigenen Innenwelt in Kontakt zu sein. Um mit auftretenden Blockaden umzugehen, üben die jungen Teilnehmenden, das anzunehmen und zu akzeptieren, was im jeweils gegenwärtigen Moment im Inneren vor sich geht“, so die Veranstalter. Inhaltlich geht es außerdem darum, das Sich-selbst-nicht-Verurteilen zu üben und mit Hilfe vom geführten Meditationen ein „Achtsames Selbstmitgefühl“, innere Freude und Neugierde zu wecken und dem inneren Kind nahezukommen. „Die eigene Kreativität neu zu entdecken und zu entfalten und die eigene Meditations- und Achtsamkeitspraxis zu vertiefen, sind oftmals die Früchte dieser dichten Woche“, erklärt Larissa Mazbouh. Die „WkUppers“ haben in größeren Städten sogar ihre eigene lokale Sangha, die sich regelmäßig trifft und mit der örtlichen gemischtaltrigen Sangha der Plum Village Tradition gute Kontakte pflegt und gemeinsam regelmäßig meditiert.
Auch die Jüngsten werden im EIAB berücksichtigt: „Bei unseren größeren Retreats“, so erzählte Schwester Bi Nghiem, „zu Weihnachten, Ostern und im Sommer gibt es bei uns jeweils ein Programm für Kinder ab 6 Jahren – nach Altersgruppen gestaffelt – sowie ein Programm für Teenager.“
Triratna
Die Berliner „Young People“-Gruppe der Triratna-Gemeinschaft wird in dieser Ausgabe in einem Interview ausführlich vorgestellt. Auch in Essen im Ruhrgebiet trifft sich regelmäßig eine solche Gruppe, berichtet Rainer Pretz, der diese Gruppe in einem Dreier-Team leitet. Zweimal im Monat – immer am ersten und dritten Sonntag von 16.30 Uhr bis 19 Uhr – sind junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren eingeladen. Das Treffen am ersten Sonntag im Monat richtet sich dabei in besonderer Weise an junge Menschen, die in der Meditation und im Umgang mit dem Buddhismus noch neu und unerfahren sind. „Für viele Young People ist es die erste Anlaufstelle und ihr erster Kontakt mit unserem Zentrum“, erklärt Rainer Pretz. „Wir leiten eine Meditation an, Vergegenwärtigung des Atems oder Kultivierung Liebevoller Güte, und erklären auch gerne etwas zur Sitzhaltung. In einer Pause besteht die Möglichkeit, Tee zu trinken und sich gegenseitig kennenzulernen und einfach auszutauschen. In der zweiten Hälfte stellen wir uns dann alle vor und tauschen uns inhaltlich.“ Die Themen lauten beispielsweise „Sitzhaltung“ oder auch „Smartphone und Achtsamkeit – ein Widerspruch?“
Auf den Treffen sollen dharmische Lehren vermittelt werden, allerdings immer mit Bezug zu dem, was junge Menschen heute und in dieser Gesellschaft beschäftigt. „Die grundlegende Idee ist, dass wir ein passendes Angebot machen möchte für junge Menschen mit ähnlichem Alter, ähnlichen Lebenssituationen und Lebensfragen, wie Studium oder Familiengründung. Hier können sie in Kontakt mit dem Dharma kommen und auch spirituelle Freundschaften entwickeln.“ Freundschaften zu kultivieren sei ein wichtiges Anliegen und ein besonderes Merkmal der Gemeinschaft Triratna, deshalb habe sich die Young People Gruppe in Essen in den letzten Jahren auch noch mehr als sonst darauf konzentriert das Sangha-Juwel in den Mittelpunkt zu stellen, erklärt Rainer Pretz. „Wir machen auch mal Treffen, wo es einfach ein lockeres Beisammensein gibt oder Ausflüge in einen Park, auf denen wir Gehmeditation und Picknick miteinander verbinden.“
Am dritten Sonntag im Monat treffen sich die erfahrenen Meditierenden der Young People Gruppe. „Hier meditieren wir bis zu 40 Minuten und leiten die Meditation auch nicht mehr an.“ Auch auf diesen Treffen findet anschließend ein Austausch zu buddhistischen Themen statt, allerdings mit der Möglichkeit, vor dem größeren Erfahrungshintergrund der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch mehr in die Tiefe zu gehen.
Im Triratna-Zentrum in gibt es auch seit über zwei Jahren ein regelmäßiges Zusammenkommen der Ältern im Sangha – die sogenannte „Spätschicht“. Davon erzählt Dayanidhi, der diese Treffen gegründet hat. „Zur Zeit treffen sich über 20 Männer und Frauen, die älter als 65 Jahre sind, einmal im Monat für etwa zweieinhalb Stunden in unserem Zentrum.“ Teil dieser Runde sind auch fünf Mitglieder des Ordens. Das Treffen beginnt üblicherweise mit einer Meditation, und danach folgt nach einer kurzen Info-Runde ein bestimmtes Thema.
Die Treffen richten sich an alle älteren Sangha-Mitglieder, die schon viel Erfahrung mit dem Triratna-Praxissystem haben, in regelmäßigem Kontakt mit der Gemeinschaften stehen und sich ihr verbunden fühlen. Neben der gemeinsamen Meditation und dem Austausch über dharmische Themen geht es auch darum, gemeinsam etwas zu unternehmen, wie Wandern, Kino- und Theaterbesuche, einander mit Rat und Tat in praktischen Angelegenheiten des täglichen Lebens zu unterstützen, sich über komplexe wichtige Angelegenheiten wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Testament auszutauschen und sich ganz einfach untereinander besser kennenzulernen und zu befreunden.
Auch außerhalb des Sanghas machen die älteren Menschen einander Angebote wie angeleitetes Qigong oder Berichte über persönliches ehrenamtliches Engagement in verschiedenen Bereichen. „Außerdem gibt es die Idee, zusammen ein Retreat in unserem Meditationshaus auf dem Land zu machen oder sich gemeinsam um die Pflege des Gartens zu kümmern“, so Dayanidhi.
Gefragt nach der Idee, von der das Angebot an ältere Menschen getragen wird, zählt Dayanidhi eine Reihe von Punkten auf, die dafür eine Rolle spielen: „Zunächst gelebtes Mitgefühl – wir werden älter und brauchen mehr Unterstützung und Beistand in vielerlei Hinsicht. Dann geht es um die Frage, wie wir den Dharma im Alter leben können. Wie gehen wir mit Alter, Krankheit und Tod um? Welche falschen Ansichten gibt es vielleicht noch?“ Auch eine größere Verbundenheit und Freundschaft zwischen den Älteren liege ihm am Herzen. „Durch unsere Treffen ergibt sich die Gelegenheit, sich auch mal zu zweit auf eine Tasse Kaffee zu verabreden. Oder wir erzählen in großer Runde unsere Lebensgeschichte.“ Tatsächlich hätten manche der älteren Sangha-Mitglieder sich von den vielen jungen Menschen, die das Zentrum inzwischen erfreulicherweise besuchen, ein wenig an den Rand gedrängt gefühlt. „Da könnte manchmal der Eindruck entstehen, die Älteren seien nicht mehr so wichtig.“ Das Gegenteil zu zeigen, war auch einer der Gründe für die Spätschicht, erklärt Dayanidhi. Ein weitere Überlegung hinter dem Angebot sei auch die Suche nach neuen Ansätzen gewesen – viele Ältere hätten schon über viele Jahre an Dharmaübungsgruppen teilgenommen und viele Themen noch so oft studiert, dass neue Perspektiven willkommen seien. Aber auch die Zusammenarbeit mit jüngeren Menschen sei durchaus wichtig: “Wie können wir die jungen Leute im Zentrum unterstützen, wenn sie zum Beispiel ein längeres Retreat machen möchten, aber nicht das Geld dazu haben? Könnten wir eine Art Pate für Jüngere sein?“ Die wichtigste, „allumfassende“ Motivation für die Treffen jedoch sei: „Das Leben des Sangha-Juwels.“
Als Initiator der „Spätschicht“ sei er überrascht gewesen, so Dayanidhi abschließend, wie viel Interesse es dafür gebe. Viele ältere Menschen, die Kontakt zu ihm aufgenommen haben, hätten den Dharma zuvor allein praktiziert oder in einer anderen buddhistischen Gruppe, in der sie sich als Ältere offenbar nicht genügend angesprochen gefühlt hätten.
Kontakt und weitere Informationen www.buddhistisches-zentrum-essen.de/community/young-people.html, spaetschicht@buddhistisches-zentrum-essen.de