Keine Konversionstherapie Homosexueller! Buddhistinnen und Buddhisten fordern Verbot

24. Mai 2018

Ein breites Bündnis von europäischen buddhistischen Organisationen und Lehrerinnen und Lehrern – von Schweden bis Spanien und aus allen großen buddhistischen Schulen und Traditionen – haben sich solidarisch erklärt mit den homosexuellen Opfern so genannter „Konversionstherapien“.

„Geheilt“ von der Liebe? | Foto: Alessandro De Bellis auf Unsplash

In ihrer Erklärung mit dem Titel „Konversionstherapie hat keinen Platz in der modernen medizinischen und spirituellen Welt“ fordern sie dazu auf, Konversionstherapien (siehe Kasten) weltweit zu verbieten. Die Idee zu dieser Deklaration entstand bei den Vereinten Nationen im Januar 2017 auf einer Konferenz des „Unabhängigen Experten für sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität der Vereinten Nationen (SOGI)“ in Genf.

Dr. Michael Vermeulen, Vertreter des europäischen „Rainbow Sangha-Netzwerks“ der EBU und Vertreter von GLADD, der britischen LGBT-Vereinigung von Humanmediziner/inne/n und Zahnärzt/inn/en, erklärte dazu:

„Einige Slogans, die von konservativen Christen benutzt werden – wie“ bete die Schwulen weg „– sind für Buddhistinnen und Buddhisten ein schockierendes Paradoxon. Im Buddhismus geht es bei Spiritualität darum, unseren Hass, unsere Gier und Vorurteile, nicht unsere Unterschiede (schwul oder anders) wegzubeten. Gebet und Spiritualität mit der Eliminierung anderer zu verbinden, ist für Buddhistinnen und Buddhisten ein Oxymoron, und ich bin mir sicher, dasselbe gilt für vielen andere spirituelle Führungspersonen. Wahre Spiritualität bedeutet, Freundlichkeit und Gewaltlosigkeit zu kultivieren, nicht Hass und Aggression.“

Es gelte nun, religiösen Organisationen und spirituellen Lehrerinnen und Lehrern weltweit bewusst zu machen, dass die Konversionstherapie in der modernen medizinischen und spirituellen Welt keinen Platz hat.

Wer dieses Ziel unterstützen möchte, kann die Erklärung unterschreiben. 

Was ist eine Konversionstherapie?

Jeden Tag hören Menschen überall auf der Welt, sie seien minderwertig und sollten sich schämen, weil sie schwul, lesbisch, bi- oder transsexuell sind. Einige von ihnen – oft in streng religiösen Gemeinschaften lebend – werden einer demütigenden Praxis unterworfen, die darauf abzielt, einen Teil ihrer Identität zu zerstören. Dies basiert auf der Vorstellung, dass nur eine heterosexuelle Identität normal ist und andere Identitäten angeblich „geheilt“ oder „repariert“ werden könnten.

Eine solche „Therapie“ beschränkt sich nicht auf eine freiwillige Gesprächstherapie, sondern kann bedeuten, gegen den eigenen Willen eingesperrt zu werden, einer entmenschlichenden Sprache ausgesetzt zu werden, Elektroschocks und anderen Formen von Gewalt zu erfahren und sogar „korrigierende“ Vergewaltigungen.

Forscherinnen und Forscher schätzen, dass etwa 700.000 Erwachsene in den USA irgendwann in ihrem Leben einer Umstellungstherapie unterzogen werden (ungefähr die Hälfte von ihnen im Teenageralter). Konversionstherapien werden allerdings auch auf anderen Kontinenten durchgeführt, auch in Europa.