Japan: Roboter als Zen-Priester
27. September 2019
Der Roboter hat einen Namen, Mindar, und er soll einen Zen-Priester ersetzen. Er steht im Zen-Tempel Kodaiji in Kyoto, spricht japanisch und kann die sakrale Kraft genauso übertragen wie ein Mensch, sagt die Heidelberger Professorin und Religionswissenschaftlerin Inken Prohl in dem Beitrag „E-Priester im Einsatz“ von Mechthild Klein, der am 25.09.2019 in der Reihe „Tag für Tag“ des DLF gesendet wurde.
In Japan kommen Roboter bereits in vielen Bereichen zum Einsatz, so z.B. im Haushalt, bei der Kinderbetreuung und Altenpflege oder als Roboter-Hund. Akzeptiert wird, was das Leben erleichtert. So ist der Roboter-Priester nur eine weitere praktische Entwicklung und zudem ein Versuch, auch junge Menschen für die alten Traditionen zu begeistern.
Mindar ist fest auf dem Boden installiert, hat menschliche Proportionen und seine Gestalt, Gestik und Mimik ist der menschlichen nachempfunden. Er soll in vieler Hinsicht die Aufgaben eines Priesters übernehmen, z.B. Sutren rezitieren, Unterweisung geben und Ansprachen halten. Er kann sogar auf die Fragen der Besucher antworten.
Kann ein Roboter aber tatsächlich dieselbe religiöse Kraft aufbringen wie ein Mensch? Kein Problem, sagt Inken Prohl. Da der Roboter geweiht ist und im Tempel steht, sei er „Kontext dieser besonderen Kraft, die im Tempel sowieso schon herrscht und insofern kann er auch diese Rituale übertragen, in denen religiöse Kraft eine Rolle spielt.“ Es komme vor allem darauf an, dass die Form eingehalten wird, und das wird durch den Roboter erfüllt, meint Prohl.