Interesse an buddhistischer Seelsorge wächst während der Pandemie

26. Dezember 2020

Über das zunehmende Interesse an buddhistischer Seelsorge berichtet das US-amerikanische Magazin Tricycle und bezieht sich dabei auf einen Artikel des amerikanischen Religion News Service (RNS). Der buddhistische Ansatz in der Seelsorge habe vor allem wegen seines kontemplativen Ansatzes und der ruhigen Akzeptanz von Krankheit und Tod Interesse geweckt.

Krankenhaus – ein Betätigungsfeld für buddhistische Seelsorge, Bild: Daan Stevens auf unsplash

In den USA sind in der Vereinigung der professionellen Seelsorgerinnen und Seelsorger (Association of Professional Chaplains) aktuell nur 23 von 5000 professionellen Seelsorger:innen Buddhist:innen, aber die Ausbildungsprogramme für buddhistische Seelsorge haben seit Beginn der Pandemie eine steigende Anzahl von Bewerberinnen und Bewerbern verzeichnet, darunter auch Nicht-Buddhist:innen. Einrichtungen mit Ausbildungsprogrammen für buddhistische Seelsorger:innen in den USA sind zum Beispiel das Upaya Zen Center in Santa Fe, New Mexico und die Naropa Universität in Boulder, Colorado.

In Deutschland und Europa steckt die professionelle buddhistische Seelsorge noch in den Anfängen. „Im deutschsprachigen Buddhismus sträuben sich viele gegen das Wort ‚Seelsorge‘, weil es im Buddhismus kein Konzept einer ‚Seele‘ gibt“, schreibt der Wiener Soto-Zen-Priester, Seelsorger und Unternehmer Shinko Andreas Hagn in seinem Beitrag „1000 Hände – gelebte Verbundenheit“ in der Buddhismus aktuell 1/2021. „In meinem alltäglichen Umgang, auch mit Behörden, ist er jedoch praktikabel, denn einerseits ist er rechtsverbindlich und andererseits wissen alle sofort, was mit ‚Seelsorge‘ gemeint ist – wir sollten nicht an Worten festhalten.“

Die Europäische Buddhistische Union hat auf ihrer Webseite eine Plattform zur Vernetzung der buddhistischen Seelsorgerinnen und Seelsorger bereitgestellt. Die Ziele des Netzwerks für buddhistische Seelsorge sind: „Die spirituellen und seelsorgerischen Bedürfnisse innerhalb buddhistischer Gemeinschaften zu identifizieren, um einen größeren Zusammenhalt der Gemeinschaft und soziale Integration zu fördern“ und „Unterstützung, Ausbildungsmöglichkeiten und Materialien für diejenigen anzubieten, die sich mit buddhistischer Seelsorge beschäftigen“.

In den Ländern, in denen die buddhistischen Unionen bereits die staatliche Anerkennung erhalten haben, werden buddhistische Seelsorgerinnen und Seelsorger vom Staat bezahlt, in Deutschland versucht die Deutsche Buddhistische Union seit langem, die staatliche Anerkennung zu erlangen.

In buddhistischen Gruppen und Kreisen um buddhistische Klöster, Zentren oder Lehrerinnen und Lehrer herum findet oft informelle „seelsorgerische Betreuung“ für die Mitglieder der Gruppe statt, die sich aus den persönlichen Kontakten heraus entwickelt. Bereiche in denen buddhistische Seelsorge zum Tragen kommt sind darüber hinaus unter anderem Gefängnisseelsorge, Seelsorge bei Krankheit und Tod und in Alten- und Pflegeheimen. Eine Professionalisierung der buddhistischen Seelsorge kommt denen zugute, die nicht so intensiv in eine Gruppe eingebunden sind und natürlich auch denjenigen, die als Seelsorger:innen tätig werden.

Tricycle – Interest in Buddhist Chaplaincy Increases During the Pandemic