Einheit von Herz und Geist wissenschaftlich belegbar?
3. Juli 2017
Hirnforscher am Zentrum für buddhistische Studien in Hongkong suchen die Herz-Geist-Verbindung
(3.7.17/ba-online-red) Eine solche Verbindung wird im Buddhismus schon lange vorausgesetzt. Das Sanskrit-Wort citta und das japanische Wort kokoro lassen sich sowohl als „Herz“ wie auch als „Geist“ übersetzen. „Viele buddhistische Lehren sprechen von einer Verbindung zwischen dem Geist und dem Körper, dem Gehirn und dem Herzen“, so der Ehrwürdige Sik Hin Hung, buddhistischer Mönch und Direktor Zentrums für buddhistische Studien. „Es gibt offensichtlich Verbindungen zwischen dem Geist und dem Gehirn. Wir wollten wissen: Gibt es einen Weg, sie zu identifizieren?“
Um diese Frage zu beantworten, überwachten die Forscher Hirn- und Herzaktivitäten ihrer Studienteilnehmer, während diese Achtsamkeitsmeditation ausübten. In einer Studie, die in dem Fachmagazin „Neuroscience Letters“ veröffentlicht wurde, berichteten die Forscher, dass die Achtsamkeitsmeditation die Gehirn- und Herzenaktivitäten nachweislich stärker koordinierte.
Die Forscher möchten auch andere buddhistische Erfahrungen mit wissenschaftlichen Methoden verifizierten – etwa das Singen, die Jhana-Meditation und vielleicht sogar Erleuchtungserfahrungen.
Hung gibt zu, dass das Ziel, Erleuchtung wissenschaftlich zu fassen, weit hergeholt scheint, zeichnen sich doch gerade Erleuchtungserfahrungen dadurch aus, dass sie sich Menschen kaum mitteilen lassen, denen solche Erfahrungen fehlen. „Indem er die letztendliche Gesetzmäßigkeit des Universums durchdrang, konnte der Buddha seine Unreinheiten beseitigen: Gier, Hass und Unwissenheit. Eine Möglichkeit zu messen, ob eine Person erleuchtet ist, könnte darin bestehen zu messen, ob diese Person noch irgendwelche Unreinheiten aufweist. Zeigt sie noch Gier, Hass und Unwissenheit? Zeigt sie immer noch Stress, wenn sie etwas Schreckliches betrachtet? Wenn du ihr sexy Bilder zeigst, hat sie noch Verlangen?“
Auch Mantra-Rezitation verändert Hirnwellenmuster
In einer weiteren Studie mit einundzwanzig praktizierenden Buddhistinnen und Buddhisten protokollierten die Forscher deren Gehirnaktivitäten, während die Studienteilnehmerbuddhistische Mantras rezitierten. Auch hier konnten sie zeigen, dass eine Modulation der Hirnaktivitäten stattfand. „Viele Menschen nutzen die Achtsamkeitsmeditation, sind sich aber der Vorteile des Chantens nicht bewusst“, erklärt Hung. „Amitabha oder Om Mani Padme Hum zu chanten oder sogar ‚Heilige Maria‘ – alles das ist gleich effektiv im Umgang mit psychischem Leiden.“
In einer bislang noch unveröffentlichten Studie untersuchten Hung und sein Team das Gehirn eines erfahrenen buddhistischen Meditierenden, während dieser die acht Vertiefungsstufen der jhana-Praxis durchschritt – also eine sehr fortgeschrittene Form der buddhistischen Konzentrationsmeditation ausübte. Dabei zeigte sich, dass die Alpha-Wellen und Gamma-Wellen im Gehirn zunehmend stärker synchronisiert wurden. „Aber wir wissen nicht, was dies genau bedeutet“, so der Direktor des Zentrums für buddhistische Studien. „Wir haben nur eine Versuchsperson, die dies ausüben kann. Eine Person liefert nicht genügend Daten.“ (Quelle: Lion‘s Roar, 15.6.17)