Ein Zentrum des Lichts für Litauen

4. November 2021

Der 16. Oktober 2021 war ein verheißungsvoller Tag für Litauen, denn an diesem Tag wurde das Alokos Centras, „Zentrum des Lichts“, eröffnet – das erste buddhistische Zentrum in Litauen, das von einer buddhistischen Nonne geleitet wird. Die Buddhalehre wird sich in einem Land etablieren, wenn der Dhamma dort von einheimischen Ordinierten gelehrt wird, so heißt es.

Gründerin des Zentrums ist Ayya Piyadassi, eine in der burmesischen Theravada-Tradition ausgebildeten Nonne. Ihr Zugang zum Dhamma begann mit Vipassana-Kursen in der Tradition S. N. Goenkas. Im Laufe von sechs Jahren intensiver Meditationspraxis und Mitarbeit in Großbritannien und Litauen entwickelte sie ein zunehmendes Interesse an den buddhistischen Schriften und der Meditationstheorie. Dieses Interesse führte sie über Indien, wo sie Paḷi studierte, nach Myanmar. Dort lernte sie zunächst Cittanupassana, die Praxis der Achtsamkeit auf den Geist, von dem Ehrwürdigen Ashin Tejaniya. Im Frühjahr 2013 erhielt sie von dem Ehrwürdigen Pa Auk Sayadaw ihre Ordination zur Nonne. In den Folgejahre lernte sie von verschiedenen Lehrern Meditationstechniken der Pa Auk Tradition und verbrachte die meiste Zeit im Meditationsretreat – zunächst in Myanmar und ab 2016 in den Höhlen Südspaniens. Anschließend studierte sie zwei Jahre an der Shan State Buddhist University in Myanmar Pali und Buddhismus und schloss mit dem Magister (MA) ab.

Die Idee, ein buddhistisches Zentrum zu eröffnen, entstand vor zwei Jahren während eines Besuches in ihrer Heimatstadt Klaipeda anlässlich des Todes ihrer Mutter. Während dieses Aufenthalts wurde sie eingeladen, öffentliche Vorträge zu halten und geführte Meditationen zu geben und war erstaunt über das große Interesse der Menschen dort.

Mit Fördergeldern der Khyentse Foundation und der Ermutigung des Ehrwürdigen Khammai Dhammasami, dem Rektor der Shan State Buddhist University und Abt des Klosters „Oxford Buddha Vihara“ in England, kehrte Ayya Piyadassi Anfang 2021 nach Litauen zurück. Das Zentrum nahm sehr bald Gestalt an und am 16. Oktober konnte Alokos Centrasschließlichseine Pforten öffnen – zur Freude vieler und mit dem Segen der Ehrwürdigen Khammai Dhammasami, Bhikkhu Bodhi und anderer Ordinierter aus Europa und Asien, die online an der Zeremonie teilnahmen.

Alokos Centras hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen meditieren lernen und Wissen austauschen können, an dem sie sich gegenseitig unterstützen und in ihrer Dharma-Praxis wachsen können. 

Das Zentrum ist bislang noch klein und wird, bis auf die einmalige Förderung der Khyentse Foundation, ausschließlich von Spenden getragen. Im ersten Jahr wird es sich auf die Entwicklung einer Gemeinschaft aus Praktizierenden und Unterstützer:innen konzentrieren. In den Folgejahren sollen größere Räumlichkeiten gefunden und mehr Gast-Lehrende aus dem Ausland eingeladen werden. Später kann das Zentrum dann hoffentlich in ein Gebäude umziehen, das auch Unterkunft für Einzel- und Kleingruppen-Retreats anbieten kann.

Aktuell kann Alokos Centras eine weibliche Ordinierte für einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen aufnehmen; ideal wäre es, wenn diese auch die Lehre vor Ort anbieten würde.

Alokos Centras bietet täglich Meditationen und Rezitationen, es gibt Dhamma-Vorträge und spezielle Sonntagsangebote sowie Tages-Meditations-Retreats. Das Programm wird überwiegend auf Litauisch durchgeführt. Dhamma-Vorträge von Gast-Lehrenden aus dem Ausland werden in Englisch oder Russisch mit litauischer Übersetzung präsentiert. Alle Vorträge werden live über Facebook gestreamt. Außerdem bietet Ayya Piyadassi monatliche Frage-und-Antwort-Sitzungen für russischsprachige Menschen auf einem YouTube-Kanal an. 

Ayya Piyadassi und Ayya Anopama 

Informationen und Spenden